Die Arbeitssituation von ErzieherInnen in Kindertageseinrichtungen
A. Die Studie der GEW: Wie geht's im Job? (2007)
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) engagiert sich ebenfalls stark für die Interessen der ErzieherInnen. Von der GEW liegt eine Studie zur Arbeitssituation von ErzieherInnen vor (http://www.gew.de/GEW-Kita-Studie_Wie_gehts_im_Job.html). Daraus ein Zitat:
„Erzieherinnen und Erzieher können sich über vergleichsweise sichere Arbeitsverhältnisse freuen. Nur wenige sind prekär beschäftigt. Wenn Erzieherinnen einer befristeten Tätigkeit nachgehen, dann sind es vor allem - und dies ist die Kehrseite der Medaille - die jüngeren. Der Zugang zum Beruf ist für die nachfolgende Generation demnach deutlich erschwert worden. Nicht selten „hangeln“ sich die Jüngeren von einem befristeten Vertrag zum nächsten. Ihre Weiterbeschäftigung hängt von den Anmeldezahlen für das nächste Kindergartenjahr ab.
Die anspruchsvolle Tätigkeit wird nicht gerade üppig bezahlt. Erzieherinnen liegen mit ihrem Einkommen noch unterhalb der Verdienstmöglichkeiten in anderen, von Frauen dominierten Berufen wie Bürofachkräfte, Bankkauffrauen oder Einzelhandelskauffrauen. In den östlichen Bundesländern werden Erzieherinnen - und dies mehr als 15 Jahre nach der Wende - immer noch schlechter bezahlt als in den westlichen. In zweifacher Hinsicht benachteiligt sind befristet Beschäftigte: Sie müssen nicht nur um ihre berufliche Absicherung bangen, sondern auch geringere Gehälter in Kauf nehmen - und zwar unabhängig vom Alter. Etwas bessere Verdienstchancen haben Erzieherinnen lediglich in Leitungspositionen. Es erstaunt daher nicht, dass die Beschäftigten äußerst unzufrieden mit ihrem Einkommen sind.
Ein „Teilzeitberuf“?
Etwa die Hälfte der Befragten arbeitet in Teilzeit. Von sehr vielen scheint dies aufgrund ihrer familiären Lage so gewollt zu sein. Dennoch berichtet etwa ein Drittel der Teilzeitbeschäftigten, dass der Arbeitsmarkt nur Teilzeitbeschäftigungen bereithalte oder dies vom Arbeitgeber so gewünscht sei. Dieser Befund weist auf zweierlei hin: Bei vielen Erzieherinnen, die bereits Familie haben, stimmen Nachfrage und Angebot überein. Ihnen kommt Teilzeitarbeit privat entgegen. Für diejenigen jedoch, die (noch) keine eigene Familie haben oder auf das Einkommen aus einer Vollzeiterwerbstätigkeit angewiesen sind, scheint es zunehmend schwieriger zu werden, den Lebensunterhalt durch den Erwerb aus ihrem Job zu sichern.Zufrieden - trotz Belastung
Erzieherinnen haben vielfältige Anforderungen in ihrem Arbeitsalltag zu bewältigen. Sie gestalten die Beziehungsarbeit mit den Kindern, stehen einerseits unter „Beobachtung“ der Eltern und versuchen andererseits, familiäre Defizite durch Zuwendung und Förderung auszugleichen. Sie kooperieren mit internen und externen Partnern und sind zunehmend mit Dokumentations- und Verwaltungsaufgaben befasst. Daneben spielen auch die räumlich-materiellen Gegebenheiten sowie die Arbeitsteilung innerhalb einer Institution, die vorhandenen Möglichkeiten der Partizipation für den Grad der Arbeitsbelastung und -zufriedenheit eine Rolle.Zu schaffen macht den Frühpädagoginnen vor allem der ständige Zeit- und Personalmangel sowie der hohe Geräuschpegel in den Gruppenräumen. Dass ihnen ihre Arbeit trotzdem Spaß macht, lässt sich nicht zuletzt daran festmachen, dass sie sich durch die Beziehungsarbeit mit den Kindern kaum belastet fühlen. Auch den Kontakt zu den Eltern erleben sie als wenig stressig.
In den meisten Fällen wird das Arbeitsklima in den Kindertagesstätten als gut beurteilt, es helfe, die Arbeitsaufgaben zu bewältigen: Man könne sich auf Kollegen und Leitung verlassen und unterstütze sich gegenseitig, äußern die Befragten. Positiv bewerten sie auch, dass sie sich ausreichend über alle wichtigen Geschehnisse in ihrer Einrichtung informiert fühlen und an der Gestaltung des Arbeitsalltags sowie der Konzeption mitwirken können. Trotz zum Teil schwieriger Arbeitsbedingungen sind die Erzieherinnen und Erzieher mit ihrer Tätigkeit zufrieden: Ihre Arbeit sei vielseitig und fordere sie mit ihren Fähigkeiten und Fertigkeiten, sie könnten selbstständig arbeiten und hätten Einfluss auf die Arbeitszuteilung.“
Die ausführlichste Darstellung auch zur Personalsituation der Situation der Frühpädagogik in den einzelnen Bundesländern bietet die Bertelsmann Stiftung mit ihrem Ländermonitor.
Wer sich über die frühkindliche Bildung und Betreuung, über Personalsituation, Qualifikation und Berufssituation ausführlich informieren möchte, ist hier gut aufgehoben.
B. Aus dem Ländermonitor Frühkindliche Bildungssysteme 2008 der Bertelsmann Stiftung
Hervorhebungen durch die Redaktion
„Insbesondere Studien in der internationalen Qualitätsforschung zeigen, dass strukturelle Rahmenbedingungen einer guten Qualität der pädagogischen Arbeit förderlich bzw. dafür auch Voraussetzung sind. Allerdings gibt es bisher kaum empirisch begründete Empfehlungen für die konkrete Gestaltung dieser Rahmenbedingungen. Für den Ländermonitor sind die Länderministerien befragt worden, ob und wie präzise insgesamt sieben strukturelle Rahmenbedingungen aus der Landesperspektive geregelt sind. Dies sind die maximale Gruppengröße, die Erzieher-Kind-Relation, Verfügungszeit, Fachberatung, Fortbildung, Leitungsfreistellung sowie der Umfang der Innen- und Außenflächen in KiTas. Aus der Bundesperspektive zeigt sich, dass in allen Bundesländern die Erzieher-Kind-Relation (1) allgemein und präzise definiert ist. Allerdings ist damit noch keine Bewertung möglich, ob diese Erzieher-Kind-Relation fachlichen Ansprüchen genügt. Mit den gewonnenen Informationen kann insbesondere festgestellt werden, ob Kinder in einem Bundesland vergleichbare Rahmenbedingungen in den KiTas erwarten können oder ob Entscheidungen über strukturelle Rahmenbedingungen auf der kommunalen oder der Trägerebene entschieden werden. Im letzteren Fall wird angenommen, dass erhebliche Differenzen in der Ausgestaltung der Rahmenbedingungen entstehen können, die sich konkret in unterschiedlichen Qualitätsniveaus der pädagogischen Arbeit auswirken können. In der Konsequenz wird angenommen, dass Kindern dadurch unterschiedliche Bildungschancen in den KiTas eröffnet werden.
Aus der Bundesperspektive zeigt sich, dass allgemeine Regelungen für die erfassten strukturellen Rahmenbedingungen häufiger sind als ihre präzise Ausgestaltung. So ist beispielsweise die Verfügungszeit in zehn Bundesländern allgemein geregelt, aber nur in der Hälfte von ihnen auch präzise. Insgesamt zeigt sich eine große Vielfalt der Regelungspraxis, die in ihren Wirkungen, insbesondere mit Blick auf die Qualität der pädagogischen Arbeit in den KiTas, nicht beurteilt werden kann.
Der Begriff der Erzieher-Kind-Relation wird im Bundesgebiet mit unterschiedlichen Definitionen verwendet. Diese Differenzen sind bei der Abfrage der Länderministerien zunächst vernachlässigt worden. Allerdings zeigen die Berechnungen der Personalschlüssel (Indikator 12 A), dass die Personalbemessung in den Bundesländern erheblich variiert. ...“
Beispiele aus den Bundesländern:
„Bayern
Maximale Gruppengröße:
Zum Abfragezeitpunkt (Kinder- und Jugendhilfestatistik 15.3.2006) galt in Regelkindergärten eine maximale Gruppengröße von 25 Kindern. Ab 1.9.2006 wird flächendeckend kindbezogen gefördert. Die neue Förderung setzt nicht mehr am Gruppenbegriff an, weshalb auf eine rechtliche Regelung zu maximalen Gruppengrößen verzichtet wird (Hinweis des Staatsministeriums für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen vom 8.10.2007).Verfügungszeit, Fachberatung, Leitungsfreistellung, (Innen-/Außen-)Flächen:
Zum Abfragezeitpunkt (Kinder- und Jugendhilfestatistik 15.3.2006) wurden pro pädagogische Kraft Verfügungszeiten bis zu 8,5 Wochenstunden staatlich gefördert. Bis zur Einführung des BayKiBiG waren auch Mindestflächen staatlich geregelt. Seit der Reform des Kinderbetreuungsrechts im Jahr 2005 setzt der Freistaat auf mittelbare Qualitätssteuerung. Spezielle Regelungen zu den Strukturbedingungen bleiben der örtlichen Ebene vorbehalten (Hinweis des Staatsministeriums für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen vom 8.10.2007).Berlin
Verfügungszeit:
Die Verfügungszeit ist gem. § 12 Abs. 2 VOKiTaFöG Bestandteil der Personalausstattung. Diese umfasst neben der Betreuungszeit die in jeder Einrichtung pro Woche erforderlichen Zeiten je Fachkraft für die Teilnahme an Dienstbesprechungen, Fachberatungen, die Elternarbeit, Gespräche mit anderen Dienststellen, die Anleitung von Praktikanten und Praktikantinnen sowie die individuelle Vor- und Nachbereitungszeit (Auskunft von der Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung vom 5.2.2007). ...Bremen
Verfügungszeit, Fachberatung, Fortbildung, Leitungsfreistellung:
Der Umfang für Fachberatung und Fortbildung ist für alle Träger über Teilleistungspauschalen präzise definiert, d. h., alle Träger haben Fachberatung. Gleiches gilt für die Leitungsfreistellung, jeweils definiert über die Platzzahl. Verfügungszeiten sind ebenfalls über die Personalbemessung für alle Träger gleich geregelt, allerdings in den beiden Stadtgemeinden mit kleinen Unterschieden bei den jeweiligen Anteilen z. B. für pädagogische Gruppenarbeit oder Kooperationszeiten (Mitteilung von der Senatorin für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales vom 30.11.2007).Hessen
Die Erzieher-Kind-Relation ergibt sich indirekt aus der maximalen Gruppengröße, da jede Gruppe mit mindestens 1,5 Fachkräften besetzt sein muss.Niedersachsen
Die Erzieher-Kind-Relation ergibt sich aus der maximalen Gruppengröße sowie der Anzahl der Fachkräfte, die gemäß § 4 Abs. 2 und 3 KiTaG pro Gruppe eingesetzt werden müssen.NRW
Die Erzieher-Kind-Relation ergibt sich aus der Gruppengröße sowie den pädagogisch Tätigen pro Gruppe.Rheinland-Pfalz
Verfügungszeit:
Empfehlungen u. a. für die Berechnung von Leitungsfreistellung und Verfügungszeiten beinhaltet ein sog. „Controlling-Papier“, das eine Auslegung der Kann-Vorschriften definiert. Eine Vereinbarung über das Controlling-Papier wurde zwischen Städte- und Landkreistag sowie den beiden christlichen Kirchen unter
beratender Mitwirkung des zuständigen Landesministeriums geschlossen.Fortbildung, Leitungsfreistellung:
Landesweites Fortbildungsprogramm für Erzieherinnen im Rahmen der Initiative der Landesregierung „Zukunftschance Kinder - Bildung von Anfang an“.(Innen-/Außen-)Flächen:
Bei der Aufnahme von unter Dreijährigen hat ein Träger für die Betriebserlaubnis bei der räumlichen Gestaltung spezifische Anforderungsprofile mit Blick auf die Bedürfnisse der Kinder zu berücksichtigen.Schleswig-Holstein
Erzieher-Kind-Relation:
Der Personalschlüssel ergibt sich indirekt aus den Regelungen über die maximale Gruppengröße und deren Personalausstattung in der KiTaVO.“
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