
Aus einer Woche Musikfestivalbesuch in Übersee wurde ein neues Leben in Deutschland
Die Geschichte der zweisprachigen pädagogischen Fachkraft LeAnne Halter aus dem Mittleren Westen der USA
Es gehört viel Mut dazu, es zu machen wie LeAnne Halter (geb. Anhock) aus Lake Geneva, Wisconsin, in den USA. Die damals 21-Jährige hatte im Sommer 2004 eine Woche Urlaub gebucht, um ein Punk-Festival in Speyer zu besuchen. Ein deutscher Bekannter hatte ihr einen Essener Freund empfohlen, den sie kontaktieren könne, weil sie damals noch kein Deutsch sprach und der konzertbegeisterte Marcel ihr bei organisatorischen Fragen helfe sollte. Sie besuchten gemeinsam das Musikfestival und am Ende des Wochenendes war an eine Rückreise in den Mittleren Westen, rund 8.000 Kilometer Luftlinie entfernt, nicht mehr zu denken. Die beiden hatten nun neben ihrer Leidenschaft für Punkmusik auch eine füreinander und wollten in Deutschland ein gemeinsames Leben aufbauen. „Kurzum habe ich meinen Rückflug gar nicht angetreten und zog bei Marcel ein“, so die US-Amerikanerin. Für Außenstehende klingt diese Liebesgeschichte manchmal wie aus den Hollywood-Filmstudios, denn auch schon elf Monate später sagten sie vor dem Standesamt „Ja, ich will“ bzw. „Yes, I do“.
Willkommen im internationalen Team der RWE-Kita in Essen
LeAnne Halter arbeitete einige Zeit in einem Irish Pub, hat dort viele ihrer heutigen Freunde kennengelernt und stieg dann beruflich um auf Englischunterricht – zunächst für Erwachsene und später in Kindertagesstätten. Schließlich empfahl ihr eine Freundin die Kindertagesstätte Kinderhaus Lumiland am Campus mit dem bilingualen Konzept, sodass die Musikliebhaberin seit 2012 das internationale Team dort komplettiert. Die anderen Muttersprachler kommen beispielsweise aus Australien oder England. Die bilingualen Fachkräfte sprechen mit den Kindern in der Kita ausschließlich Englisch, sodass sie häufig intensiver mit ihrer Körpersprache, Gestik und Mimik arbeiten und z. B. beim Anziehen der Kinder nicht nur sagen „Please put your pants on, my dear“, sondern auch selbst die eigene Hose bildlich hochziehen, damit sie von allen Kindern gut verstanden werden. Nicht immer geht das ganz ohne Missverständnisse ab: Vor einigen Wochen hatten die Kinder ihrer Gruppe gelernt, auf Englisch ihre Namen zu sagen. „My name is …“, „I am …“ und „You are …“ können die Mädchen und Jungen, die LeAnne Halter betreut, nun vervollständigen. Als zum Mittagessen die Kinder schon mit ihr am Tisch saßen und der Servierwagen an der großen Fensterscheibe vorbeigeschoben wurde, rief der zweieinhalbjährige Julen: „Oh, da ist das Mittagessen!“ „Oh yes, are you hungry?“, antwortete ihm LeAnne Halter – was Julen mit einem trockenen „No, I am Julen!“ verneinte und damit bei den Mitarbeitern der Gruppe für großen Jubel sorgte.
Eigene Kreativität in den Kita-Alltag einbringen
Mit ihrem Mann ist LeAnne Halter nun seit 16 Jahren verheiratet, sie haben eine 13-jährige Tochter und einen siebenjährigen Sohn und leben im Westen von Essen, in Frintrop. Für Familienbesuche reisen sie gern in die USA. Die Kleinstadt Lake Geneva liegt idyllisch zwischen Milwaukee und Chicago, ihr See misst ziemlich genau ein Zehntel der Fläche von Essen. LeAnne Halter ist in Teilzeit angestellt und kann so auch die eigene Balance zwischen Familie und Beruf gut halten. „Wir gehen im Team zum Beispiel sehr offen mit beruflichen Terminen in Abendstunden um und finden immer gemeinsam eine Lösung“, so die zweifache Mutter. Ihre kreative Seite kann die pädagogische Fachkraft hervorragend in ihren Berufsalltag einbringen. Gerade in der Reggio-Pädagogik bekommen die Kinder durch basteln, nähen und andere kreative Tätigkeiten verschiedene Möglichkeiten, etwas mit ihren Sinnen zu erfassen und sich selbst auszudrücken. LeAnne Halter hat sich für Reggio-Pädagogik weitergebildet und schätzt an dieser Erziehungsphilosophie vor allem, dass die Selbstständigkeit der Kinder grundlegend anerkannt wird. „Kinder entwickeln sich von sich heraus, sie können sich selbst bilden und wir pädagogischen Fachkräfte müssen uns daher immer fragen, wann gebe ich als Erwachsener einen hilfreichen Anreiz, eine Unterstützung, oder wann unterbreche ich eigentlich die individuelle Entwicklung des Kindes.“
Kita-Ausbau: LeAnne Halter freut sich auf neue Teammitglieder
Doch nicht nur durch Weiterbildung wird die Arbeit im Kinderhaus Lumiland am Campus verbessert, sondern auch durch sogenannte Qualitätsentwicklungsprozesse (QEP). Das von Impuls Soziales Management entwickelte Konzept zur Qualitätsentwicklung hilft, die organisatorische, strukturelle und pädagogische Qualität einer Kinderbetreuungseinrichtung zu sichern und weiterzuentwickeln. „Wir nehmen das als Team sehr ernst und arbeiten alle daran mit – nicht nur die Gruppen- und Einrichtungsleitungen“, berichtet LeAnne Halter. In Teamarbeit kommen vielfältige Sichtweisen auf die eigene Arbeit zustande. So ist es den Mitarbeitern der Kita möglich, jeden Tag ein wenig besser zu werden und sich immer wieder neu auf die Bedürfnisse der Kinder einzustellen. Der nächste QEP greift die Veränderungen auf, die in den nächsten Monaten anstehen: Das Kinderhaus Lumiland am Campus wächst um fünf Gruppen. Die US-Amerikanerin sieht es positiv: „Ich freue mich jetzt schon auf die neuen, tollen Persönlichkeiten, die mit uns arbeiten und dieses Haus gemeinsam weiterentwickeln werden.“