Baden-Württembergische Erzieherinnenausbildung: "PIA ist kein Übergangsmodell"
Bundesweit werden Erzieherinnen gesucht. Baden-Württemberg hat auf den Fachkräftemangel mit einem einzigartigen Modell reagiert, der Praxisintegrierten Erzieherausbildung (PIA). In dieser dualen dreijährigen Ausbildung erhalten angehende Erzieher erstmals auch eine Ausbildungsvergütung. Sie reicht von knapp 800 Euro im ersten bis knapp 900 Euro im letzten Ausbildungsjahr. Über die Ziele des Modells, die Qualität der Ausbildung sowie erste Erfahrungen hat der Themendienst didacta 2014 mit der Staatssekretärin im baden-württembergischen Kultusministerium, Marion v. Wartenberg gesprochen. Erzieherin.de dokumentiert dieses Interview, das dem www.bildungsklick.de entnommen ist.
Marion v. Wartenberg: Wir wollten das Erzieherberufsbild aufwerten und gleichzeitig dem Fachkräftebedarf begegnen. Der enorme Zuspruch bereits im zweiten Schuljahr zeigt uns, dass dies gelungen ist. Für die Bewerberinnen und Bewerbern sind vor allem der hohe Anteil praktischer Ausbildung und die Ausbildungsvergütung wichtige Argumente. Eine 30jährige PIA-Auszubildende sagte jüngst zu mir: 'Das war die Chance meines Lebens. Ich habe eine Erstausbildung im Bürobereich, wollte aber schon lange in den Erzieherberuf wechseln. Eine Fachschulausbildung konnte ich mir nicht leisten, ich habe zwei kleine Kinder und kann nicht auf ein gewisses Einkommen verzichten.'
Woran messen Sie die Erfolge von PIA?
Marion v. Wartenberg: Wir haben einen enormen Zulauf, der permanent steigt. Erstmals ist es uns gelungen, die Zielgruppe Männer anzusprechen. Im zweiten Jahr von PIA sind bereits mehr als 15 Prozent der Auszubildenden Männer. Und wir haben eine andere Alterszusammensetzung. Sie reicht von den 20- bis zu den knapp 50jährigen. Dazu kommt eine große Heterogenität. Fast 50 Prozent der Auszubildenden bringen eine Hochschulzugangsberechtigung mit, viele Schüler haben bereits eine Erstausbildung oder sind Quereinsteiger aus anderen Studiengängen. Diese Mischung ist für Kitas eine große Bereicherung, da die angehenden Erzieherinnen und Erzieher die Vielfalt der Lebenswelten widerspiegeln und sich mit ihren unterschiedlichen Erfahrungen einbringen.
Ein Übergangsmodell ist PIA demnach nicht? Immerhin fordern Experten eine Verbesserung der Erzieherinnenausbildung auf Fachhochschul- oder sogar Uni-Niveau, um dem Bildungsauftrag der Kita gerecht zu werden. Und Baden-Württemberg setzt mit PIA auf eine eher traditionelle, sogar noch verkürzte Ausbildung.
Marion v. Wartenberg: PIA ist kein Übergangsmodell. Baden-Württemberg hat mehrere Wege beschritten und bietet neben der traditionellen Ausbildung auch den Studiengang Frühe Kindheitspädagogik im Hochschulbereich an. Denn nichts spricht gegen die Akademisierung. Aber was wir in Zukunft brauchen, sind multiprofessionelle Teams in den Bildungseinrichtungen. Das sind pädagogische Fachkräfte mit fachschulicher Ausbildung ebenso wie solche mit einem Hochschulabschluss und Erzieher mit einer dualen Ausbildung, die darüber hinaus noch einen anderen beruflichen Hintergrund mitbringen. Für mich ist diese Kombination die Antwort auf das, was wir im frühkindlichen Bereich in Zukunft leisten müssen.
Weiterführende Informationen:
Kultusministerium Baden-Württemberg: Informationen zum Erzieherberuf
Quelle: bildungsklick
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