Blick in die Fachzeitschriften November 2014
Der Blick in die Fachzeitschriften gibt ein- bis zweimonatlich einen Überblick über aktuelle Themen und neue Ansätze in der Frühpädagogik. Er umfasst insgesamt 14 Zeitschriften mit monatlicher bis vierteljährlicher Erscheinungsweise, die für die Frühpädagogik relevant sind. Aus allen besprochenen Zeitschriften werden Artikel für www.ErzieherIn.de ausgewählt und hier veröffentlicht.
Die Redaktion dankt allen Verlagen und Redaktionen, die sich zu dieser einmaligen Form der Kooperation und der Information für die monatlich 75.000 NutzerInnen von ErzieherIn.de (Oktober 2014) bereit erklärt haben und wünscht eine anregende Lektüre. Im folgenden Überblick wird berichtet über die neuen Ausgaben der Zeitschriften: frühe Kindheit, KiTa aktuell Recht, klein & groß, Praxis der Psychomotorik, TPS und Welt des Kindes.
Frühe Kindheit
Über Lebensbedingungen von Kleinkindern in Deutschland schreibt Uta Meier-Gräwe. Sie erfahren, warum der zügige Ausbau von passgenauer Frühförderung und Kleinkindbetreuung gesellschaftlich notwendig ist und sich auch für Kommunen rechnet. Harter Fakt: in Dänemark liegt die Kinderarmutsquote bei 2,7 %, in Deutschland bei 16,3 %. Krippen und Familienbildungsstätten können Kindern eine „zweite Heimat“ bieten und erweisen sich als wichtiger Schutzfaktor. Nicht produktiv ist dagegen das Betreuungsgeld.
Ein Beitrag von Rainer Geißler skizziert die Zusammenhänge der Schulleistungen mit ethnischer Herkunft und die damit verbundenen Nachteile auf verschiedenen Stufen der Bildungslaufbahn. Die Ursachen der ungleichen Bildungschancen werden dargestellt. Es sind der leistungsfremde soziale Filter, die tendenzielle Unterschichtung der Sozialstruktur durch Migranten (d.h. junge Migranten stammen häufiger als Einheimische aus statusniedrigeren Familien und seltener aus statushöheren Familien). Drittens kommt die unterentwickelte Förderkultur in den Schulen hinzu. Deutschland schneidet beim „Index Lehrerunterstützung“ sehr schlecht ab.
Birgit Glorius setzt sich mit „Migration und Bildungserfolg“ auseinander. Sie hält für wesentlich, dass Kinder mit Migrationshintergrund möglichst frühzeitig Angebote zur Sprachförderung erhalten. Dies gilt insbesondere für Quereinsteiger ins deutsche Bildungssystem wie z.B. minderjährige Flüchtlinge.
Neben diesen soziologischen und sozialgeographischen Analysen ist ein weiterer Schwerpunkt des Hefts der Umgang mit der Biografie des Kindes. Wenn man Harry Potter gelesen hat, ist einem klar, welche Bedeutung es für den Waisenjungen Harry hat, über seine Eltern Bescheid zu wissen. Birgit Lattschar meint, dass Kinder ihre Herkunft kennen sollen und erläutert, was Biografiearbeit dabei leisten kann. Ein Beispiel für Biografiearbeit, entwickelt mit lesbischen Müttern, finden Sie hier.
Der Umgang mit schwierigen Wahrheiten wird gelehrt (suchtkranke Eltern, Inpflegegabe usw.). Hier eine These von Andreas Mehringer, dem langjährigen Leiter des Münchner Waisenhauses: „Die Wahrheit ist leichter zu ertragen, auch wenn sie hart ist. Es ist die Wahrheit. Man weiß Bescheid und kann weiterleben.“
Um Biografiearbeit mit Adoptiv- und Pflegekindern geht es auch im Interview, das Jörg Maywald mit der Psychologin Irmela Wiemann führte. Artikel 8 der UN-Kinderrechtskonvention enthält das Recht jedes Kindes auf Achtung seiner Identität.
Isabel Morgenstern beschreibt Biografiearbeit mit Kindern im Projekt Lebensbuch. Weiteres unter www.biografiearbeit.berlin.
Die Selbsthilfegruppe Amerikanische Besatzungskinder in Kassel kommt durch ihre Gründerin Ilona Laudien zu Wort: „Amerikanische Besatzungskinder suchen ihre Väter“.
Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend informiert über das Gesetz zur vertraulichen Geburt. Die Mutter kann 16 Jahre lang ihre Anonymität wahren. Nach 16 Jahren hat ausschließlich das Kind die Möglichkeit, die persönlichen Daten der Mutter beim Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben einzusehen.
Marion Voigt stellt das frühstart-Programm Rheinland-Pfalz der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung vor; es ist ein Erfolgskonzept für die Förderung von Kindern in der Kita.
Sabine Geyer und Anja Müller analysieren die Bildungspläne der Bundesländer hinsichtlich der frühen sprachlichen Bildung und Sprachförderung von Kindern im Alter von 0-3 Jahren.
Das Buch „Komm mit ins Zahlenland“ ist jetzt zehn Jahre alt. Das Konzept, beschrieben von Gerhard Friedrich und Barbara Schindelhauer, ist international erfolgreich.
Wie Kinderrechte in der Kita zum Thema gemacht werden, stellen Beate Drews und Angela Mauritz aus der Hamburger Kita Kirchdorfer Straße vor. Maria Ringler präsentiert die Arbeit des Verbandes binationaler Familien und Partnerschaften, iaf e.V..
KiTa aktuell Recht
Über sexuelle und geschlechtliche Vielfalt im Kontext von Inklusionspädagogik schreiben Stephanie Nordt und Thomas Kugler. Sexuelle und geschlechtliche Vielfalt zeigt sich schon in der Kita, z.B. bei den sogenannten Regenbogenfamilien, in denen mindestens ein Elternteil schwul, lesbisch, bisexuell oder transgeschlechtlich lebt. Sie arbeiten nicht mit der heteronormativen Annahme, es gäbe nur zwei Geschlechter, und diese zwei Geschlechter seien eindeutig, klar unterscheidbar und unveränderbar. Sie beschäftigen sich auch mit intergeschlechtlichen und transidenten Kindern: „Eine sensible Begleitung und Schutz vor Anfeindungen sind hilfreich für alle.... Etwa 10 % aller Jugendlichen haben gleichgeschlechtliche Empfindungen.... Im Kindergarten haben diese Kinder sicherlich noch keine Worte und Erklärungen für ihre Gefühle, die Gefühle sind aber eine Lebensrealität, an die sie sich später erinnern.“
Am 14.10.2013 wurde zu diesen Themen ein Fachtag in Berlin durchgeführt. Die Dokumentation des Fachtages finden Sie hier.
Rechtsanwalt Joachim Schwede macht auf die problematische Verwendung von Textbausteinen in Arbeitsverträgen aufmerksam. Auf der sicheren Seite ist man, wenn dem Arbeitnehmer „Textbausteinklauseln“ vorgelegt werden und der Arbeitnehmer eigene Formulierungen einbringen kann (z.B. zu Stichtagen, zur Klarstellung und anderes mehr).
Jochen Mehler bespricht das Urteil des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofs vom 23.10.2013. Demnach scheidet ein auf § 74 SGB VIII gestützter ergänzender bundesrechtlicher Finanzierungsanspruch für eine Förderung der Träger der freien Jugendhilfe aus. Ein genereller Rechtsanspruch auf eine Defizitübernahme besteht nicht.
Die Psychologin Luise Behringer legt dar, was sich aus Bindungstheorie und Befunden aus der Bindungsforschung für Bildungsangebote in der Kita ableiten lässt.
Ein Urteil des Bundesarbeitsgerichts über die Kürzung von Altersteilzeitbezügen bei der Ausübung von Nebentätigkeiten wird von Joachim Schwede besprochen. Die erfolgreiche Klägerin war eine Erzieherin, die als selbständige Nebentätigkeit pädagogische Fortbildungsveranstaltungen durchführt.
Die Themen Inklusion, Kinderrechte und UN-Kinderrechtskonvention behandelt Matthias Hugoth.
Auch das Thema Kindeswohlgefährdung spielt in der aktuellen Ausgabe eine Rolle. Welche Pflichten haben Fachkräfte? Wie gehen Fachkräfte richtig vor? Den Text von Rainer Becker und Luise Tylla finden Sie hier.
Die Stadt Wiesbaden hat eine Gebührensatzung erlassen, wonach der Halbtagsbereich der Kita kostenlos ist. Diese Kita-Gebührensatzung ist nach einem Beschluss des Hessischen Verwaltungsgerichtshofs in Kassel rechtlich nicht zu beanstanden. Joachim Schwede erläutert das Urteil.
Die Biostoffverordnung für alle vorschulischen Kindertageseinrichtungen wird vorgestellt von Danielle Obermeyer, zuständig für den Arbeits- und Gesundheitsschutz der Kita-Beschäftigten in München.
klein & groß
klein & groß widmet sich dem Thema Resilienz. Das ist die Widerstandsfähigkeit, die uns hilft, mit Belastungen umzugehen, Lösungen zu finden und uns weiter zu entwickeln. Sybille Münnich, von der diese Definition stammt, möchte ErzieherInnen und den ihnen anvertrauten Kindern Resilienz mitgeben. Dazu müssen sich ErzieherInnen ihrer eigenen Widerstandsfähigkeit und ihres Resilienzprofils bewusst sein.
Lohnend ist die Frage: Welche persönlichen Stärken kennen wir und welche Strategien helfen uns im Umgang mit Krisen? Ulrich Siegrist stellt die Kraft des Stehaufmännchens vor. Er stellt einfache Fragen, die die Resilienz fördern: „Welche Einstellungen und Verhaltensweisen haben mir bisher in Krisen geholfen? Wie kann ich diese Einstellungen weiter fördern?“ „Welches Umfeld kann ich mir jetzt schaffen, das mich bei Bedarf unterstützen würde?“
Auch Doreen Taube stellt viele Fragen, wenn sie über Resilienzförderung bei Kindern nachdenkt. „Welche Erinnerungen werden wohl die Kinder in Ihrer Gruppe an die Zeit in der Kita haben? Mit welchen Gefühlen werden sie sich einmal daran erinnern, wie mit ihnen gesprochen und gespielt wurde? Wie unterstützen Sie in der Gruppe Erfahrungen von Mitgefühl mit anderen?“ Nach Doreen Taubes Einschätzung arbeitet man immer dann resilienzorientiert, wenn man ein Kind ermutigt, wenn man es versteht und wertschätzt. Das beste Arbeitsmittel ist dabei die Herzlichkeit.
Gabriele Kubitschek stellt Spiele vor, mit denen man Resilienz fördern kann. Das beginnt mit einfachen Seifenblasen, die die Erfahrung anbieten, dass man Situationen selbst und aktiv bis zu einem bestimmten Punkt mitbestimmen kann und sie dann im Vertrauen loslassen sollte, um den Augenblick zu genießen. Dazu gehört auch das Balancieren, denn es schult neben dem Gleichgewicht auch den Mut, sich einem Wagnis zu stellen. Dies fördert das Selbstvertrauen.
Einblicke in das kindliche Selbst gibt Thomas Künne. Er ermutigt die Bezugspersonen, das Kind bei Schwierigkeiten und emotionalen Situationen zu unterstützen, zu ermutigen und zu trösten. Dazu ist eine gute, vertrauensvolle Beziehung zum Kind erforderlich.
Eine Kitaleiterin erzählt ihre ganz persönliche Resilienzgeschichte. Sie ist in einem autoritären Kinderheim groß geworden. Ihr bedeuten folgende Worte von Armin Krenz viel: „Wer Kinder verändern möchte, muss sich zunächst selbst verändern. Wer Kindern bei ihrer Entwicklung helfen will, muss zunächst die eigene Entwicklung ins Augenmerk nehmen. Wer selbstständige, selbstaktive Kinder haben möchte, muss zunächst sich selbst kritisch betrachten. Wer von Kindern ein faires Verhalten erwartet, muss zunächst selbst gerecht mit sich umgehen. Wer von Kindern ein realistisches Einschätzen von Situationen erwartet, muss zunächst selbst viele Lebenssituationen realistisch betrachten. Wer Vertrauen von Kindern erfahren möchte, muss zunächst sich selbst Vertrauen schenken. Wer ein offenes, klares Verhältnis zu Kindern haben möchte, muss zunächst offen und klar mit sich selbst umgehen. Wer Kinder mit Wahrheiten konfrontiert, muss selbst den Wahrheiten des Lebens ins Gesicht schauen.“ (Krenz, Kinder brauchen Seelenproviant, Kösel 2008, S. 60)
Mit dem Aufwachsen in zwei Sprachen beschäftigt sich Krippenerzieherin Thea und gibt hierzu für die Krippenphase viele Tipps.
Barbara Leitner vermittelt die Anwendung der gewaltfreien Kommunikation nach Marshall B. Rosenberg bei den Jüngsten. Danach gelingt die Entwicklungsbegleitung, wenn die betreuende Person mit den Gefühlen und Bedürfnissen des Kindes in Kontakt ist. Sie schreibt: “Die Grenze der Empathie des Erwachsenen für sich selbst markiert auch die Grenze der Annahme eines Kindes: Für einen Erwachsenen ist es schwierig, Gefühle und Bedürfnisse bei einem Kind wahrzunehmen, zu fühlen und zu spiegeln, die er bei sich selbst unterdrückt.“
Christiane Hatzl stellt ein „Picasso-Projekt“ im GIP-Kunstkindergarten Waltendorf vor.
Es werden auch Kommunikationsprobleme mit Kindern erörtert, die zwar sprechen, aber trotz eines guten Gehörs nicht alles verstehen. Zum Teil sind Traumata oder andere erschwerte Entwicklungsbedingungen der Grund. Hierüber schreibt Karin Urmann.
Studierende eines Studiengangs Frühkindliche inklusive Bildung haben mit Kindern deren Wunsch realisiert, auf dem Gelände eine Höhle zu bauen. Der Lernprozess wurde in einem Kompetenz-Tagebuch dokumentiert und für klein & groß von Sabine Lingenauber und Janina L. von Niebelschütz aufnotiert.
Die Erzählkiste enthält Einstiegsrituale für Märchen und andere Geschichten. Wie wäre es mit einem Märchenteppich für den Abflug ins Märchenland? Dafür muss nur ein „alter“ Teppich, auf dem drei bis vier Kinder sitzen, in den Stuhlkreis gezogen werden.
Horst Küppers berichtet über die Kindheit im Vielvölkerstaat Surinam / Paramaribo, ein interkulturelles Projekt im Advent behandelt Heike Westermann.
Über Kids-Coaching, eine neue Art der pädagogischen Arbeit, schreibt Anna Thiel. Zu den Grundlagen des Kids-Coaching zählt, dass „jedes Verhalten ein positives Ziel verfolgt. So möchte kein Kind einem anderen Menschen auf die Nerven gehen, vielmehr möchte es vielleicht auf sich aufmerksam machen oder es hat nicht gelernt, mit Grenzen umzugehen.“
Die Bedeutung des Rollenspiels, des sich in andere Hineinversetzens, erörtert Martin R. Textor. Ihm ist auch die Website www.kindergartenpaedagogik.de zu verdanken, die inzwischen mehr als 12.000 für ErzieherInnen bedeutsame Fachartikel umfasst.
Die Kitarechtler helfen, die Begleitung beim Ausflug durch Eltern rechtlich zu betrachten und erörtern die Aufsichtspflicht. Literaturtipps runden „klein & groß“ ab.
Praxis der Psychomotorik
Stephanie Bahr schreibt über den bewegten Übergang von der Kita in die Grundschule. Dabei ist Bewegung Lerngegenstand (z.B. Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit, Reaktionsfähigkeit, Gleichgewicht), Medium der Gesundheitsförderung (positive Einstellung zu Bewegung, Spiel und Sport), Medium des Lernens (es besteht ein Zusammenhang von Bewegung mit Lern- und Denkprozessen) und Bewegung ist Medium der Entwicklungsförderung.
„Eine Generation wird krank geschrieben“, ist die These der Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie /-psychotherapie Charlotte Köttgen zur Ausbreitung der Aufmerksamkeits- Defizit-Hyperaktivitäts-Störung (ADHS). In Würzburg erhalten 18,8 % der Jungen und 8,8 % der Mädchen die Diagnose ADHS! Dabei gibt es zahlreiche Feldiagnosen; oft erhalten die überforderten Jahrgangsjüngsten eine ADHS-Diagnose. Charlotte Köttgen warnt, dass die ADHS-Medikamente ein hohes Suchtpotential haben. Bemerkenswert ist, dass es nur bei 9,5 % der Kinder mit ADHS Kontakte zu Psychotherapeuten gab. Die Deutsche Gesellschaft für soziale Psychiatrie hat eine Handreichung zu ADHS herausgegeben, die zum kostenlosen Download bereit steht.
Der Sportlehrer Uwe Jakob-Schäfer zeigt, wie durch Psychomotorik eine Aggressionsminderung erreicht wird.
Die Leserschaft erhält einen Rückblick auf den Kongress Invest in Future. Wichtig sei, sich von der Maxime zu verabschieden: „Wie muss das Kind sein, damit es der Schule gerecht wird?“ Stattdessen soll die Frage gelten: „Wie muss unsere Schule sein, damit sie dem Kind gerecht wird?“
Gruppenaktivitäten im Hochseilgarten werden von Katharina Lipfert angeregt.
In Passau ist an der Innpromenade ein bemerkenswerter Spielplatz entstanden. Federführend in der Planung war die Landschaftsarchitektin Barbara Franz.
Über Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Motopädagogik und der zeitgenössischen Tanzpädagogik schreibt Monika Weiner.
Ressourcenorientiertes Stressmanagement für den Alltag von ErzieherInnen ist das Thema von Eike Quilling, Merle Müller und Marcel Heinzler. Positives Ergebnis einer nicht repräsentativen Befragung von ErzieherInnen der Deutschen Sporthochschule Köln: ErzieherInnen sind im Durchschnitt resilienter als andere Frauen im gleichen Alter (Resilienz = psychische Widerstandsfähigkeit). Auffallend war, dass beinahe alle Erzieherinnen sich gerne bewegen (93,5%).Ebenfalls über ressourcenorientiertes Stressmanagement von ErzieherInnen schreibt Theresia Binder. Ihr Schlusswort: „Für die ErzieherInnen in den Einrichtungen halte ich es für besonders wichtig, aus dem (manchmal zermürbenden) 'Hamsterrad' der vielen Anforderungen von innen und außen auszubrechen. Inne zu halten und sich bewusst zu machen, was ich erreicht habe. Leider wird die Selbstreflexion in der Erzieherausbildung nicht gelehrt. Im Hinblick auf ein ressourcenorientiertes Stressmanagement in Kitas wäre es von Bedeutung, im Team achtsam zu werden, eine wertschätzende Kommunikation zu fördern und sich darin gegenseitig zu unterstützen.“
Diese Ausgabe der Praxis der Psychomotorik setzt sich auch damit auseinander, was das Spiel für uns im Alter tun kann (Gaby Hasler Herzberg).
TPS
TPS hat den Schwerpunkt „Zehn Jahre Bildungspläne“. Susanne Viernickel und Iris Nentwig-Gesemann berichten von der Studie Schlüssel zu guter Bildung, Erziehung und Betreuung, die 2013 veröffentlicht wurde. Untersucht wurde u.a. der Umgang von Kita-Teams mit Bildungsplänen. Das Ergebnis des Umgangs war unterschiedlich: umsetzungsorientiert, wertekernbasiert oder distanziert. Wichtig ist, dass die Teams bei der Umsetzung durch Supervision, Beratung und Fortbildung unterstützt werden. Wichtige Ergebnisse der Studie können Sie im Beitrag von Iris Nentwig-Gesemann auf ErzieherIn.de lesen.
Für eine Neubesinnung in der Frühpädagogik spricht sich Herbert Renz-Polster aus. Er wirbt dafür, Eltern gegenüber die Einflüsse von Wirtschaft und Politik auf die Frühpädagogik klar zu benennen, ob das nun das Schlaumäuse-Programm von Microsoft oder das Haus der kleinen Forscher von Mc Kinsey und der Telekom-Stiftung ist. Renz-Polster erinnert daran, dass Kinder nur dann lernen können, wenn sie sich emotional sicher fühlen.
Petra Völkel erklärt die Bedeutung von „Ko-Konstruktion“ in den frühpädagogischen Curricula.
Norbert Neuss stellt in Die Bildungsbereiche von den Kindern aus denken?! drei Modelle zur Umsetzung der Bildungspläne vor.
Einen kritisch-konstruktiven Rück- und Ausblick auf die Planbarkeit frühpädagogischer Arbeit in Kitas und ihre Grenzen gibt Detlef Diskowski.
„Ziele unerreichbar?“ heißt es in Hilmar Hoffmanns Aufsatz über Bildungspläne zwischen politischer Euphorie und quälendem Alltag. Der Autor hält es für nötig, dass die Bildungspläne in Bezug auf Eindeutigkeit und Verständlichkeit wissenschaftlich überprüft werden.
Soja Alberti gibt zur Umsetzung der Bildungspläne ein Beispiel aus Rheinland-Pfalz. Bildungsprogramme in der Fort- und Weiterbildung behandelt Susanne Kühn. Schließlich kann Fortbildung zur Weiterentwicklung des pädagogischen Alltags inspirieren.
„Kinder schaffen sich in ihrem Tun wie selbstverständlich ideale Bildungsbedingungen. In allen Situationen ist ein Zugang zu den unterschiedlichen Bildungsbereichen gegeben“, ist die These von Sabine Lippold, die sie mit Fotos und einem Beispiel untermauert.
Anna Spindler schreibt darüber, wie Kinder in den ersten Lebensjahren in den Bildungsplänen vorkommen und stellt die qualifizierte Schulvorbereitung in Hessen vor.
Um Inklusion in den Bildungsplänen geht es Deborah Pioch und Corinna Schmude. Sie sehen Handlungsbedarf auf Trägerseite und bei den politisch Verantwortlichen, um ein inklusiv-professionelles Arbeiten laut Behindertenrechtskonvention zu ermöglichen.
Eine kleine Chronologie des Berliner Bildungsprogramms für Kita und Kindertagespflege in der Praxis hat Christa Preissing verfasst.
Herbert Vogt schreibt über „Eltern duzen? Eine heikle Frage in der Zusammenarbeit von Fachkräften und Eltern“.
Claudia Wirts widmet sich der Wirksamkeit verschiedener Ansätze zur Sprachförderung.
Wie es Kindern in der Südsee, auf den Fidschi-Inseln, geht, beschreibt Sabine Hall. Bücher werden vorgestellt.
Dem Heft liegt ein Elternbrief „Keine Macht den Vorurteilen. Vielfalt“ bei. Es geht z.B. um andere Länder, andere (Tisch-)Sitten. Er kann für 0,40 Euro /Exemplar bei mail@beta-diakonie.de bestellt werden.
Welt des Kindes
Die aktuelle Ausgabe der Welt des Kindes hat die Qualität im Blick. Stefan Sell stellt zur Lösung des Problems fest: „Wir brauchen eine neue, regelgebundene Finanzierungsarchitektur, um überhaupt die Ressourcen für die Sicherung einer Mindestqualität in den Einrichtungen zu bekommen. Das kann nur über eine anteilige Mitfinanzierung des Bundes realisiert werden. Sonst stehen wir vor dem nicht lösbaren Dilemma, dass die Kommunen, auch wenn sie anders wollen, gerade in Zeiten des quantitativen Ausbaus gezwungen sein werden, qualitative Aspekte zu vernachlässigen oder gar abzusenken.“ Stefan Sell hat zur Bundesmitfinanzierung einen „KiTa-Fonds“ vorgeschlagen.
Sollte die Qualitätsfrage nicht gelöst werden, sieht Sell die Kitas eine ähnliche Entwicklung nehmen, wie das bei den Pflegeheimen der Fall ist: immer weniger Personal für immer aufwendiger zu betreuende ältere Menschen.
Zum Thema Qualität hat die Zeitschrift eine Fakten-Seite bereit gestellt:
Infos zur NUBBEK-Studie
Ländermonitor Frühlindliche Bildungssysteme
Wissenschaftliche Parameter zur Bestimmung der pädagogischen Fachkraft-Kind-Relation
GEW: Personalschlüssel und Fachkraft-Kind-Relation in Kitas - Berechnungen anhand eines Beispiels
Armin Schneider richtet den Fokus auf Ressourcen und positive Veränderungen trotz widriger Umstände.
Ihre persönliche Lerngeschichte aus 35 Jahren Tätigkeit im Kitabereich hat Petra Wagner verfasst.
Rainer Strätz macht sich Gedanken zur Qualität des Umgangs mit den Akteuren vor Ort. Er formuliert Rechte der Fachkraft, des Teams, der Leitung und des Trägers. Die Fachkraft sollte z.B. das Recht haben, nicht mit anderen verglichen zu werden. Die Leitung sollte Evaluationsergebnisse mit ihr besprechen und nicht zur Personalbeurteilung heranziehen. Frank Jansen widerspricht einigen Thesen von Rainer Strätz, indem er formuliert: „Qualität braucht den Vergleich.“
Der Ratgeber Recht behandelt den Eignungsnachweis für in Kitas tätige Therapeuten, Logopäden usw. Der Kita-Träger muss ihre Eignung nach § 72a SGB VIII sicherstellen. Ergibt sich daraus ein Einstellungshindernis, sind die Daten unverzüglich nach § 72a Abs. 5 SGB VIII zu löschen.
Mit dem Thema Inklusion als Leitungsaufgabe beschäftigt sich Petra Wagner.
In Kinderfragen zeigen sich Grundzüge philosophischen Denkens. Maren Bonacker stellt Bilderbücher vor, die sich zum Philosophieren mit Kindern besonders eignen.
Wie Kinder ihre eigene Mode entwarfen und vorführten, davon berichtet Simone Schaff.
„Ist Ihr Kind ein Regel- oder Ganztagskind?“ wurde Simone Bell D'Avis in mehreren baden-württembergischen Kindergärten gefragt. Aus ihrer Sicht ist der Ganztag die Regel und sie ist der Meinung, dass das Unwort „Regelkind“ aus dem Sprachgebrauch gestrichen werden sollte.
Fachbücher und Kindermedien werden vorgestellt.
In Berlin verhält sich die Alice-Salomon-Hochschule solidarisch mit den benachbarten Hellersdorfer Flüchtlingen und hat teilweise Lehrveranstaltungen ins Flüchtlingsheim verlegt. Die Professorin Nivedita Prasad berichtet von ihren Erfahrungen mit der Solidaritätsarbeit.
Der Kinderarzt und Psychotherapeut Hans von Lüpke lenkt den Blick auf familiäre Hintergründe, die Gewalt gegen Kinder auslösen können und macht Vorschläge, wie einem vernachlässigten oder misshandeltem Kind am besten zu helfen ist.
Im SPEZIAL, einer Beilage zur Welt des Kindes, erläutert der Zeichenlehrer und Kunstpädagoge Klaus von Mirbach, wie Zeichnen, Schreiben und Lesen zusammenhängen und wie man sich mit Kindern auf die Spur der Zeichen begeben kann.