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Bundesverband privater Träger der freien Kinder-, Jugend- und Sozialhilfe fordert: Haltet die Kinder- und Jugendhilfe am Netz!

12.10.2022 Kommentare (0)

Steigende Energiekosten bringen wichtige Angebote der Kinder- und Jugendhilfe in Bedrängnis. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat die weltpolitische Stabilität erheblich ins Wanken gebracht. Ganz abgesehen von den dramatischen Folgen für die Menschen in der Ukraine, sind auch große Teile der Bevölkerung in Deutschland von den mit der Krise einhergehenden Preissteigerungen für Energie, Lebensmittel und Treibstoffe betroffen. Insbesondere die Verknappung der Gasversorgung könnte damit auch weitreichende Folgen für Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe zum Nachteil der dort lebenden jungen Menschen zur Folge haben.

„Mit ihren pädagogischen Angeboten und der Fachkompetenz der Mitarbeitenden helfen Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe jungen Menschen dabei, eine Alltagsstruktur und eine Perspektive für ein eigenständiges Leben zu entwickeln. Stationäre Einrichtungen bieten Kindern und Jugendlichen, die aus den unterschiedlichsten Gründen nicht mehr bei ihren Familien wohnen können, ein zweites Zuhause, Unterstützung in schwierigen Lebensphasen und Schutz“, so Martin Adam, Präsident des Bundesverbandes privater Träger der freien Kinder-, Jugend- und Sozialhilfe e.V. (VPK). „Aktuell jedoch kämpfen auch die Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe selbst mit Herausforderungen. Ist der Fachkräftemangel bereits seit Jahren ein großes Problem für die Einrichtungen, so bringen nun die seit Beginn des Ukraine-Krieges allgegenwärtigen Ängste und Verunsicherungen sowie vor allem die stetig steigenden Energiekosten die Einrichtungen in Bedrängnis“, so Adam weiter.

Von Preissteigerungen von über 150 % für Strom und Gas ist die Rede. Hinzu kommen inflationär bedingte Preissteigerungen für Lebensmittel, Treibstoffe und fremde Dienstleistungen wie Handwerkereinsätze, die den Sachkostenanteil, der in der Regel ca. 20 % des Gesamtentgelts ausmacht, erheblich in die Höhe schnellen lässt und für die Träger damit durchaus existenzgefährdend werden kann. Die zuständigen Jugendämter – so berichten viele Einrichtungen – lehnen kurzfristige Nachverhandlungen der Entgelte mit dem Argument ab, die Kostensteigerungen seien weder unvorhergesehen noch wesentlich.

„Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe, die mit ihren wichtigen Angeboten tagtäglich unverzichtbare Leistungen für ein gutes und sicheres Aufwachsen von jungen Menschen gewährleisten, brauchen jetzt dringend die Aufmerksamkeit, die ihnen gebührt“, so Martin Adam. „Nicht umsonst wurden wir während der Corona-Pandemie als systemrelevant eingestuft. Jetzt kommt es darauf an, dass neben den Privathaushalten auch die in unseren Einrichtungen lebenden jungen Menschen mit ihren Bedürfnissen von der Politik gesehen und entsprechend unterstützt werden.“

Aus Sicht des VPK-Präsidenten, der selbst Leiter einer stationären Einrichtung ist, sind neben der Zulassung kurzfristiger nachträglicher Entgeltverhandlungen auch andere Möglichkeiten denkbar. So bietet das SGB VIII beispielsweise auch die Option von Ergänzungsvereinbarungen, die jedoch bedauerlicherweise nicht in allen Bundesländern Anwendung findet. Aber auch einmalige pauschale Aufschläge sind ein gangbarer Weg. „Die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass kreative Lösungsansätze möglich sind. Voraussetzung ist, dass das Problem anerkannt wird und ein echter Wille vorhanden ist, Lösungen zu suchen!“ 

„Wir stellen hohe qualitative Anforderungen an die Arbeit in unseren Einrichtungen. Dies wird nicht nur von Politik und Gesellschaft erwartet, sondern entspricht vor allem unserem Grundverständnis von pädagogischer Arbeit und dem Wunsch, jedem jungen Menschen mit seinen individuellen Bedürfnissen gerecht zu werden“, so Martin Adam. „Sollte zukünftig ein deutlich größerer Teil der Entgelte erzwungenermaßen für Energiekosten anstatt für die Qualität der angebotenen Leistungen aufgebracht werden müssen, werden im schlimmsten Fall weniger Mittel für die Umsetzung der pädagogischen Arbeit zur Verfügung stehen. Dies gilt es unbedingt zu vermeiden“, so Adam abschließend. Rückfragen: Sophia Reichardt, Tel.: 030 58 84 07 41

Quelle: Pressemitteilung des Bundesverbandes privater Träger der freien Kinder-, Jugend- und Sozialhilfe e.V. vom 29. September 2022

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