Cholera in Haiti - Kinder besonders gefährdet
Clarena, noch keine zwei Jahre alt, kuschelt sich an ihren Onkel. Ihre Mutter Rosedani hat das Mädchen vor drei Tagen ins Saint Nicholas Hospital gebracht; ihre anderen sieben Kinder sind bei Verwandten geblieben. „Ich mache mir große Sorgen”, sagt Rosedani.
Clarena ist eine von Hunderten Cholera-Kranken in dem ohnehin schon überlasteten örtlichen Krankenhaus in Saint Marc, 70 Kilometer nördlich der haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince. Junge und alte Menschen liegen entkräftet auf improvisierten Betten, die bis auf den Hof des Krankenhauses stehen. An ihrer Seite halten übermüdete Angehörige die Infusionsflaschen mit salzhaltiger Lösung hoch. Männer, Frauen und Kinder sind gleichermaßen in Windeln gewickelt, um den stetigen Fluss von Körperflüssigkeiten aufzuhalten.
Die Angehörigen und Helfer haben die Nasenlöcher mit Watte verstopft in der Hoffnung , sich dadurch vor Ansteckung zu schützen. Die Krankenhaustore öffnen sich regelmäßig, um neue Patienten einzulassen, manche werden auf der LKW-Ladeflächen gebracht, andere auf Motorrädern. „Was wir hier sehen, ist der Anfang von einer möglicherweise größeren Gesundheitskrise“, sagt Jean Claude Mubalama, Leiter der UNICEF-Gesundheitsprogramme in Haiti. „Eine gute Koordination zwischen den Hilfsorganisationen und den lokalen Gesundheitsbehörden entscheidet jetzt, ob sich die Epidemie weiter ausbreitet.“
Was zu Beginn nach einem Ausbruch von schwerwiegenden Durchfallerkrankungen aussah, hat sich inzwischen als die gefürchtete Cholera herausgestellt. Cholera ist eine bakterielle Darmkrankheit, die durch verschmutztes Trinkwasser und Essen übertragen wird. Sie führt zu wässrigem Durchfall und Erbrechen und kann mit Antibiotika und Mitteln gegen Austrocknung behandelt werden. Wird Cholera nicht wirksam bekämpft, kann sie zu einer sich schnell ausbreitenden Epidemie werden.
In der vergangenen Woche sind bereits über 250 Menschen gestorben, und mehr als 3.000 Menschen wurden ins Krankenhaus gebracht. Besonders betroffen sind bislang die Bezirke Grand Salines und L'Espere sowie die Stadt Saint Marc. Die meisten Fälle konzentrieren sich auf Orte entlang des Flusses Artibonite. Diese Krise trifft die Menschen in Haiti hart – zehn Monate nach dem verheerenden Erdbeben vom 12. Januar, bei dem bis zu 300.000 Menschen starben. Über 1,3 Millionen Menschen leben immer noch in Notlagern. UNICEF und seine Partner setzen jetzt alles daran, ein Übergreifen der Epidemie auf diese Lager zu verhindern.
So versorgt UNICEF gemeinsam mit seinen Partnern die Menschen mit Antibiotika, salzhaliger Lösung, Chlortabletten, Zelten, Decken, Hygiene-Kits und Wasserreinigungstabletten.
„Jetzt kommt es auf Schnelligkeit an.“, sagt Mubalama. „Kinder sind bei dem Ausbruch einer solchen Krankheit am meisten gefährdet. Wir arbeiten mit unseren Partnern eng zusammenarbeiten, um Helfer zu mobilisieren. Indem man einfache Maßnahmen wie Händewaschen mit Seife vor dem Essen und nach dem Toilettengang umsetzt und nur abgekochtes oder gereinigtes Wasser trinkt, können wir die Cholera stoppen.“
Quelle: UNICEF https://www.unicef.de/presse/ausbreitung-cholera-stoppen/