
Das Aachener Modell: Die Kita-Quantitätsoffensive?!
Dass der Anspruch auf einen Kindergartenplatz mehr als nur ein simpler Rechtsanspruch ist, sondern vielmehr die systemrelevante Grundlage für alle übrigen Berufsgruppen darstellt, hat uns bereits die Corona-Pandemie aufgezeigt. Während immer mehr Fachkräfte fehlen – sei es krankheitsbedingt oder aber gar den Beruf verlassend -wird gleichzeitig das Betreuungsangebot weiter ausgebaut. So entpuppt sich die verlässliche Kinderbetreuung ab dem 1. Lebensjahr mehr und mehr als unhaltbares Traumkonstrukt einer Politik, die nicht auf die Hilferufe der pädagogischen Fachkräfte reagiert. Die harten Fakten: Allein in NRW fehlen 24.400 Erzieher/innen (2023 fehlen in Deutschland rund 384.000 Kita-Plätze (bertelsmann-stiftung.de)).
Dem Fachkräftemangel soll nun mithilfe des sog. „Aachener Modells“ Abhilfe geschaffen werden. Das Aachener Modell sieht vor, dass ungelernte Kräfte vermehrt in Kindertagesstätten eingesetzt werden sollen. Diese könnten beispielsweise beim Zähneputzen oder An-und Ausziehen der Kinder für Entlastung bei den verbliebenen pädagogischen Fachkräften in den Kitas sorgen.
Fällt also die qualitative pädagogische Ausbildung, die für den sensiblen Bereich der frühkindlichen Bildung, Erziehung und Betreuung erforderlich ist, dem politischen kurzsichtigen Pragmatismus zum Opfer?
"Das Aachener Modell ist kein Ersatz für die qualitative Arbeit einer pädagogischen Fachkraft!" So können Hilfskräfte keineswegs die pädagogische Arbeit übernehmen oder gesetzliche Pflichten einhalten, wie die Aufsichtspflicht und die Fürsorgepflicht. Viele Leute im Haus zu haben, bedeutet nicht, dass die Qualität stimmt! "
Maren Kremer, 1. Vorsitzende
Verband für Kitafachkräfte NRW e.V.
Zahlreiche Aspekte der pädagogischen Arbeit werden oftmals von ungelernten Kräften nicht als solche erkannt, geschweige denn adäquat behandelt. Hilfskräfte, wie beispielsweise die seit der Corona-Pandemie etablierten Alltagshelfer, sollen unterstützend eingesetzt, aber nicht als Ersatz für eine fehlende pädagogische Fachkraft in den Kitas verstetigt werden dürfen. Ein Pluspunkt aus unserer Sicht: Andere Tätigkeiten in unserem Arbeitsfeld sollen laut Aachener Modell ausgelagert werden, darunter fallen beispielsweise Hausmeistertätigkeiten, Hauswirtschaft, etc. Ein sichtbar guter Ansatz!
Wir begrüßen, dass mit dem Aachener Modell ein Notfallplan auf den Weg gebracht werden soll, jedoch ist zu befürchten, dass so ein politisches Hintertürchen für eine dauerhafte Abwertung der pädagogischen Ausbildung installiert werden könnte. Kindertagesstätten dürfen nicht zu Gunsten der Betreuungssicherheit zu reinen Verwahranstalten degradiert werden.
Eine dauerhafte Lösung kann nur mit allen Betroffenen gemeinsam gefunden werden!
Quelle: Verband für Kitafachkräfte NRW e.V.