
„Das Qualitätsverständnis in der frühen Bildung ist das Ergebnis einer kontroversen Diskussion.“
Beim diesjährigen Frühjahrstreffen der Bundesarbeitsgemeinschaft Elterninitiativen e.V. (BAGE) in Würzburg waren der Wandel der Elterninitiativen und die Qualitätsdiskussion in Kindertagesstätten die Themen. Ob „Kita-TÜV“ oder der geplante Krabbel-PISA-Test der OECD, sowohl die Qualitätsfrage, als auch geeignete Instrumentarien zur Erhebung sind in aller Munde. Viele Eltern wünschen sich die einfache Vergleichbarkeit verschiedener Kindertagesstätten auf einem Blick. Doch mit erlebbarer Qualität haben diese Rasterbenotungen dann zumeist wenig zu tun.
Die Frage: Erhält eine Waldkita hinsichtlich Sauberkeit ihres Außengeländes die volle Punktzahl? war der Auftakt für ein lebhaftes Gespräch mit Christa Preissing vom Berliner Kita-Institut für Qualitätsentwicklung (BeKi).
Christa Preissing stellte klar, dass Qualität nach ihrem Verständnis immer nur von den jeweils beteiligten Akteuren definiert werden kann. Womit jeder „Vergleich“ verschiedener Kitas untereinander zum Scheitern verurteilt sei, egal, wie stark dieser Wunsch auch bei Eltern oder in der Politik sei. Bei einem normierten, rasterhaften Blick auf ein Kind, aber auch auf eine Einrichtung, werde immer viel Entscheidendes ausgeblendet. Die Vertreter der Kontaktstellen der BAGE erachten gerade die Vielfältigkeit in der pädagogischen Landschaft Deutschlands als außerordentlich wertvoll und sehen Untersuchungen des Formates „Wo werden die besten Normkinder für die Schule produziert“ außerordentlich kritisch. Hier liege ein Verständnis von Bildung zugrunde, welches nur auf ein vorbestimmtes Leben vorbereitete, statt sich auf die Dynamik des Lebens einzulassen.
Preissing führte weiter aus: „Wenn das, was reingesteckt wird an Investitionen, und am wichtigsten ist immer die Investition ins Personal, nur mittelmäßig ist, dann muss man sich nicht wundern, wenn in Untersuchungen wie der NUBBEK-Studie die gemessene Qualität der Einrichtungen in Deutschland auch nur mittelmäßig ist.“ Nach Ansicht der Vertreter der Kontaktstellen des BAGE ist auch dies der eigentlich springende Punkt. Norbert Bender, Koordinator der BAGE: „Wenn Eltern eine Vergleichbarkeit von Kindertagesstäten fordern, so doch aus der Not heraus, zu befürchten, dass sie selbst nicht in der Lage sind, Mängel zu erkennen. Was sie sich wirklich wünschen, sind ErzieherInnen, die Zeit für ihr Kind und seine persönlichen Bedürfnisse haben. Investitionen in das Personal zahlen sich so doppelt aus: Der Beruf spricht mehr Personen an, wenn er vernünftig bezahlt ist und es kann mehr Personal eingestellt werden.“
Der Wunsch der Eltern nach Vielfalt zeigte sich auch ganz praktisch: Mit dem „Dachverband der Elterninitiativen und anderer freier Träger Osnabrücks (DEOs)“ konnte beim Treffen die inzwischen 25. Kontakt- und Beratungsstelle in die BAGE aufgenommen werden.
Die Bundesarbeitsgemeinschaft Elterninitiativen (BAGE) e.V. ist der bundesweite Zusammenschluss von Elterninitiativen, die Kinderbetreuung selbst organisieren. Sie besteht aus 25 Kontakt- und Beratungsstellen, die auf kommunaler und Landesebene Eltern bei der Gründung und Leitung von Elterninitiativen unterstützen und begleiten. In Deutschland gibt es über 7.500 Elterninitiativen, in denen mehr als 200.000 Kinder betreut werden, Orte, an denen Eltern und Erzieher_innen selbstbestimmt das Leben mit den Kindern gestalten. Die Vertreter der Kontaktstellen der BAGE treffen sich zweimal jährlich, hinzu kommt die jährliche Bundestagung.
Dr. Christa Preissing ist Direktorin des Berliner Kita-Instituts für Qualitätsentwicklung (BeKi) und Vizepräsidentin der Internationalen Akademie Berlin (INA) gGmbH
Bei Rückfragen wenden Sie sich an: Norbert Bender, info@bage.de, Tel. 030/700942560, www.bage.de, Crellestraße 19/20, 10827 Berlin
Quelle: Pressemitteilung der BAGE