
Der Beirat der Bundesstiftung Frühe Hilfen und des Nationalen Zentrums Frühe Hilfen fordern die Mittelerhöhung des Fonds Frühe Hilfen
Der Beirat der Bundesstiftung Frühe Hilfen und des Nationalen Zentrums Frühe Hilfen unterstützt den Bundesratsbeschluss vom 10.6.2022, die Mittel für die Frühen Hilfen schrittweise zu erhöhen, um den gesteigerten Bedarfen von Familien gerecht zu werden und um die von den Kommunen umgesetzten Maßnahmen Früher Hilfen dauerhaft auf einem bundesweit vergleichbaren und bedarfsgerechten Niveau sicherstellen zu können. In einer Empfehlung vom März 2022 an die Bundesfamilienministerin und den Bundesgesundheitsminister hat der Beirat bereits dringend darauf hingewiesen, dass die derzeit zur Verfügung stehenden Mittel schon heute keine bedarfsdeckende Versorgung mit Angeboten der Frühen Hilfen gewährleisten. Dies betrifft insbesondere den erfolgreichen Einsatz von Familienhebammen und Familien-Gesundheits- und Kinderkrankenpflegenden (FGKIKP) in den Familien. Deutschlandweit kann der Bedarf an diesem Angebot in weniger als jeder dritten Kommune gedeckt werden, weil die notwendigen finanziellen Mittel langfristig fehlen: Etwa jede fünfte Kommune benötigt hierfür Mittel in mehr als doppelter Höhe als bisher. Besonders eklatant ist die Unterdeckung in den ostdeutschen Bundesländern. Um deutschlandweit ein annähernd gleiches Qualitätsniveau sicherzustellen, braucht es daher dringend eine Erhöhung der Mittel, um für alle Eltern und ihre Kinder – ungeachtet ihres Wohnortes – die notwendige Hilfe zu gewährleisten. Sozialindikatoren weisen darauf hin, dass die Zahl der Familien, die Unterstützung benötigen, weiter steigt. Damit geht auch ein erhöhter Bedarf an Frühen Hilfen einher. So ist zwischen 2010 und 2019 die Armutsgefährdungsquote von Kindern nicht zurück gegangen, obwohl dies konjunkturstarke Jahre waren. Familien hatten somit keine angemessene Teilhabe am wirtschaftlichen Aufschwung. In Zeiten der Pandemie scheint sich die Lage, gerade für psychosozial belastete Familien, weiter verschärft zu haben. In der aktuellen Situation gibt es zahlreiche Bemühungen, Entlastungen zu schaffen. Trotzdem ist zu befürchten, dass sich der Druck auf ressourcenschwache Familien weiter erhöhen wird. Auch die Versorgung psychosozial belasteter Familien in strukturschwachen Regionen wird in Zukunft eine noch größere Herausforderung sein. Hinzu kommt, dass mit der Verabschiedung des Kinder- und Jugendstärkungsgesetzes (KJSG) die Kinder- und Jugendhilfe für alle jungen Menschen zuständig werden wird (inklusive Lösung), das heißt perspektivisch sollen durch die Frühen Hilfen im Rahmen der Kinder- und Jugendhilfe auch alle Eltern mit behinderten Kindern verstärkt adressiert werden. Die Frühen Hilfen haben insbesondere in der Corona-Pandemie gezeigt, dass sie sich durch ihre flächendeckende, systemübergreifende Netzwerkstruktur sehr schnell auf die veränderten Bedingungen einstellen konnten und die Angebote für sozial benachteiligte Familien aufrecht erhalten konnten. Um genau diese Qualität beizubehalten, bedarf es dringend einer Erhöhung der Mittel.
Der Beirat besteht aus über 40 Mitgliedern der für die Belange von Familien und ihren Kindern relevanten Verbänden, Institutionen und wissenschaftlichen Disziplinen. Kontakt: beirat@nzfh.de
Quelle: Pressemitteilung des Beirats der Bundesstiftung Frühe Hilfen und des Nationalen Zentrums Frühe Hilfen vom 9. September 2022