
Deutsch lernen im pädagogischen Alltag: Wie ausländische Erzieherinnen ihre Sprachkenntnisse gezielt verbessern können
Wer mit Kindern arbeitet, weiß: Sprache ist mehr als nur ein Werkzeug – sie ist die Grundlage für Beziehung, Vertrauen und Entwicklung. Gerade im Beruf der Erzieherin kommt es darauf an, sich klar ausdrücken zu können, zuzuhören, Anweisungen zu geben, Geschichten zu erzählen und feinfühlig auf das einzugehen, was Kinder sagen – oder auch nicht sagen.
Für ausländische Fachkräfte, die in Deutschland arbeiten, ist das eine besondere Herausforderung. Denn auch wenn man sich grundsätzlich gut verständigen kann, merkt man im Kita-Alltag oft schnell: Es braucht mehr als „allgemeines“ Deutsch.
Alltagssprache reicht im Beruf oft nicht aus
Viele Erzieherinnen mit internationalem Hintergrund berichten davon, dass sie sich im privaten Leben gut zurechtfinden – im Supermarkt, im Bus, im Gespräch mit Nachbarn. Doch im Beruf fehlen ihnen manchmal bestimmte Begriffe, Redewendungen oder der Mut, sich in Elterngesprächen sicher auszudrücken. Das ist verständlich. Denn die Sprache in pädagogischen Einrichtungen ist besonders: Sie ist freundlich, klar, altersgerecht und situationsabhängig. Und sie ist oft gespickt mit Fachwörtern, die man in klassischen Sprachkursen nicht unbedingt lernt.
Sprachentwicklung als Teil der beruflichen Integration
Wenn du also als Erzieherin aus dem Ausland in Deutschland arbeitest – oder es planst – und dein Deutsch gezielt verbessern möchtest, bist du nicht allein. Immer mehr Fachkräfte aus anderen Ländern kommen nach Deutschland, um hier mit Kindern zu arbeiten. Die Nachfrage ist groß. Gleichzeitig wachsen die Anforderungen. Gute Sprachkenntnisse sind nicht nur für den Alltag wichtig, sondern auch für das Ankommen im Team, für deine berufliche Weiterentwicklung und für deinen eigenen Anspruch, mit Kindern ganzheitlich zu arbeiten.
Praxisnah statt theoretisch: So funktioniert Lernen im Beruf
Doch wie verbessert man sein Deutsch, wenn man bereits im Beruf steht, wenig Zeit hat – und keine Lust auf trockene Grammatikregeln oder überfüllte Abendkurse? Die gute Nachricht: Es gibt viele Wege, dein Deutsch gezielt und praxisnah weiterzuentwickeln – auch ganz ohne klassischen Unterricht, nämlich zum Beispiel mit Lingoda Deutsch.
Ein erster Schritt ist, sich bewusst zu machen, welche Art von Deutsch du in deinem Beruf wirklich brauchst. Das ist nämlich oft ein anderer Wortschatz als in klassischen Sprachbüchern. Begriffe wie „Eingewöhnung“, „Entwicklungsdokumentation“, „Elterngespräch“, „Regelverstoß“, „Beobachtungsbogen“ oder „Gruppenstruktur“ tauchen im Alltag regelmäßig auf – sind aber nicht unbedingt Teil eines A2- oder B1-Kurses. Deshalb lohnt es sich, diese „Fachsprache“ gezielt zu üben.
Kleine Schritte mit großer Wirkung
Eine einfache Methode ist, einen kleinen Notizblock oder eine Handy-Notiz zu führen, in dem du dir neue Wörter aus dem Kita-Alltag notierst. Frag Kolleginnen oder schau Begriffe nach, wenn du unsicher bist. Wiederhole sie regelmäßig. Wenn du magst, kannst du sie auch in Sätzen aufschreiben, um zu üben, wie sie verwendet werden. Auch Kinderlieder, Bücher, Bastelanleitungen oder Aushänge bieten viele Gelegenheiten, dein Vokabular zu erweitern – ganz nebenbei, während du arbeitest.
Darüber hinaus gibt es inzwischen digitale Angebote speziell für pädagogisches Fachpersonal mit Deutsch als Zweitsprache. Plattformen wie „Ich will Deutsch lernen“, „vhs-Lernportal“ oder das „Deutsche Sprachniveau Beruf B2“ der Arbeitsagentur richten sich gezielt an Berufstätige. Du kannst hier in deinem Tempo lernen – am Abend, am Wochenende oder morgens beim Kaffee. Manche Inhalte sind sogar direkt auf pädagogische Berufe zugeschnitten.
Übung im Gespräch: Tandems, Vorlesen, Nachsprechen
Auch Sprach-Tandems können eine gute Möglichkeit sein, das eigene Deutsch zu üben – besonders, wenn du außerhalb der Arbeit wenig Gelegenheit hast, dich auf Deutsch zu unterhalten. Vielleicht kennst du jemanden aus deinem Team, der bereit ist, mit dir einmal pro Woche gemeinsam Deutsch zu üben – im Gegenzug kannst du zum Beispiel deine Muttersprache anbieten oder dich für etwas anderes revanchieren. Wichtig ist, dass du dich traust, Fehler zu machen. Denn genau das ist es, was dich weiterbringt.
Diese kleinen Dinge helfen dir, dein Deutsch gezielt zu verbessern:
- Neue Begriffe aus dem Arbeitsalltag notieren und regelmäßig wiederholen
- Fachwörter in kurzen, eigenen Sätzen üben
- Kinderbücher laut vorlesen – ideal für Aussprache und Satzstruktur
- Sprachnachrichten an sich selbst oder eine Freundin schicken
- Deutsche Podcasts für Erzieherinnen hören, z. B. über Entwicklungsphasen oder Teamarbeit
- Elterngespräche vorab üben – mit Kolleginnen oder allein vor dem Spiegel
Mut zur Sprache – besonders in Elterngesprächen
Gerade Elterngespräche machen vielen ausländischen Fachkräften zunächst Angst. Was, wenn ich nicht die richtigen Worte finde? Wenn mir ein Ausdruck fehlt? Oder wenn ich nervös werde? Doch auch hier gilt: Übung macht den Unterschied. Je besser du vorbereitet bist, desto sicherer wirst du. Notiere dir wichtige Sätze, probiere verschiedene Formulierungen aus, sprich sie laut. Du musst nicht perfekt sein – aber klar, freundlich und zugewandt. Das ist es, was zählt.
Und klar ist auch, dass viele der Eltern selbst einen Migrationshintergrund haben. Also gilt: keine Angst haben, sondern mit offener Haltung ins Gespräch gehen.
Weiterbildung und Teamkultur: Unterstützung ist möglich
Manche Träger oder Leitungen bieten auch interne Sprachförderung an – zum Beispiel in Form von Coachings, kleinen Fortbildungen oder durch zusätzliche Zeit für Sprachentwicklung. Wenn das bei dir nicht der Fall ist, lohnt es sich, aktiv danach zu fragen. Zeig, dass du motiviert bist, dein Deutsch weiterzuentwickeln. Das wird meist sehr positiv aufgenommen – und ist ein Zeichen von Professionalität.
Und nicht zuletzt: Sprich über das, was dich bewegt. Erzähle Kolleginnen von deiner Situation, von deiner Sprache, deinen Fragen. Nur so können sie dich wirklich unterstützen. Viele Teams sind heute international aufgestellt – und profitieren voneinander. Was du mitbringst, ist wertvoll. Und genauso wertvoll ist es, wenn du dich im Deutschen sicher fühlst.
Sprachsicherheit beginnt mit kleinen Schritten
Deutsch zu lernen ist für ausländische Erzieherinnen eine wichtige, manchmal herausfordernde, aber vor allem lohnende Aufgabe. Du musst dafür nicht in einem Klassenzimmer sitzen oder stundenlang Grammatik pauken. Es reicht, wenn du regelmäßig kleine Schritte gehst, dich mit der Sprache umgibst und gezielt das lernst, was du im Alltag brauchst. Nutze die Chancen, die du hast – und glaub an dich. Denn mit jedem Satz, den du formulierst, wächst nicht nur dein Wortschatz, sondern auch dein Selbstbewusstsein. Und das spüren auch die Kinder.