Familie

Die Bedeutung der Arbeit von frühpädagogischen Fachkräften für Eltern

Selina Chwoika & Lena Correll

07.04.2025 | Fachbeitrag, Forschung Kommentare (0)

Inhalt
  1. 1. Hohe Zufriedenheit mit den Angeboten bei den über 1.200 befragten Eltern 
  2. 2. Die Angebote der Familienförderung unterstützen die Eltern in ihrem familiären Alltag
  3. 3. Pädagogische Fachkräfte sind für viele Eltern „Wegbegleiter:innen“
  4. Literatur

In den ersten Lebensjahren ist die Familie der zentrale Ort für die Betreuung, Bildung und Erziehung von Kindern. Eltern initiieren Lernprozesse im Alltag und legen den Grundstein für den weiteren Lebens- und Bildungsweg. Zugleich sind Kinder bereits vor dem Schuleintritt zunehmend in unterschiedliche außerfamiliäre Bildungszusammenhänge eingebunden: Neben dem Besuch von Einrichtungen institutionalisierter Kindertagesbetreuung sind das vor allem familienbildende Angebote im Sozialraum der Familien. 

Die „ElternChancen“-Programme des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (siehe https://elternchancen.de/) setzen hier an und verfolgen seit mehr als zehn Jahren das Anliegen, den statistisch feststellbaren Zusammenhängen von Bildungsbeteiligung und -erfolgen der Kinder und der sozioökonomischen Situation der Familien entgegenzuwirken. Die über die Programme deutschlandweit mehr als 15 Tausend pädagogischen Fachkräfte, die zu Elternbegleiter:innen weiterqualifiziert wurden, intensivieren die Zusammenarbeit mit Eltern, entlasten Familien und schaffen bessere Startbedingungen für Kinder. 

Das aktuelle ESF-Plus-Programm „ElternChanceN – mit Elternbegleitung Familien stärken“ (ECN) zielt darauf ab, Elternbegleitung auf kommunaler Ebene zu verstetigen und als festen Bestandteil der familienbezogenen Infrastruktur zu etablieren. Zu diesem Zweck kooperieren – aktuell in 64 geförderten Netzwerken – Einrichtungen der Familienbildung, Jugendämter, Grundschulen und weitere lokale Akteure, um gemeinsam passgenaue Angebote für Familien abzustimmen und umzusetzen, aber auch neu zu entwickeln. Bisher haben die Netzwerke Elternbegleitung insgesamt 1.911 Angebote durchgeführt, in denen zusammengenommen 48.296 Personenkontakte zustande kamen. Ein Schwerpunkt lag dabei auf offenen Formaten, die knapp 43 Prozent (42,9 Prozent) aller Angebote umfassen.[1] Von den präventiven Wirkungen der Elternbegleitung sollen insbesondere Familien in besonderen Lebenslagen profitieren, da Familien mit kleinem (Erwerbs-)Einkommen, Familien, die von Armut bedroht sind, Familien mit Migrations- oder Fluchthintergrund, bildungsbenachteiligte Familien und Alleinerziehende häufig Barrieren im Alltag begegnen. Sie sollen von Anfang an auf dem Bildungsweg ihrer Kinder entsprechend ihrer Bedarfe unterstützt werden, um so ungleichen Bildungs- und Teilhabechancen nachhaltig entgegenzuwirken. So die Theorie – doch wie sieht es in der Praxis aus? 

Das Kompetenzteam „Frühe Bildung in der Familie“ hat im Auftrag des Bundesfamilienministeriums im Rahmen der Studie „Eltern im Blickpunkt“ (2024) Eltern zu Wort kommen lassen. Grundlage der Studie sind umfassende quantitative und qualitative Daten: Zum einen wurden in einer mobil durchgeführten Online-Befragung insgesamt 1.243 Eltern zu zwei Zeitpunkten (2023, 2024)[2] befragt und zum anderen 25 qualitative Leitfadeninterviews[3] mit Eltern geführt, die zum Zeitpunkt der Erhebung Angebote der Netzwerke Elternbegleitung genutzt haben.[4] Konkretes Erkenntnisinteresse war herauszufinden, ob und in welcher Weise Eltern in ihrem Familienleben und hinsichtlich der Bildungswege ihrer Kinder von den familienfördernden Angeboten der Netzwerke Elternbegleitung profitieren. Zudem ging es darum zu erfahren, wie Eltern die Zusammenarbeit mit den Elternbegleiter:innen sowie den sonstigen Fachkräften einschätzen und welche weiteren Bedarfe und Wünsche bestehen. Im Folgenden werden ausgewählte Ergebnisse präsentiert, die auf die Frage Bezug nehmen, wie Eltern die Angebote der Familienförderung erleben und inwiefern sie durch diese Unterstützung erfahren.

Bei der quantitativen Befragung wurde gezielt darauf geachtet, Eltern in potentiell besonders herausfordernden Lebenslagen einzubeziehen. So sollen Aussagen darüber getroffen werden, ob und wie Familien mit besonderem Unterstützungsbedarf von den Angeboten der Netzwerke Elternbegleitung profitieren. Durch vier Sprachversionen des Befragungstools (Deutsch, Englisch, Russisch, Arabisch)[5] ist es gelungen, einen überproportional hohen Anteil an Eltern zu erreichen, die nicht in Deutschland geboren sind (49,5 Prozent).[6] Zudem hat mehr als ein Viertel der befragten Eltern drei oder mehr Kinder (27,9 Prozent). Dieser Anteil ist mehr als doppelt so hoch wie der Anteil der Mehrkindfamilien in ganz Deutschland (12,8 Prozent, vgl. Statistisches Bundesamt 2024, ohne Seite). Etwa ein Drittel der Teilnehmenden besitzt keinen Schul- und/oder Berufsabschluss (32,8 Prozent). Damit verfügt die Gruppe der Befragten über deutlich geringere Bildungsabschlüsse als der Durchschnitt der Bevölkerung zwischen 25 und 65 Jahren (die zusammengefasste Anzahl liegt je nach Alter und Geschlecht zwischen 15 und 19 Prozent, vgl. Autor:innengruppe Bildungsberichterstattung 2024, 82).

Um auch bei den Interviews eine große Bandbreite an Eltern, insbesondere Eltern mit besonderen Bedarfen zu berücksichtigen, wurde bei den 25 Interviews auf Varianz geachtet: 1) bezüglich der Kinderzahl, 2) durch den Einbezug von Vätern und Großmüttern, die Elternverantwortung übernehmen 3) eine regionale Streuung.[7] 4) Zudem wurden auch Alleinerziehende, 5) nicht erwerbstätige Eltern und 6) geflüchtete und zugewanderte Eltern einbezogen.[8] Die Befragten differieren zudem in der Inanspruchnahme der Angebote von einer eher unregelmäßigen Nutzung bis hin zu einer starken Eingebundenheit, die bis zu einer ehrenamtlichen Mitwirkung in einem Netzwerk Elternbegleitung reicht. 

1. Hohe Zufriedenheit mit den Angeboten bei den über 1.200 befragten Eltern 

Die Ergebnisse der mobilen Befragung belegen die Zufriedenheit der Eltern mit den Angeboten der Netzwerke Elternbegleitung. Nicht nur gaben mehr als 90 Prozent der über 1.200 Eltern an, sehr zufrieden (über 60 Prozent) oder eher zufrieden (knapp 30 Prozent) mit den Angeboten zu sein, sondern zudem würden 95 Prozent der Befragten die Angebote weiterempfehlen. Zudem stimmte die überwiegende Mehrheit der Befragten den folgenden drei Aussagen zu:[9] „Ich habe mich in den Angeboten wohlgefühlt.“ (94,1 Prozent); „Die Angebote helfen mir, mein Kind/meine Kinder besser zu fördern.“ (89,8 Prozent) und „Die Angebote erleichtern mir das Familienleben.“ (86,6 Prozent). 

Der hohe Stellenwert im Alltag der Familien wird durch die starke Inanspruchnahme von Angeboten deutlich: Weit mehr als die Hälfte der Eltern nutzt die Angebote sehr regelmäßig (58,8 Prozent, davon 21,4 Prozent mehrmals die Woche, 37,4 Prozent einmal die Woche). Das meistbesuchte Format sind dabei niedrigschwellige und offene Angebote, die von mehr als 50 Prozent der befragten Eltern in Anspruch genommen werden. Zudem sind Eltern-Kind-Gruppen sowie Sport- und Freizeitangebote sehr beliebt – sie werden jeweils von mehr als einem Drittel der Befragten genutzt. Niedrigschwellige Formate ermöglichen einen Vertrauens- und Beziehungsaufbau, der insbesondere bei schwer erreichbaren Gruppen von großer Bedeutung ist (vgl. Chwoika/Correll/Lepperhoff 2022, Chwoika/Correll/Lepperhoff 2024).

Ein zentrales Anliegen der Netzwerke Elternbegleitung ist es, Eltern zu erreichen, die vor besonderen Herausforderungen stehen. Dass dies gelingt, zeigt die hohe Inanspruchnahme von potentiell belasteten Gruppen: Mehr als 50 Prozent der Eltern, die seit weniger als fünf Jahren in Deutschland leben, der Eltern ohne Schul- und/oder Berufsabschluss, der alleinerziehenden Eltern sowie der Eltern mit drei oder mehr Kindern nutzen die Angebote regelmäßig. Dabei weisen Eltern, die erst maximal fünf Jahre in Deutschland leben und Alleinerziehende besonders hohe Zufriedenheitswerte auf.

Die Ergebnisse der quantitativen Befragung weisen zudem darauf hin, dass familienunterstützende Einrichtungen bei vielen Eltern eine Stabilisierungs- und Orientierungsfunktion übernehmen. Dies ist nicht nur auf die Nutzungshäufigkeit zurückzuführen, sondern vor allem darauf, dass die pädagogischen Fachkräfte für Eltern wichtige Ansprech- und Vertrauenspersonen sind. Das zeigt auch die Auswertung der Interviews.

2. Die Angebote der Familienförderung unterstützen die Eltern in ihrem familiären Alltag

Eltern berichten in den Interviews von der gesamten Bandbreite an Angebotsformaten, die sie besuchen, insbesondere niedrigschwellige Angebote, wie Elterncafés, Frühstücks- und Kochtreffs, offene Sprechstunden, und aufsuchende Angebote beispielsweise auf Spielplätzen. Im Rahmen von niedrigschwelligen Angeboten können Eltern auch Kurzinformationen erhalten, etwa zum Thema Medienkompetenz, oder Schlüsselpersonen kennenlernen, die ihnen weiterhelfen können. So erzählt ein Elternteil von einem Elterncafé, das in Kooperation mit der Schule stattfindet: „Es waren auch Lehrer da, auch die Konrektorin hat einmal teilgenommen. Die war einfach bei uns und hat mit uns Kaffee getrunken“ (Elternteil, im Folgenden E). Die Eltern besuchen zudem Kurse und feste Gruppen, wie Eltern-Kind-Gruppen, die gezielter auf Themen der Entwicklung, Erziehung und Bildung eingehen. 

Die große Bedeutung der Arbeit der Netzwerke Elternbegleitung für das Leben der Familien wird in den Interviews immer wieder betont: „Es ist für uns, meine Familie, wirklich so wie ein Sechser im Lotto“ (E). Das zeigt sich weiterhin darin, dass viele Eltern die genutzte Einrichtung und ihre Angebote weiterempfehlen: „Ich empfehle jeder neuen Familie herzukommen, weil sie hier wirklich ihr ganzes Herzblut reinstecken. Das war für unsere junge Familie wirklich ein super Start, den wir dadurch bekommen haben“ (E). Auch nicht-muttersprachliche Familien betonen den Mehrwert der Angebote: „Wenn neue Familien hierherkommen, dann sage ich: ‚Bitte geht dorthin, dort gibt es Treffen, dort gibt es Angebote, gerade für die Frauen. Da könnt ihr auch eure Sprache verbessern‘“ (E).

Die pädagogischen Fachkräfte nehmen hierbei eine besondere Rolle ein: Sie fungieren als konstante und zuverlässige‚ Wegbegleiter:innen‘ für Eltern. Erstens unterstützen sie Eltern im Alltag und bei Krisen sowohl praktisch als auch emotional, indem sie jederzeit vor Ort oder telefonisch als Ansprechperson zur Verfügung stehen: „Einmal in der Woche oder wenn ich Probleme habe, rufe ich an. Ich kann sie immer erreichen“ (E). Zweitens begleiten sie die Eltern zu Terminen, beraten sie bei Fragen der Kindesentwicklung oder stellen gebündelte Informationen zu spezifischen Themen der kindlichen Entwicklung und Bildung zur Verfügung. Beispielhaft dazu erzählt Elternteil: „Zweimal war jemand mit beim Elternabend. Und die haben mir da sehr viel geholfen. Sie haben am Ende alles ins Englische übersetzt und mir erklärt“ (E). 

Zentral ist dabei, dass Eltern sich wertgeschätzt fühlen und ernst genommen werden: „Das war keine Floskel, dass es hieß, ‚Sie können mit jeder Frage einfach kommen‘. ‚Es gibt keine dummen Fragen‘, hat sie gesagt, ‚nur dumme Antworten. Wir kümmern uns darum‘“(E). Eltern berichten von einer großen Bandbreite an Themen, bei denen ihnen die Fachkräfte geholfen haben. Dies betrifft zum Beispiel Konflikte mit Nachbar:innen, die sich über Kinderlärm beschweren, Probleme mit dem Arbeitgeber oder in der Schule der Kinder. „Ich habe große Unterstützung bekommen, seitdem ich hier bin. Ich habe keinen Tag gefehlt. Das beweist, dass ich mich wohlfühle“ (E). 

Die Interviews zeigen auch einen weiteren zentralen Mehrwert der Angebote auf, der im Kontakt und in der Vernetzung mit anderen Eltern besteht. So fühlen sich manche Eltern einsam, haben nach einem Umzug wenige Kontakte oder wünschen sich, mit Eltern in einer ähnlichen Lebenssituation zusammenzukommen. „Ich bin zugezogen und hatte keine sozialen Kontakte hier in dieser Stadt. Und die Angebote sind natürlich eine optimale Gelegenheit, andere Frauen kennenzulernen, andere Gleichgesinnte“ (E). Vor allem auch zugewanderte Eltern berichten davon, wie wichtig der Austausch mit anderen für sie ist: „Wir waren neu und es gab keine Kontakte. Aber als Frau X [Fachkraft] das Elterncafé angeboten hat, lernten wir dank ihr viele Menschen kennen, zum Beispiel Syrer, Iraker und Libanesen. Ab und zu gehen wir gemeinsam auf den Spielplatz“ (E). In den Angeboten können die Eltern sich gegenseitig informieren. „Zum Beispiel gibt es hier in Deutschland verschiedene Termine und dann fragen wir: ‚Warst du schon dort und wie ist es abgelaufen?‘ Man teilt die eigenen Erfahrungen mit den anderen. Die Mütter entspannen sich, reden miteinander, die Kinder sind beschäftigt, lernen etwas und spielen“ (E). Auch der Austausch über Erziehungsfragen spielt eine wichtige Rolle und hilft den Eltern, neue Strategien zu entwickeln oder mehr Sicherheit bei der Erziehung ihrer Kinder zu gewinnen. Ein Elternteil bezeichnet es als ‚Realitätscheck‘, insbesondere beim ersten Kind: „Mache ich alles richtig? Denn klar, man möchte schon wissen: Verhält sich mein Kind normal, kennt ihr das auch? Wenn man zum Beispiel diese Frustgrenzen bei anderen sieht, dann denkt man, okay, das ist nicht nur bei meinem Kind so“ (E).

Eltern werden durch die angebotene Tages- und Freizeitgestaltung entlastet. Sie haben das Gefühl, in den Angeboten Abstand von den Sorgen des Alltags nehmen zu können, und erleben dies teilweise als vorübergehende Auszeit. Denn sie können ihren Kindern Kontakt zu Gleichaltrigen und eine abwechslungsreiche Beschäftigung ermöglichen. Die Zeit ist durch die Angebote bis zu einem gewissen Grad vorstrukturiert, was als Erleichterung erlebt wird. Neben den Elterncafés und Freizeitangeboten, wie beispielsweise Ausflügen, sorgt auch die Möglichkeit, die Ausstattung und die Räumlichkeiten der Einrichtungen zu nutzen, für eine entspanntere Freizeitgestaltung. Vor allem Eltern, die noch keinen KiTa-Platz oder eine kleine Wohnung haben, loben die positiven Auswirkungen: „Wir haben eine kleine Wohnung. Und unser Nachbar will immer Ruhe haben. Wir können in unserer Wohnung keinen Spaß haben mit unseren Kindern. Und deshalb kommen wir hierher. Das ist perfekt“ (E).

Eltern berichten auch davon, wie sie selbst sich durch die Angebote weiterentwickeln. Durch die Teilnahme an Angeboten können Eltern ihr Selbstbewusstsein, etwa in Bezug auf ihre (erzieherischen) Kompetenzen, stärken. So erzählt eine Mutter, sie habe durch den Austausch mit anderen Eltern und die Unterstützung durch die Fachkräfte mehr Sicherheit im Umgang mit ihrem Kind erlangt. Ein geflüchtetes Elternteil berichtet, die Angebote würden Frauen helfen, selbstbewusster zu kommunizieren: „Die Frauen aus meinem Heimatland sind nicht ganz so, wie sagt man, offen, ihre Meinungen zu sagen. Und so etwas wie eine Eltern-Arbeitsgruppe hat diesen Frauen dabei geholfen“ (E). Dies zeigt auch ein anderes Beispiel: „Wenn du eine Frage stellen möchtest, dann sagst du dir selbst: ‚Nein, mich wird wahrscheinlich keiner verstehen.‘ Aber in dem Frauentreffen geht diese Angst weg und man kann mehr erzählen. Es sind alles Frauen und es ist normal, wenn ich etwas falsch sage. Es ist kein Problem; sie korrigieren einen einfach. So kann man sehr davon profitieren“ (E). Der Austausch sorgt nicht nur für den Erwerb von Kompetenzen für ein gutes soziales Miteinander, sondern führt auch zu einer Verbesserung der deutschen Sprachkenntnisse. Neu zugewanderten und geflüchteten Eltern hat es darüber hinaus geholfen, lokale Gegebenheiten und kulturelle Besonderheiten kennenzulernen. „Ich habe das Gefühl, dass ich etwas tue, mich in die Gesellschaft integriere, ihre Bräuche kennenlerne und meine Sprachkenntnisse stärke. Es ist ein gutes und nützliches Projekt“ (E). Zudem berichten einige Eltern in den Interviews, dass sie inzwischen ehrenamtlich in den Netzwerken Elternbegleitung tätig sind, zum Beispiel indem sie Angebote eigenständig durchführen oder unterstützend wirken. „Ich fand das schön, dass die Eltern mit einbezogen waren bei den Vorbereitungen zum Elterncafé. Wir haben Kaffee gekocht, Kuchen gebacken und die Eltern eingeladen. Also, ich habe schon vorher alle Eltern angerufen und gesagt: ‚Wir haben Elterncafé, komm, wenn du Zeit hast‘“ (E). Ein Elternteil berichtet, dass es die Orientierungshilfe, die es nach der Ankunft in Deutschland erhalten habe, jetzt weitergeben kann: „Die erste Zeit war es schwierig, wir wussten nicht, wie das System hier funktioniert. Wir haben gefragt und uns wurde hier alles erklärt. Und jetzt kenne ich meine Gegend gut, was wo ist. Jetzt helfe ich anderen, damit sie nicht in solche Situationen kommen müssen wie ich und keine Angst haben“ (E).

Nicht zuletzt erweitern auch Kinder ihre Kompetenzen durch die Angebote. Durch die Förderung vor Ort und den Kontakt zu Gleichaltrigen entwickeln Kinder ihre emotionalen und sozialen Kompetenzen weiter, wie etwa eine Verbesserung des Umgangs des Kindes mit Gleichaltrigen. Zudem beschreiben Eltern, dass ihre Kinder durch die Teilnahme an Angeboten sprachliche und motorische Fortschritte gemacht hätten, wie etwa die Erweiterung des Wortschatzes oder den Umgang mit einer Schere. 

3. Pädagogische Fachkräfte sind für viele Eltern „Wegbegleiter:innen“

Die Studie belegt den Mehrwert, den Eltern durch die Angebote der Netzwerke Elternbegleitung erleben. Dies zeigen nicht nur die hohen Zufriedenheitswerte und der große Anteil an Weiterempfehlungen in der quantitativen Befragung der mehr als 1.200 Eltern, sondern dies wird auch in den Interviews sichtbar. Zudem wird deutlich, welche große Rolle Fachkräfte für Familien in besonderen Lebenslagen einnehmen können. Viele Eltern erleben die pädagogischen Fachkräfte als wichtige „Wegbegleiter:innen“. 

Die Ergebnisse zeigen insgesamt, wie wichtig Angebote der Familienförderung, insbesondere die Arbeit von frühpädagogischen Fachkräften, für Familien, den Bildungsverlauf von Kindern und damit letztendlich für die Gesellschaft sind. Es bedarf sowohl einer verstärkten Anerkennung der Arbeit dieser Fachkräfte, bessere Arbeitsbedingungen und eines Ausbaus frühpädagogischer Strukturen bis hinein in die Grundschule und weiterführende Schule. Wenn es gelingt eine vernetzte Zusammenarbeit von pädagogischen Fachkräften mit Eltern deutschlandweit auszubauen, wie es die ECN-Netzwerke Elternbegleitung modellhaft umsetzen, erhöht dies nicht nur die Bildungschancen für Kinder, sondern es festigt zudem den gesellschaftlichen Zusammenhalt.  

Literatur

Autor:innengruppe Bildungsberichterstattung (2024): Bildung in Deutschland 2024. Ein indikatorengestützter Bericht mit einer Analyse zu beruflicher Bildung. Bielefeld: wbv.

Chwoika, Selina/Correll, Lena/Lepperhoff, Julia (2020): Das Bundesmodellprogramm „Starke Netzwerke Elternbegleitung für geflüchtete Familien“: Ergebnisse aus dem Bundesmodellprogramm (2017-2020). Berlin: BMFSFJ. Online: https://elternchancen.de/fileadmin/user_upload/News-Downloads/SNEB_Abschlussbroschuere.pdf. [30.03.2025].

Chwoika, Selina/Correll, Lena/Lepperhoff, Julia (2022): Begleitung von Eltern mit Grundschulkindern. Wie die Zusammenarbeit mit Familien gelingt. Berlin: BMFSFJ. Online: https://elternchancen.de/fileadmin/user_upload/News-Downloads/Elternbegleitung-Grundschule.pdf [30.03.2025].

Chwoika, Selina/Correll, Lena/Lepperhoff, Julia (2024): Allein- und Getrennterziehende langfristig stärken. Lebenslagen, Bedarfe und Angebote von familienunterstützenden Einrichtungen. Berlin: BMFSFJ. Online: https://elternchancen.de/fileadmin/user_upload/News-Downloads/Allein_und_GetrenntErziehende_EHB.pdf[30.03.2025].

Keller, Matthias/Körner, Thomas (2024): Haushalte, Familie und Lebensformen mit Einwanderungsgeschichte – Auswirkungen auf die Erwerbsbeteiligung von Eltern. WISTA | 4 | 2024/39. Online: https://www.destatis.de/DE/Methoden/WISTA-Wirtschaft-und-Statistik/2024/04/haushalte-familien-lebensformen-mit-einwanderungsgeschichte-042024.pdf?__blob=publicationFile [30.03.2025].

Prognos AG (2021): Familienbildung und Familienberatung in Deutschland. Eine Bestandsaufnahme. Düsseldorf, Freiburg: Prognos AG. Online: https://www.bmfsfj.de/resource/blob/183222/e7ce032e8b741bb93ac3f53fdf358d76/familienbildung-und-familienberatung-in-deutschland-prognos-data.pdf [30.03.2025].

Statistisches Bundesamt (2024): Familien mit minderjährigen Kindern in der Familie nach Lebensform und Kinderzahl. Online: https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bevoelkerung/Haushalte-Familien/Tabellen/2-5-familien.html [30.03.2025].



[1] Die Angaben basieren auf Monitoring-Daten der Stiftung SPI, Sozialpädagogisches Institut Berlin „Walter May“, vom 2. September 2024. Zugrunde gelegt wurde die Anzahl der Personen pro Angebot. Da nicht berücksichtigt wird, inwiefern Personen mehrfach an Angeboten teilgenommen haben, kann über die Anzahl der insgesamt erreichten Eltern keine Aussage getroffen werden.

[2] Die Online-Befragung beinhaltete insgesamt 14 Fragen zur soziodemografischen Situation der Eltern, zur Angebotsnutzung, zur Zufriedenheit mit den Angeboten und zu konkreten Bedarfen.

[3] Zwei der 27 geführten Interviews brachten keine Erkenntnisse zum Untersuchungsgegenstand und wurden deshalb nicht ausgewertet.

[4] Die gesamte Studie „Eltern im Blickpunkt. Befunde einer quantitativen und qualitativen Elternbefragung im Rahmen von „ElternChanceN“ – mit Elternbegleitung Familien stärken“ findet sich online unter: https://elternchancen.de/fileadmin/user_upload/News-Downloads/Eltern_im_Blickpunkt_Elternbefragung_EHB_2024_barrierefrei.pdf.

[5] Fast ein Viertel der Teilnehmenden nutzten eine der nicht deutschsprachigen Versionen.

[6] Dieser Anteil ist in Deutschland im Bundesdurchschnitt erheblich niedriger, unterscheidet sich aber je nach zugrunde gelegter Gruppe und Datenbasis (vgl. Keller/Körner 2024, 43).

[7] Die Interviewpartner:innen hatten jeweils zwischen einem und fünf Kindern und lebten im ländlichen sowie städtischen Raum, in Ost- als auch in Westdeutschland. Zudem wurden drei Interviews mit Vätern und zwei mit Großmüttern geführt.

[8] Deshalb wurden jeweils sechs Interviews auf Arabisch und auf Russisch geführt. Dadurch konnten Erfahrungen von neu zugewanderten oder geflüchteten Eltern berücksichtigt werden, die sonst aufgrund vorhandener Sprachbarrieren vielfach schwer Gehör finden.

[9] Zusammengefasste Angaben von „ja“ und „eher ja“.

Autorinnen:

Selina Chwoika, Sozialarbeiterin/-pädagogin M.A., seit 2020 Wissenschaftliche Mitarbeiterin des Kompetenzteams „Frühe Bildung in der Familie“ des BMFSFJ an der Evangelischen Hochschule Berlin, Deutschland. selina.chwoika@eh-berlin.de

Lena Correll, Dr. phil., seit 2010 Projektleitung des Kompetenzteams „Frühe Bildung in der Familie“ des BMFSFJ an der Evangelischen Hochschule Berlin, Deutschland. lena.correll@eh-berlin.de

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