
Die Gesundheit von ErzieherInnen in Kitas
In einem Forschungsprojekt erwies sich die Qualität der Kita als sehr wichtig für die Gesundheit von ErzieherInnen.
Im Zeitraum von Oktober 2010 bis Dezember 2012 wurden die Zusammenhänge von strukturellen Rahmenbedingungen und der Gesundheit des pädagogischen Personals in Kindertageseinrichtungen untersucht. Im Mittelpunkt standen sowohl die Erhebung repräsentativer Daten für die Kita-Landschaft in Nordrhein-Westfalen als auch die Entwicklung konkreter Vorschläge für Maßnahmen zur Gesundheitsförderung und Prävention. Erste Ergebnisse sind auf der Webseite im Reiter “Die Ergebnisse” dargestellt.
Pädagogische Fach- und Leitungskräfte sind gesundheitlich stark belastet
- Pädagogische Fach- und Leitungskräfte weisen im Vergleich zu gleichaltrigen Frauen mit gleicher Bildung in der deutschen Bevölkerung eine deutlich schlechtere subjektive Gesundheit auf und sind häufiger dauerhaft in ihrem Alltag aufgrund gesundheitlicher Probleme eingeschränkt.
- Als häufigste Erkrankungen zeichnen sich Muskel-Skelett-Erkrankungen, Erkrankungen der Atemwege, neurologische Erkrankungen sowie psychische Beeinträchtigungen ab. Es besteht ein erhöhtes Infektionsrisiko.
- Bei jeder/m zehnten der pädagogischen Fach- und Leitungskräfte in NRW wurde innerhalb der letzten 12 Monate ein psychovegetatives Erschöpfungssyndrom, also ein Burnout, ärztlich diagnostiziert.
- Die häufigsten Beschwerden von Fach- und Leitungskräften sind Kreuz- und Rückenschmerzen, Nacken- und Schulterschmerzen, Grübelei, innere Unruhe sowie leichte Ermüdbarkeit, Mattigkeit und ein übermäßiges Schlafbedürfnis.
Als besondere Beanspruchungen am Arbeitsplatz Kita zeigen sich
- Unzureichende strukturelle Rahmenbedingungen wie eine schlechte finanzielle und räumliche Ausstattung, mangelnde Arbeitsplatzsicherheit und schlechte ergonomische Arbeitsbedingungen stellen einen starken Risikofaktor für die Gesundheit der Fach- und Leitungskräfte dar.
- Es besteht häufig eine schlechte Fachkraft-Kind-Relation weit unter dem rechnerischen Personalschlüssel aufgrund von Personalausfälle.
- Chronischer Zeitdruck mit zu wenig Zeit für die Kinder, für mittelbare pädagogische Arbeit oder für Pausen mit der Folge häufiger Überstunden, vor allem für die Leitungskräfte.Ein verbessertes Zeitbudget und weitere allgemeine Entlastung bieten – neben mehr verfügbarem Personal – auch vertraglich festgeschriebene Anteile für mittelbare pädagogische Arbeit bzw. für Leitungstätigkeit, eine zufriedenstellende Höhe der Wochenarbeitszeit oder feste Pausenzeiten.
- Die Arbeit in offenen Gruppen sowie die Tätigkeit als Erst- oder Zweitkraft erhöhen das Risiko für eine verminderte Arbeitsfähigkeit.
- Hohe Lärmbelastung am Arbeitsplatz, die mit zunehmendem Alter steigt.
- Mangelnde Anerkennung in Form von zu geringer Bezahlung, wenig Aufstiegsmöglichkeiten oder geringer gesellschaftlicher Reputation steht für 64% der Fach- und 83% der Leitungskräfte in einem solchen Ungleichgewicht mit den sehr hohen Arbeitsanforderungen (wie die Zunahme der Arbeitsmenge, häufige Arbeitsunterbrechungen, Zeitdruck etc.), dass bei ihnen von einer so genannten beruflichen Gratifikationskrise gesprochen werden kann. Diese stellt einen bekannten Risikofaktor für bspw. Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Depressionen dar.
Als besondere Ressourcen am Arbeitsplatz Kita zeigen sich
- wertvolle Arbeitselemente wie Abwechslungsreichtum, Flexibilität und Kreativität, Bewegung, Humor oder das Erlernen und Ausprobieren von etwas Neuem erlebt.
- Vor allem die sozialen Aspekte der Arbeit mit den Kindern, den Eltern, dem Team und der Leitung erweisen sich als große Kraftquelle. Regelmäßige Besprechungen gehören zur Tagesordnung, allerdings können Einrichtungen nur sehr vereinzelt Supervision in Anspruch nehmen, um z.B. das Teamklima oder die Zusammenarbeit zu stärken. Fach- und Leitungskräfte, die nicht auf ein gutes Team oder eine gute Zusammenarbeit mit der Leitung zurückgreifen können, sind in ihrer Arbeit sehr stark belastet.
- Ein hohes Maß an Einflussmöglichkeiten am Arbeitsplatz, Kooperation, und Mitbestimmung stärkt die Fach- und Leitungskräfte.
- Als starke Ressource für die Anforderungen der Arbeit wird eine gute Ausbildung angesehen.
- Ob eine aktuelle Weiterbildung als für die Arbeit stärkend oder als belastend erlebt wird, steht in einem deutlichen Zusammenhang mit der Unterstützung, die die Fachkraft hierbei durch ihren Arbeitgeber erfährt.
- Unterstützend zeigt sich auch eine pädagogische Profilierung der Einrichtung, dies in erster Linie für die Leitungskräfte.
Fazit
Die Studie zeigt eindeutige Zusammenhänge zwischen strukturellen Rahmenbedingungen in Kitas und dem Gesundheitszustand der pädagogischen Fachkräfte auf: Schlechte strukturelle Rahmenbedingungen wie zu wenig Zeit, räumliche, finanzielle und personelle Ausstattungsmängel, geringe Arbeitsplatzsicherheit, keine festen Pausenzeiten, fehlende Einrichtungsbesprechungen oder Supervisionsangebote erhöhen das Risiko für verschiedene gesundheitliche Beeinträchtigungen. Dazu gehören z.B. eine schlechteres subjektives Gesundheitserleben, häufigere chronische Erkrankungen und psychische Störungen sowie Beeinträchtigungen im Alltag. Fachkräfte mit schlechten strukturellen Rahmenbedingungen zeigen unter Kontrolle von persönlichen Faktoren wie bspw. Alter, privater Belastung bzw. Unterstützung, arbeitsbezogenen Verhaltens- und Erlebensmustern oder individuellem Gesundheitsverhalten ein 2,6-fach höheres Risiko, Leitungskräfte ein 2,5-fach höheres Risiko für eine eingeschränkte Arbeitsfähigkeit als ihre Kolleg/innen mit guten strukturellen Rahmenbedingungen. Als Schutzfaktoren kristallisieren sich ein gutes Teamklima, ein hoher Handlungsspielraum, viel Bewegung auf der Arbeit, hohe Unterstützung von Weiterbildung durch die Einrichtung und ein hohes Ausmaß an beruflicher Gratifikation wie Bezahlung, Arbeitsplatzsicherheit und Anerkennung heraus.
Quelle:
http://www.kita-forschung.de/