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Die richtige Bewerbung als Erzieherin

Kitas sind unterbesetzt. Das Berufsbild der ErzieherInnen gilt als Engpassberuf. Einerseits bietet das viele Chancen für Menschen, die in der Betreuung von Kindern und Jugendlichen arbeiten wollen, andererseits ist es umso wichtiger, bereits in der Bewerbung zu zeigen, dass man weiß, worauf es ankommt. 

Selbstdarstellung – so gelingt sie

Im Bewerbungsverfahren fällt es den meisten Bewerbern am schwersten, sich selbst darzustellen. Ein guter Eindruck soll entstehen, keine Frage. Trotzdem darf das Anschreiben nicht klingen, wie eine Selbstbeweihräucherung. Wie also eine gute Mischung finden? 

Unerfahrene Bewerber sollten sich nicht scheuen, ein Bewerbungscoaching in Anspruch zu nehmen. Die Unterstützung, die hier geboten wird, hilft den passenden Job zu finden und eine ansprechende Bewerbung zu erstellen. 

Potentialanalyse

Die erfolgreich abgeschlossene Ausbildung ist zwar sehr wichtig, doch legen Personalentscheider weitere Schwerpunkte bei der Auswahl der Mitarbeit. Mit der Potentialanalyse filtern Bewerber alles heraus, was in der Bewerbung Pluspunkte bringen könnte. Dies bezieht sich sowohl auf fachliche Kompetenzen, wie auch auf die Soft Skills. 

Passgenauigkeit

Eine passgenaue Bewerbung zu schreiben, bedeutet vor allem, nicht einen Einheitstext für alle Einrichtungen zu haben, sondern anhand des Stellenangebots die Elemente der Potentialanalyse einzubauen, die gefordert werden und sich nicht in Stärken zu verlieren, die vielleicht nicht unbedingt gefragt sind. 

Menschenbild und Erziehungsansatz

Als Erzieher muss es gelingen, mit sehr unterschiedlichen Charakteren klarzukommen. Ist dies bei den Kindern oft noch leicht, sind einige Eltern wahre Lerngeschenke in puncto Geduld, Wertschätzung und Respekt. Elternarbeit ist jedoch ein wesentlicher Aspekt der Arbeit und sollte auf jeden Fall erwähnt werden. 

Einrichtungen arbeiten nach unterschiedlichen Erziehungsansätzen, entsprechend ist es wichtig, in einer Bewerbung darzustellen, ob es in der Arbeit bereits Erfahrungen mit unterschiedlichen Konzepten gibt und warum, das in der Kita angebotene, gut vertreten werden kann. 

Religionsgebundene Einrichtungen legen Wert auf eine gewisse Nähe zur entsprechenden Religion. Gleiches gilt für Einrichtungen, die von Eltern initiiert werden, die bestimmte Lebensphilosophien vertreten, besonderen Lebenskonzepten folgen oder politisch/ gesellschaftlich engagiert sind. Die Konformität sollte in der Bewerbung glaubhaft dargelegt werden. 

Begründung eines Wechsels

Der Wunsch nach dem Wechsel einer Arbeitsstelle muss nicht unbedingt begründet werden. Aufgrund des Fachkräftemangels sind die Träger von Einrichtungen natürlich sehr bemüht, ihr Personal zu binden. Gründe, die ein schlechtes Licht auf den alten Arbeitgeber werfen, sollten auf keinen Fall Erwähnung finden.

Gute Gründe wären, die Erweiterung des Erfahrungsspektrums, beispielsweise wenn die Arbeit in einer anderen Altersgruppe angestrebt wird oder die Suche nach einem Konzept, das besser mit der persönlichen Einstellung zur Kindererziehung zusammenpasst. Auch berufliche Ziele, die angestrebt werden und in der aktuellen Einrichtung nicht zu erreichen sind, begründen einen Wechsel glaubhaft, ohne das Image des Arbeitgebers zu schädigen.

Finger weg von Mustertexten aus dem Internet

Das Internet scheint die Lösung für viele Probleme zu sein. Im Falle von Bewerbungsschreiben, kann es jedoch fatal sein, sich auf Mustertexte zu verlassen. Suchmaschinen liefern allen die gleichen Suchergebnisse, entsprechend ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass mehrere Bewerber die gleichen Muster finden und verwenden. In der Kindererziehung ist Kreativität gefragt, verdeutlicht die Bewerbung bereits, dass eine gewisse Einfallslosigkeit vorliegt, sehen die Entscheider das nicht unbedingt positiv. 

Letztendlich kommt es bei der Bewerbung gar nicht unbedingt auf Perfektionismus an. Wichtiger ist die Glaubwürdigkeit. 

Im Grunde können Bewerber sich an den Stellenanzeigen orientieren. Die erforderlichen Kenntnisse können nacheinander abgearbeitet werden. Dabei fließen die Einrichtungen und ggf. Weiterbildungen bereits in den Satz ein und belegen, dass stimmt, was in der Bewerbung geschrieben steht. 

Ein Beispiel

Eine Kita sucht Mitarbeitende in der Gruppe der 1 bis 3 jährigen Kinder. Gefordert sind Erfahrungen in der Elternarbeit und Kenntnisse in der Sprachförderung. Der Arbeitgeber weist bereits im Inserat daraufhin, dass Wert auf gesunde Ernährung gelegt wird und Musik eine große Rolle im Alltag spielt. 

Die Bewerbung geht dann gezielt darauf ein, dass die Erfahrungen vorliegen, wo sie gesammelt wurden und wie der eigene Beitrag hierzu aussah. Ein Satz zur Wichtigkeit der Ernährung und vielleicht der Vorteil selbst ein Instrument zu spielen, runden das Anschreiben ab und vermitteln den Eindruck, dass der Bewerber wie geschaffen für die Stelle ist. 

Weiterbildung – mehr als lästige Pflicht

Kindererziehung ist Bildungsarbeit. Bewerber die keine Weiterbildungen besucht haben, oder diese nicht angeben, vermitteln nicht den Eindruck, dass sie Freude an Bildung, am Lernen haben und den Wert von Wissen kennen. 

Weiterbildungen können im Lebenslauf aufgelistet werden. Die wichtigsten für eine ausgeschriebene Stelle, sollten im Anschreiben genannt und die Nachweise beigefügt werden. Gibt es Fortbildungen, die nicht so relevant sind, müssen die Zertifikate auch nicht direkt mitgeschickt werden. 

Für die meisten Berufe macht es kaum Sinn, Nachweise über Kreativkurse zu erbringen. Bei Erziehern ist es hingegen wichtig, zu zeigen, dass Interesse an kreativen Beschäftigungen besteht. Der VHS-Kurs in Töpfern, bestimmten Maltechniken oder Origami untermauert die Angaben zur eigenen Kreativität und belegt, dass auch in der Freizeit an Bildungsangeboten teilgenommen wird. 

Sprachförderung und musikalische Früherziehung, sowie Bewegungsangebote für Kinder und Jugendliche sind fast immer gefragt. Entsprechende Weiterbildungen können übrigens sogar gefördert werden. 

Erzieher mit einem breiten Portfolio können sich die Einrichtung in der sie arbeiten möchten, fast aussuchen. Dass dies Berufsbild als Engpassberuf gilt, bedeutet dass es weit mehr offene Stellen, als Fachkräfte gibt. 

Kreative Bewerbung – ja oder nein?

Die kreative Bewerbung ist für Erzieher natürlich eine tolle Option. Ob sie Anklang findet, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Der Bewerber muss die Kreativität von A bis Z verkörpern. Der Arbeitgeber muss diese Kreativität wollen. Die Kreativität darf nicht zulasten der Lesbarkeit und Information gehen. 

Letzteres leidet fast immer, sobald es ziemlich bunt wird, diverse Schriftarten Verwendung finden oder so ausgefallene Ideen Anwendung finden, die ein „Auspacken“ oder „Entfalten“ erforderlich machen. 

Wer seine Kreativität belegen will, sollte diese in Bildern festhalten und als einen Anhang zur Bewerbung hinzufügen, keinesfalls aber die ganze Bewerbung in eine Art Such- und Ratespiel ausarten lassen. 

Fazit: Die richtige Bewerbung richtet sich nicht nur nach dem Beruf, sondern vor allem nach der eigenen Persönlichkeit. Obwohl der Erzieherberuf ein Engpassberuf ist, sollte Sorgfalt in die Bewerbung gelegt werden. Je besser Bewerber qualifiziert sind, desto mehr Mitspracherecht und Wahlmöglichkeit haben sie in Bezug auf den neuen Arbeitsplatz. Auch wenn Kreativität gefragt ist, sollte die Bewerbung vor allem aussagekräftig sein und die Kreativität anders dargestellt werden.

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Kommentare (1)

Dagmar CollinetW 28 Juli 2022, 13:32

Sehr geehrtes Team von erzieherin.de,
In Stellenbeschreibungen für die PIA ist mir aufgefallen, der menschliche Aspekt wird zu wenig berücksichtigt. Einigen Einrichtungen ist ein Organisationstalent wichtiger als eine hohe Selbst/Sozialkompetenz. Die Beziehung zu mir selbst, vor allem mein seelischer Zugang, verleiht mir erst ganzheitliches Agieren, dieses wird häufig unberücksichtigt gelassen. Doch Kinder brauchen Menschen die in wechselnden Situationen in ihrer Mitte bleiben, oder sich zeitnah Unterstützung holen, damit sie ihre Bedürfnisse nicht auf die Kinder übertragen. Ich betrachte es als ein ausgewogenes Zusammenspiel von allen Selbstkompetenzen/ sowie allen anderen- Das macht für eine gute Erzieherin aus.
Nach meiner Erfahrungen fehlt vielen Erzieherinnen Selbstreflexion. Im Beisein von Kindern und Erwachsenen.
Dagmar Collinet

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