Editorial Januar/Februar 2011: Männer in Kitas
Dass die pädagogischen Fachkräfte zum allergrößten Teil weiblich sind, wird zurzeit von vielen Seiten aus unterschiedlichen Gründen kritisiert. Es sollen Männer ausgebildet und als Erzieher eingestellt werden. Dafür werden sogar spezielle Konditionen überlegt, wie z.B. in Brandenburg (wir berichteten darüber). Die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hat sich das Thema auf die Fahne geschrieben und finanziert eine Koordinationsstelle, die sich der Aufgabe tatkräftig annimmt. Mehrere Tagungen befassten sich mit der Frage, warum Männer in Kitas erforderlich und wie sie für diese Ausbildung und Tätigkeit zu gewinnen sind.
Die genannten Bestrebungen werden nicht nur mit Begeisterung aufgenommen – es gibt auch kritische Stimmen. Um den NutzerInnen unseres Portals eine eigene Meinungsbildung zu ermöglichen, haben wir zwei Fachkräfte mit unterschiedlichen Überzeugungen für ein Interview gewinnen können.
Prof. Dr. Heidi Keller von der Universität Osnabrück und Dr. Tim Rohrmann von der Katholischen Hochschule für Sozialwesen in Berlin haben sich für ErzieherIn.de auf ein Interview eingelassen, in dem sie unterschiedliche Positionen akzentuieren. Ich wünsche Ihnen ein interessantes Leseerlebnis!
Hilde von Balluseck
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Kommentare (2)
Hallo, ich sag es mal gleich ganz unverblühmt- ich selber habe die Ausbildung des staatlich anerkannten Erzieher absoviert und ich arbeite in der Kita und werde dermaßen schlecht bezahlt- aufgrund dieser Tatsache flüchten viele Erzieher entweder in den Jugendbereich oder studieren weiter, eine Einstellung in der Kita ist für mänliche Erzieher insofern nicht interessant, weil diese zumeist Familienväter sind und sich eine Anstellung in einer Kita einfach nicht leisten können. Die Wohlfahrtsverbände können die Erzieher nicht Leistungsgerecht bezahlen und werden dies auch in Zukunft nicht können. Also bleibt der Wunsch „Männer in die Kitas“ meiner Meinung nach ein Wunschtraum. Es sei denn das Blatt wendet sich.
da schließe ich mich doch in vielen Punkten der Meinung von Frau Dr. Keller an.
Zusätzlich sehe ich ein Problem darin, dass von der Überwindung geschlechtsrollenstereotyper Erziehung zwar geredet aber nicht danach gehandelt wird.
Unbesehen langzeitarbeitslose Männer von der Arbeitslosen-Statistik per Kurzausbildung in die Kitas zu verschieben kann ich nicht gutheißen.
Adäquate Bezahlung und Arbeitsbedingungen sowie Geschlechtrollenwandel in unserer Gesellschaft machen diese Tätigkeit so attraktiv, dass die Männer den Kitas zu Hauf zulaufen werden.
Dass so viele Frauen diesen Beruf nach wenigen Jahren verlassen, zeigt doch nur, dass sie mit Ehemann, Kindergeld und Ehegatten-Splitting finanziell annähernd genauso gut dastehen, ohne diesen hohen Arbeitsbelastungen ausgesetzt zu sein.
Wozu dazu noch eine Untersuchung. Das wissen wir doch längst.
Dieser Vorschlag zeugt von Unehrlichkeit, insbesondere was die
Argumente hinsichtlich der Erweiterung von Geschlechtsrollenstereotypen betrifft.
Das würde nämlich bedeuten, dass die gewünschten sowie die angestammten Erzieherinnen dies in ihren Konzepten aufnehmen und das wird keinesfalls die Ausbildung verkürzen.
Und rein praktisch würden sowohl die Mädchen als auch die Jungs, diesbzüglich durch das Vorbild der Erzieherinnen lernen, die den engen Rahmen der Geschlechtsrollenkonzepte bereits selbst in ihrem Verhalten überwunden haben.
und dazu gehört auch mehr weibliches Selbstbewusstsein als
männliche Kollegen überzubewerten, nur weil sie männlich sind.
Sonst verfestigt sich geschlechtshierarchisches Verhalten bei den Kindern durch die Vorbildfunktion ihrer ErzieherInnen in Neuauflage.