mehrere Kinder

Eine Protestwelle zieht durch die Kitas

21.02.2022 Kommentare (3)

Was zunächst in NRW eindrucksvoll begann, zieht nun auch Kreise durch weitere Bundesländer. Denn auch dort haben sich die Kitafachkräfteverbände dem Protest angeschlossen und rufen die pädagogischen Fachkräfte dazu auf, sich zu beteiligen. Zeitgleich hat auch Ver.di zu solch einer Aktion aufgerufen. Wenn Gewerkschaften, Kita- Fachkräfteverbände oder weitere Aktivist:Innen auf die gleichen Missstände hinweisen, begreift die Politik hoffentlich, dass nicht nur ein bestimmtes Klientel oder immer die Gleichen Kritik üben, sondern die Praxis vor Ort gemeinsam um Hilfe ruft und nicht mehr bereit ist so weiterzumachen.

Unter dem Hashtag #kitasamlimit, #esreicht und #unsglangts (in Bayern) protestiert seitdem das Personal aus den Kitas. Sie sind am Limit und es ist kein Ende in Sicht. Sowohl die Personalsituation, als auch die schlechten Rahmenbedingungen, auf die immer wieder aufmerksam gemacht wird, führen unter den Kita-Fachkräften zu Frust und Ärger. Die Pandemie tut ihr Übriges, indem sie den Krankenstand in die Höhe treibt und die Gesundheit von Kindern, Personal und Familien bedroht.

Im Januar diesen Jahres legte die Agentur für Arbeitbeeindruckende Zahlen vor: auf 100 freie Stellen kommen nur noch 79 Fachkräfte. Im Jahr 2010 waren es noch 253 Fachkräfte. Immer mehr Fachkräfte verlassen ihren Beruf und orientieren sich neu. Der Fachkräftemangel verstärkt sich weiter!

Mit der Aktion #kitasamlimit wollen wir, über die einzelnen Bundeslandgrenzen hinaus, auf die Bedingungen in den Kitas aufmerksam machen. Wir wollen den Kindern wieder eine verlässliche Betreuung und Bildung anbieten. Der Wert der frühkindlichen Erziehung, Bildung und Betreuung dürfen der Pandemie, den schlechten Rahmenbedingungen und einem realitätsfernen Personalberechnungsschlüssel nicht zum Opfer fallen.

Kitas sind keine „Aufbewahrungsstätte“ für Kinder. Wir unterstützen Kinder in ihrem Handeln und legen den Grundstein für ihren weiteren Werdegang. Wir sind eine Bildungsstätte und das Sprachrohr der Kinder. Wir wollen mit ihnen lachen und Spaß haben, auf ihre Bedürfnisse eingehen und ihre Individualität sehen. Wir wollen Kinderrechte sichern und ein Schutzhaus für die Kleinsten sein. Doch es fehlt an Kapazität, es fehlt die Zeit, das Personal und inzwischen die Kraft.

Die Leitungen in den Kitas versinken in der Bürokratie und haben kaum noch die Chance sich um pädagogische Aufgaben zu kümmern. Die gesunden Fachkräfte in den Gruppen fangen die Krankheitswelle auf, arbeiten teilweise alleine mit bis zu 25 Kindern und verletzen damit regelmäßig die Aufsichtspflicht. Unserem Bildungsauftrag und einer bedürfnisorientierten Betreuung können wir immer weniger nachkommen. Von fachgerechter Dokumentation und individueller Förderung ist schon lange keine Rede mehr. Individuelle Förderung und fachliche Dokumentation müssen sich seit Beginn dieser Pandemie stets der fortan priorisierten Betreuung aller Kinder - koste es was es wolle - unterordnen. Immer mehr Gruppen müssen geschlossen werden, da vermehrt das Personal erkrankt, aufgibt oder Stellen gar nicht erst besetzt sind.

So geht es nicht mehr weiter!

Quelle: Verbandes Kita-Fachkräfte Bayern e.V.

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Kommentare (3)

HOPE_STONE 01 März 2022, 15:28

Ich kann dem nur zustimmen. Ich arbeite als Ausbilderin Multiplikatorin für Erzieher*Innen seid vielen Jahren und die Not ist groß. Überlastete Erzieher+Innen und ein Personalschlüssel, der Krankheit nicht zulässt. Da kann das Mindestmass an Aufsichtspflicht z.T. nicht merh garantiert werden, denn eine Fachkraft muss ausgeruht sein, um über ausreichend Kapazitäten für ihre Aufmerksamkeit zu verfügen.

Juliane Fuchs 22 Februar 2022, 11:40

Das kann ich nur bestätigen. 2006 habe ich ausgelernt. Es gab keine Stellen man wurde wie das allerletzte behandelt. Musste Stellen annehmen als kinderpflegerin habe aber wie eine Erzieherin gearbeitet sogar die Leitung vertreten.
Der Beruf hat mich zum Teil kaputt gemacht. Es ist selbstverständlich das ich als Erzieherin alles mitmache und angagiert bin.
Schlechte Rahmenbedingungen, kein Pausenraum,usw.
Nun bin ich befristet berentet. Ob ich überhaupt jemals wieder in ein "normales Leben " zurück komm steht in den Stern. Momentan sehr weit weg.

Elisabeth Gille 21 Februar 2022, 16:10

Bin jetzt fast 35 Jahre Erzieherin davon 22 Jahre als Kitaleitung beschäftigt. So geht es nicht weiter. Sorry ich rate keinem mehr Erzieher zu werden.

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