Studentin im Hörsaal

Ergebnisse der DKV-Jahresumfrage 2025

Kita-Expert:innen: Bürokratie nimmt Überhand 

Fachkräftemangel und Unterfinanzierung weiterhin größte Herausforderungen

1.    Was sind die Top-Herausforderungen im Bereich der Kindertagesstätten?

Als größte Herausforderung im System der Frühen Bildung in Deutschland identifizieren die befragten Kita-Expert:innen wie im Jahr 2023 mit 73 % eindeutig den Fachkräftemangel. Die Unterfinanzierung der Kitas liegt weiterhin auf Platz 2 der großen Herausforderungen und legt im Vergleich zu 2023 um vier Prozentpunkte auf 64 % zu. In NRW sind es sogar 72 %. Zu hohe Bürokratie konstatieren 44 Prozent der Befragten als Problem. Das ist ein deutlicher Zuwachs und löst damit den geringen Stellenwert frühkindlicher Bildung auf Platz 3 ab.  

Bei den zukünftigen Herausforderungen werden zum ersten Mal sinkende Kinderzahlen/Nachfrage genannt.

Waltraud Weegmann, Bundesvorsitzende des Deutschen Kitaverbands, kommentiert die Ergebnisse: „Neben dem Fachkräftemangel, der schon jetzt zu ungünstigen Rahmenbedingungen wie verkürzten Öffnungszeiten oder temporären Einschnitten beim pädagogischen Angebot führt, hemmt auch überbordende Bürokratie die Kitas bei der Ausübung ihrer eigentlichen Kernaufgaben. Fachkräfte verbringen inzwischen einen signifikanten Teil ihrer Arbeitszeit mit Bürokratie und nicht mit der pädagogischen Arbeit. Die Kitas in Deutschland sind durch eine überbordende Bürokratie stark belastet. Sie brauchen schlankere Prozesse, mehr digitale Unterstützung und vor allem eine Gegenfinanzierung von Verwaltungskräften, damit die pädagogischen Kräfte ihre Zeit und Ressourcen für die direkte Arbeit mit den Kindern einsetzen können.“

2.    Finanzlage weiterhin prekär

Die Einschätzung der Finanzlage bewegt sich bei der befragten Zielgruppe weiterhin auf einem deutlich negativen Niveau: 67 % empfinden die Kita-Finanzierung in ihrem Bundesland als (überhaupt) nicht ausreichend. Die Eigenanteile, die freie Träger aufbringen müssen, halten 69 % für (überhaupt) nicht gerechtfertigt

In Nordrhein-Westfalen sind die Werte noch schlechter: 81 % der dortigen Teilnehmer:innen sind der Meinung, dass die Kita-Finanzierung in ihrem Bundesland (überhaupt) nicht ausreichend sei. 

Auch als Hinderungsgründe der Expansion werden mit die Finanzierung fehlt für neue Kita-Projekte und die notwendige finanzielle Förderung fehlt für den Betrieb vielfach pekuniäre Gründe angegeben.

3.    Fachkräftemangel: wird es noch schlimmer?

Insgesamt 63 % der teilnehmenden Kita-Träger geben an, unbesetzte Stellen zu haben. 25 % der Träger können nach eigenen Angaben bis zu 10 % der Stellen nicht besetzen, 21 % können 11-20 % nicht besetzen. 17 % können sogar 21 % oder mehr ihrer Stellen nicht besetzen. Verbesserungen scheinen erstmal keine in Sicht zu sein. Bei der Entwicklung des Fachkräftemangels denken 47 %: es wird noch schlimmer kommen. 41 % meinen: es wird sich auf diesem Niveau halten

Die Maßnahmen, die die Träger aufgrund des Personalmangels ergreifen, gehen häufig zu Lasten des Angebots. 68 % der TeilnehmerInnen nehmen Einschränkungen der Aktivitäten mit den Kindern (z.B. weniger Ausflüge) vor. Genauso viele (69%) reduzieren die Öffnungszeiten. Auch das Personal ist betroffen: 35 % erhöhen die Stunden, 32 % setzen auf einen höheren Einsatz von Springerkräften.

Immerhin 31 % der Untersuchten mussten schon Gruppen schließen (8 % mehr als 2023) und 8 % sogar ganze Einrichtungen.

Die geeignetsten Gegenmaßnahmen, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, sehen die Befragten beim bestehenden Personal: Eine bessere Bezahlung der Fachkräfte (45 %), die Aufwertung des Berufsimages (46 %), mehr Erzieher:innen ausbilden (33 %) und eine stärkere Mitarbeiterbindung durch bessere Arbeitsbedingungen (31 %) werden hier genannt.  

4.    Strukturqualität als Stellschraube

Auch bei den Maßnahmen zur Qualitätssicherung sehen die Kita-Expert:innen die Mitarbeiter:innen im Mittelpunkt. Die wichtigsten Stellschrauben für eine positive Qualitätsentwicklung werden in der Verbesserung des Fachkräfteschlüssels (66 %), in mehr qualifizierten Fachkräften (48 %), in der Stärkung der Leitung (45%) sowie in generell mehr Personal (35 %) gesehen. 

Allen Widrigkeiten zum Trotz sieht über die Hälfte der Befragten (53 %) die Prognose für die zukünftige Entwicklung des eigenen Trägers als (eher) gut an. 20 % sehen sie als (eher) schlecht an. 28 % wagten keine Prognose.

Die Umfrage:

Der Deutsche Kitaverband hat in seiner diesjährigen Online-Umfrage die Einschätzung von insgesamt 514 Träger-VertreterInnen zu ihrer aktuellen Situation und Herausforderungen abgefragt. Die Teilnehmenden kommen aus der Kitaleitung, dem Bereich der Kitasteuerung oder der Geschäftsführung/Vorstand. Alle Trägerformen (öffentlich, frei (kirchlich, privatwirtschaftlich, gemeinnützig)) und alle 16 Bundesländer sind in der Stichprobe vertreten, ebenso verschiedene Trägergrößen (von Trägern mit ein oder zwei Einrichtungen bis zu Trägern mit 100 oder mehr Einrichtungen). Die Umfrage fand vom 10. Februar bis zum 9. März 2025 statt.


Quelle: Deutscher Kitaverband. Bundesverband freier unabhängiger Träger von Kindertagesstätten e.V.


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