zwei U3 Kinder

ErzieherInnen und Grundschule: Wie finden unterschiedliche Konzepte von Bildung und Kindheit zusammen?

Hilde von Balluseck

20.04.2009 Kommentare (0)

1. Der Übergang von der Kita in die Schule

Seit Jahren ist der Übergang von der Kita zur Grundschule ein Thema der Frühpädagogik, viele Projekte befassen sich damit. Warum eigentlich? Geht es nicht in beiden Fällen um Bildung?

Das Problem liegt darin, dass Kita und Grundschule unterschiedlichen Systemen angehören: Die Kita gehört zum Bereich der Kinder- und Jugendhilfe, die Grundschule zur Schule. Beide Systeme - Kinder- und Jugendhilfe bzw. Schule - haben eine eigene Geschichte, eigene Normen und Werte - und sie werden auch von unterschiedlichen Stellen verwaltet.

Kitas sind noch nicht sehr lange als Bildungsinstitutionen ins Bewusstsein der BildungsexpertInnen geraten, während Schule darauf ein Monopol zu haben schien. Inzwischen wissen wir alle, dass die Bildung im Vorschulalter die Voraussetzung für eine gelingende Schullaufbahn ist. Das Bildungsideal und die Vorstellung vom Kind sind allerdings in der Kinder- und Jugendhilfe andere als im allgemeinen in der Schule:

  • Die Kita lässt dem Kind die Zeit, die es braucht, um seine Bildungsprozesse optimal mit zu gestalten; In der Schule hingegen müssen Schuljahr für Schuljahr Ziele erreicht werden.
  • Die Kita geht von einem ganzheitlichen Bild vom Kind und vom Lernen aus. Das heißt, ein Kind lernt dort nicht Mathematik allein, sondern die Mathematik wird verwoben mit kreativem Spiel, mit sozialem Lernen etc. Hingegen ist die Schule, wenn die Leitung nicht kreativ ist, an Lernziele und Fächer gebunden.
  • Die Kita fördert die Kinder entsprechend ihrem Entwicklungsstand, ihrer sozialen Herkunft, ihrem Geschlecht individuell. Das leistet die Schule meistens nicht, wie die OECD auch feststellte: Der Umgang mit Heterogenität ist im deutschen Bildungssystem nicht zufrieden stellend.
  • Die Kita arbeitet eng mit den Eltern zusammen, um mit ihnen die Bildungsprozesse ihres Kindes zu gestalten. Dies kann die Schule nur zu einem sehr geringen Anteil.
  • Die Kita soll das Kind nicht bewerten, die Schule muss es.
  • Die Anstellungsverhältnisse und Gehaltsbedingungen von LehrerInnen und ErzieherInnen sind sehr unterschiedlich: Während LehrerInnen meist verbeamtet sind, haben ErzieherInnen Angestelltenverträge. Und das Gehalt der LehrerInnen unterscheidet sich erheblich von dem der ErzieherInnen.

Diese Unterschiede machen deutlich, wie schwer es für auch gutwillige Angehörige beider Systeme (Kinder-/Jugendhilfe und Schule) ist, aufeinander zuzugehen und gemeinsame Standards für das Bild vom Kind und die Gestaltung von Bildungsprozessen zu entwickeln. Umso erstaunlicher sind die Veränderungen der letzten Jahre. In mehreren Projekten wurden die Möglichkeiten der Kooperation zwischen Schule und Kita erprobt. Viele Kitas haben heute enge Kooperationen mit Grundschulen. Diese beinhalten z.B. gegenseitiges Kennenlernen von ErzieherInnen und LehrerInnen vor und während des Schuleintritts der Kinder, Besuche von Kindern in der Schule usw. Weitere Informationen finden Sie hier

Im Portal Kindergartenpädagogik finden Sie drei neuere, interessante Artikel zum Thema: http://www.kindergartenpaedagogik.de/1982.html, http://www.kindergartenpaedagogik.de/1754.html, http://www.kindergartenpaedagogik.de/1893.html.

Über die Ergebnisse eines Entwicklungs- und Forschungsprojekts Ponte informiert Sie http://www.ina.fu-berlin.de/arbeitsbereiche/ise/home/ponte/
Bemühungen um eine Verbesserung der Kooperation Kita-Grundschule in Mainz: http://www.mainz.de/WGAPublisher/online/html/default/ekog-7qarth.de.html

2. ErzieherInnen in der Grundschule

Je mehr deutlich wird, dass die Halbtagsschule in Deutschland nicht die besten Bildungsergebnisse erzielt, umso mehr Ganztagsschulen (http://www.ganztagsschulen.org/; http://www.bildungsserver.de/zeigen.html?seite=1801; http://www.ganztaegig-lernen.org/www/gtl3.aspx) gibt es, in denen LehrerInnen und ErzieherInnen nebeneinander oder - im besten Falle - sogar miteinander arbeiten. Die meisten Ganztagsschulen funktionieren noch so, dass der Unterricht das Eine, der „Freizeitbereich“ das Andere ist. Ein Minimum an Zusammenarbeit entsteht schon, wenn ein Hort der Grundschule angeschlossen ist. Ein Maximum ist dann erreicht, wenn ErzieherInnen teilweise am Unterricht teilnehmen, von daher einen Bezug zu den Lehrinhalten der Schule bekommen und die Kinder - ggf. auch ihre Eltern - dann besser unterstützen können.

Neben der Integration von ErzieherInnen in die Schule gibt es eine Vielzahl von Projekten, bei denen ErzieherInnen Aufgaben wahrnehmen, die die Schule nicht bewältigen kann, z.B. in Schulstationen http://www.berlin.de/ba-neukoelln/presse/archiv/20090311.1025.122481.html; http://www.sos-kd-berlin.de/unser_angebot/schulstationen. Hier ist viel Eigeninitiative von SchulleiterInnen zu beobachten und die Ansätze unterscheiden sich in den Bundesländern und auch in den Regionen stark.

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