ErzieherInnenmangel in Baden-Württemberg
„Alleine für den Ausbau der Krippenbetreuung brauchen wir bis 2013 rund 7.500 zusätzliche Erzieherinnen und Erzieher in Baden-Württemberg. Wir schlagen einen Aktionsplan vor und fordern ein stärkeres finanzielles Engagement des Landes“, sagte Grünen-Landtagskandidatin Brigitte Lösch, selbst Sozialpädagogin, am vergangenen Dienstag bei einer Podiumsdiskussion zum Thema „Fachkräftemangel in Kitas“. Der KiND e.V. Dachverband, in dem freie Träger organisiert sind, hatte außerdem die Landtagskandidatinnen und -kandidaten Dr. Reinhard Löffler (CDU), Gabriele Heise (FDP) und Ruth Weckenmann (SPD) zu der Veranstaltung in das Kinderhaus „Junges Gemüse“ eingeladen.
Versäumnisse der Vergangenheit
„In unseren elf Stuttgarter Kinderhäusern gibt es derzeit sechs offene Stellen und wir haben sehr große Schwierigkeiten sie zu besetzen. Anderen Trägern geht es genauso“, sagte KiND e.V.-Geschäftsführerin Waltraud Weegmann, die das Gespräch moderierte. „Wie konnte es zu diesem Personalengpass kommen?“ Bei der Beantwortung dieser Frage, waren sich die Gesprächsteilnehmerinnen und -teilnehmer einig: „Wir haben etwas versäumt. Der Beruf ist nicht attraktiv genug. Das muss sich ändern.“ Der Jurist Dr. Reinhard Löffler wandte sich jedoch entschieden gegen die Auffassung, dass die Arbeitsbedingungen in Kitas grundsätzlich schlecht und die Bezahlung zu gering sei. „Wir reden diese wichtige Arbeit schlecht“, kritisierte er. Für die ersten Absolventinnen und Absolventen frühpädagogischer Studiengänge in Baden-Württemberg gäbe es aber in der Tat derzeit keine entsprechend bezahlten Stellen in Kitas, so dass sie in andere Bereiche abwanderten.
Großes Potenzial: Wiedereinsteigerinnen
Um dem Fachkräftebedarf kurzfristig zu begegnen schlug SPD-Kandidatin Ruth Weckenmann, die in der Regionaldirektion Baden-Württemberg der Arbeitsagentur die Stabsstelle Chancengleichheit leitet, vor, Wiedereinsteigerinnen zu gewinnen: „Es gibt viele ausgebildete Kräfte, die wir in den Beruf zurückholen können. Sie müssen aber qualifiziert werden, um fachlich auf den neuesten Stand zu kommen. Das schaffen die Träger nicht allein. Wir müssen sie dabei unterstützen.“ Rechtsanwältin Gabriele Heise von der FDP regte an, Erzieherinnen und Erzieher auch über die Altersgrenze hinaus – eventuell als 400-Euro-Kräfte – weiter zu beschäftigen. „Wir sollten Menschen aus anderen Berufen und Altersstufen ansprechen und Überregulierungen abbauen. Zum Beispiel verhindern strenge Versicherungsauflagen, dass Eltern als Aufsichtspersonen aushelfen. Denen ist das Risiko zu groß.“
Duale Ausbildung wäre attraktiver
Um Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger mit sozialer Vorbildung aber auch aus anderen Berufsfeldern für die Frühpädagogik zu gewinnen, plant Waltraud Weegmann die Eröffnung einer Fachschule, die eine duale Ausbildung anbietet. Das Konzept stieß bei den anwesenden Politikerinnen und Politikern auf großes Interesse. Derzeit ist die Ausbildung nämlich rein schulisch, so dass angehende Erzieherinnen und Erzieher in dieser Zeit kein Gehalt bekommen und sogar oft noch Schulgeld zahlen müssen – nicht nur Menschen, die sich aus einer Berufstätigkeit heraus umorientieren, schreckt das ab. „Voraussetzung für die Umsetzung der dualen Fachschul-Idee ist, dass wir die bei uns in Ausbildung befindlichen Personen als Fachkräfte anerkannt bekommen und bezahlen können. Bislang ist das noch nicht möglich“, erklärte die KiND e.V.-Geschäftsführerin.
Quelle: Pressemeldung der eoscript public relations
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