
Frühe Hilfen zum gesunden Aufwachsen von Kindern II
Im Heft Nr. 11/2010 der Monatszeitschrift "Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz" befassen sich unter dem Titel "Frühe Hilfen zum gesunden Aufwachsen von Kindern“ die Autorinnen und Autoren unter anderem mit der Gesundheitsförderung bei Kindern, Familienhebammen sowie der elterlichen Feinfühligkeit bei psychosozialen Belastungen.
Nachfolgend finden Sie die Abstracts einiger ausgewählter Beiträge. Diese und alle übrigen Artikel der Ausgabe können Sie auf dieser Seite herunterladen.
Elisabeth Pott (Direktorin der Bundeszentrale für gesundheitliche
Aufklärung), Ute Fillinger (Bundeszentrale für gesundheitliche
Aufklärung), Mechthild Paul (Leiterin des Nationalen Zentrums frühe
Hilfen):
Herausforderungen bei der Gesundheitsförderung im frühen Kindesalter
Gesundheitsförderung im frühen Kindesalter richtet sich zuallererst an Eltern. Sie sollen in ihren Gesundheitsfürsorge- und Erziehungskompetenzen unterstützt werden, damit sie eine gesunde Entwicklung ihrer Kinder fördern können. Außerdem ist es wichtig, Fachkräfte in ihrer Arbeit mit Familien zu stärken. Darüber hinaus sind Programme der Frühen Hilfen entstanden. Sie zielen darauf ab, Entwicklungsmöglichkeiten von Kindern und Familien frühzeitig und nachhaltig zu verbessern. Herausforderungen liegen darin, eine umfassende Aufklärung von Eltern zu ermöglichen, Partizipation zu fördern, die Vernetzung zentraler Akteure voranzutreiben und die Qualitätssicherung zu verbessern.
Gertrud M. Ayerle, Christiane Luderer, Johann Behrens (Leitung Modellprojekt „FrühStart“):
Modellprojekt FrühStart – Evaluation der Familienhebammen in Sachsen-Anhalt
Das
Praxis-Projekt „Familienhebammen in Sachsen-Anhalt“ wurde einer
mehrdimensionalen Evaluation unterzogen, um sowohl die subjektive
Perspektive der Mütter als auch die Vernetzung der Akteure des
Gesundheitsund Sozialbereichs zu erfassen. Aufgrund der Qualifizierung
der Familienhebammen und der Betreuung hoch belasteter Familien
verstärkte sich die Zusammenarbeit der Familienhebammen mit Akteuren des
Sozialbereichs. Neben der Familienhebamme und dem Jugendamt spielen die
Schwangerschaftsberatungsstellen als „Gate-Keeper“ eine wichtige Rolle.
Ausschlaggebend für eine konstruktive Zusammenarbeit ist Vertrauen, das
sich aus Klientenorientierung, Verfügbarkeit und anwaltschaftlichem
Engagement der Familienhebammen speist.
Andreas Eickhorst, Manfred Cierpka (Projektleitung Modellprojekt "Keiner Fällt durchs Netz") u. a.:
Elterliche Feinfühligkeit bei Müttern und Vätern mit psychosozialen Belastungen
Die vorgestellte Studie untersucht die Feinfühligkeit von Müttern und Vätern belasteter Familien im Umgang mit Säuglingen, die am Präventionsprojekt „Keiner fällt durchs Netz“ teilnehmen. Im Ergebnis kann ein Zusammenhang zwischen den mütterlichen und väterlichen Feinfühligkeitswerten sowie eine Korrelation der mütterlichen, nicht jedoch der väterlichen Feinfühligkeit mit der familiären Belastung aufgezeigt werden. Darüber hinaus bestehen zwischen den Eltern deutliche Unterschiede im Kohärenzgefühl. Der CARE-Index erweist sich in diesem Zusammenhang als ein angemessenes Instrument für die Beantwortung vorliegender Fragestellung im Rahmen der Frühen Hilfen sowie für die Einbeziehung von Vätern in Studien zur Feinfühligkeit.
Tanja Jungmann (Projektleitung Modellprojekt "Pro Kind") u.a.:
Präventionsziel Kindergesundheit im Rahmen des Modellprojektes „Pro Kind“
Im
Rahmen einer randomisierten Kontrollgruppenstudie wird die Effektivität
des Hausbesuchsprogramms „Pro Kind“ überprüft. 755 multipel
risikobelastete Erstgebärende wurden bis Ende 2009 akquiriert und einer
von zwei Untersuchungsgruppen zugewiesen. Die Teilnehmerinnen können die
Regelversorgung in Anspruch nehmen, Frauen in der Treatmentgruppe
erhalten darüber hinaus über einen Zeitraum von zweieinhalb Jahren
regelmäßig Hausbesuche von Familienbegleiterinnen. Primäre Projektziele
der Begleitung sind die Verbesserung des mütterlichen
Gesundheitsverhaltens bereits in der Schwangerschaft und die Geburt
eines gesunden Kindes. Langfristig soll die kindliche Gesundheit und
Entwicklung verbessert werden. Die Ergebnisse werden hinsichtlich
methodischer und praktischer Aspekte kritisch diskutiert.
Gerhard Suess (Projektleitung Modellprojekt "Wie Elternschaft gelingt" - WIEGE - STEEPTM) u.a.:
Erste Ergebnisse zur Wirksamkeit Früher Hilfen aus dem STEEP-Praxisforschungsprojekt "WiEge"
Vorläufige Ergebnisse aus dem bindungsbasierten STEEP-Praxisforschungsprojekt „WiEge“ werden präsentiert. Im Rahmen einer längsschnittlich angelegten multizentrischen Interventionsstudie entwickelten signifikant mehr junge hoch belastete Mütter im zweijährigen STEEP-Programm sichere Bindungsbeziehungen zu ihren einjährigen Kindern als dies bei Müttern der Kontrollgruppe, die die üblichen Jugendhilfeleistungen erhielten, der Fall war. Die Unterstützung von Müttern in Richtung höhere Feinfühligkeit und größere Reflexion – wie es im STEEP-Programm geschieht – scheint jedoch nicht ausreichend zu sein, um Bindungsdesorganisation zu verhindern. Es bedarf einer stärkeren Fokussierung auf die der Entwicklung von Bindungsdesorganisation zugrunde liegenden Mechanismen, insbesondere auf ungewöhnliches Elternverhalten.
Quellen: Abstracts der Autorinnen und Autoren
Bundesgesundheitsblatt Nr. 11/2010: Frühe Hilfen zum gesunden Aufwachsen von Kindern Hrsg.: Robert Koch Institut, Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation (DIMDI), Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), Paul-Ehrlich-Institut, Verlag: Springer Medizin Verlag, 2010 (Nr. 11/2010).
Die Artikel zum Herunterladen
- U. Thyen: Frühe Hilfen – Beziehungsarbeit mit Risiko (pdf / 561 KB)
- S. Kluth et al.: Psychisch kranke jugendliche und erwachsene Mütter im Vergleich (pdf / 880 KB)
- A. Eickhorst, M. Cierpka, et al.: Elterliche Feinfühligkeit bei Müttern und Vätern mit psychosozialen Belastungen (pdf / 800 KB)
- A.-K. Künster et al.: Soziale Netzwerkanalyse interdisziplinärer Kooperation und Vernetzung in den Frühen Hilfen (pdf / 2 MB)
- G. Suess et al.: Erste Ergebnisse zur Wirksamkeit Früher Hilfen aus dem STEEP-Praxisforschungsprojekt "WiEge" (pdf / 771 KB)
- L. Schönecker, Meysen, T.: Datenschutz - Hemmnis oder hilfreiche Orientierung für Kooperation bei Frühen Hilfen? (pdf / 810 KB)
- G. M. Ayerle et al.: Modellprojekt FrühStart – Evaluation der Familienhebammen in Sachsen-Anhalt (pdf / 834 KB)
- E. Pott, U. Fillinger, M. Paul: Herausforderungen bei der Gesundheitsförderung im Frühen Kindheitsalter (pdf / 600 KB)
- B. Herrmann, A.-K. Eydam: Leitlinien und Evidenz - Neue Entwicklungen im somatischen medizinischen Kinderschutz (pdf / 581 KB)
- T. Jungmann et al.: Präventionsziel Kindergesundheit im Rahmen des Modellprojektes "Pro Kind" (pdf / 776 KB)
Quelle: http://www.fruehehilfen.de/wissen/bundesgesundheitsblatt-nr-112010/