
Gefährdete Kinder, Spielräume, Motorik: Das neue Heft von Frühe Bildung enthält spannende Ergebnisse
Das neue Heft der wissenschaftlichen Zeitschrift bringt einige Erkenntnisse, die überraschen. Zu Beginn berichten Klaus Fröhlich-Gildhoff und Maike Rönnau-Böse über Projekte und eigene Forschungsergebnisse zum Thema "Förderung der Lebenskompetenz und Resilienz in Kindertageseinrichtungen und Grundschule". Sie beziehen sich dabei auf Projekte, die seit Jahren am Freiburger Zentrum für Kinder- und Jugendforschung durchgeführt werden. In den Projekten geht es um einen mehrdimensionalen Ansatz, bei dem die Eltern, die Kinder und die Fachkräfte wie auch Netzwerke gestärkt werden sollen. Das Forschungsprojekt konzenrierte sich auf die Frage, ob diese Projekte ihr Ziel erreichen. Das Ergebnis ist im Großen und Ganzen positiv. Erfreulich ist die differenzierte Herangehensweise der AutorInnen, die auch Erfolge verspricht: Die Einbeziehung der Kinder selbst, ihrer Eltern, der Fachkräfte, der sozialen Dienste und der Gemeinde.
Der zweite Artikel befasst sich mit Spielumwelten im Kindergarten und ihren Auswirkungen auf Geschlechterunterschiede in Spielverhalten und Kompetenzentwicklung. Daniela Mayer, Christina Bernhard und Annette Peters beschreiben ein Forschungsprojekt, bei dem die geschlechtsspezifische Spielumwelt der Kinder (Puppen- und Bauecke) verändert wurde. Danach stieg das geschlechtergemischte Spielen und sowohl Mädchen wie Jungen wandten sich stärker den nicht für sie geschlechtstypischen Tätigkeiten im Spiel zu. Am bemerkenswertesen ist jedoch der Anstieg sozial-emotionaler Kompetenz bei Jungen und der Anstieg räumlicher Fähigkeiten bei Mädchen. Das ist ein sensationeller Effekt, den andere Kitas ohne einen Euro zu investieren, ebenfalls erzielen könnten.
Rolf Schwarz schreibt über den Zusammenhang von motorischen Fähigkeiten, Intelligenz und sozial-emotionalem Verhalten. Sein hochinteressantes Ergebnis: Das sozial-emotionale Verhalten von Kindern korreliert - wenn überhaupt - nur in geringem Maße mit der motorischen Entwicklung. Die Daten der Studie legen vielmehr nahe, dass die Intelligenz der treibende Faktor für das sozial-emotionale Verhalten ist. Zu begrüßen ist bei diesem Artikel die ausführliche Darstellung der möglichen Gründe für die geringe Übereinstimmung der Einschätzungen von Eltern und ErzieherInnen.
Der Freie Beitrag befasst sich mit der Objektivität und Validitaät des Einschätzbogens "Sprache und Literacy bei deutschsprachig aufwachsenden Kindern - SELDAK". Die Bewertung dieses Bogens fällt insgesamt positiv aus.
In zwei Beiträgen befassen sich AutorInnen mit dem Thema Inklusion. Hans Weiß fodert eine differenzierte Analyse der Unterschiede zwischen den Kindern und betont den Aspekt der Prävention. Corinna Schmude beschreibt die Herausforderungen, die sich aus der Forderung nach Inklusion ergeben, auf der interpersonellen und auf der gesellschaftlichen Ebene.