mehrere Kinder

Girls' Day - Boys' Day

Hilde von Balluseck

15.04.2011 Kommentare (0)

Gestern jährte sich der Girls' Day zum 11. Mail - er wurde 2001 eingeführt - und den Boys' Day gab es erstmalig. Beide Tage sollen die Berufswahl junger Menschen in die Richtung von weniger geschlechtsspezischen Berufsbildern beeinflussen. So sollen die Mädchen ermuntert werden, naturwissenschaftliche und technische Berufe zu ergreifen, die Jungen hingegen sollen eine Kick für pädagogische und pflegerische Berufe erhalten.

Nun ja, diese Tage sind gut gemeint, und auch die Tatsache, dass es jetzt einen Jungens-Tag gibt, ist dem Bemühen entsprungen, Geschlechtergleichheit in den Berufen herzustellen.

Daneben und dahinter gibt es jedoch diverse Aspekte, die man auch sehen sollte. Für die Mädchen hat sich 2006 die Sendung Germany's next top model etabliert, zu der junge Frauen in Scharen drängen, um eine Model-Karriere zu starten. Ein Model ist ein Wesen, das hübsch aussieht, eine gute Figur hat und sich verbal und beim Laufen gut präsentieren kann. Mit echten Berufskarrieren hat eine Model-Laufbahn nichts zu tun, da sie zumeist nach wenigen Jahren zu Ende ist. Klug sind die Frauen, die ihr Aussehen einsetzen, um so z.B. ein Studium zu finanzieren. Aber die Show als solche reduziert die Frauen auf noch weniger als das traditionelle Frauenbild, weil dazu immerhin noch Mütterlichkeit, also die Fähigkeit zur Empathie, gehörte.

Der Girls' Day ändert daran leider gar nichts. Die Mädchen sind somit höchst widersprüchlichen Ansprüchen ausgesetzt, unter denen sie wählen müssen.

Und die Jungs? Gleichzeitig mit der Werbung zum Boys' Day erhalten sie Werbematerial von der Bundeswehr, die dringend Nachschub an Soldaten braucht, weil die Wehrpflicht abgeschafft ist. Was sollen sie denn nun machen: in die sozialen Berufe oder in den Krieg? Ganz schön widersprüchlich, oder?

Die scheinbar emanzipatorischen Motive für Boys' und Girls' Day haben in beiden Fällen auch ökonomische Gründe. Die Wirtschaft ist an einem Zuwachs an weiblichen Arbeitskräften auch für technische Berufe interessiert, weil ihr die Fachkräfte ausgehen. Der ganze Sozialbereich leidet ebenfalls unter einem Fachkräftemangel. So kann man beide Tage auch als Symptom für den beginnenden Kampf um Fachkräfte interpretieren.

Auf der Strecke bleibt bei dieser Diskussion ein viel größeres Problem: Wir haben über 60.000 Schulabbrecher jährlich. Von denen - und auch von vielen HauptschulabgängerInnen - hat keine/r eine Chance auf einen Ausbildungsplatz. Auch nicht diejenigen, die sich zum Besuch einer Veranstaltung vom Boys' oder Girls' Day hinreißen lassen.

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