
Hautpflege nach Brandverletzungen bei Kindern mindert Narben
Je jünger Kinder bei einer Brandverletzung sind, desto dickere Narben
bildet ihre Haut in der Folge. Hat sich ein Kind durch Feuer, Hitze
oder kochendes Wasser tief verbrannt, neigt die dünne Kinderhaut zu
überschießender Narbenbildung. Wie Eltern, Ärzte und die kleinen
Patienten selbst Narben vorbeugen, pflegen und behandeln sollten,
erörtern Experten der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH)
im Rahmen einer Pressekonferenz am 6. Dezember 2012 in Berlin aus
Anlass des bundesweiten Tages des brandverletzten Kindes. Weitere Themen
sind die Vorbeugung von Brandverletzungen, unterschätzte und neue
Gefahren für Babys und Kinder, Erste Hilfe und die Arbeit von
Verbrennungszentren. Außerdem berichtet ein Forscherteam, wie
Vollhautersatz aus dem Labor künftig dicke Narben vermeiden kann.
Die Haut von Kindern unter fünf Jahren ist nur einen halben Millimeter
dick. Das ist etwa ein Fünftel der Dicke der Haut von Erwachsenen.
„Deshalb erleiden Kleinkinder auch viel schneller tiefere und schwerere
Brandverletzungen als Personen anderer Altersgruppen“, erklärt Professor
Dr. med. Karin Rothe, Direktorin der Klinik für Kinderchirurgie an der
Charité, Universitätsmedizin – Berlin. Schon zehn Sekunden mit über 50
Grad heißer Flüssigkeit reichen aus, um kindliche Haut vollständig zu
zerstören und eine Verbrühung dritten Grades zu verursachen. Lebenslange
Narben sind die Folge.
Leichte und oberflächliche Verbrennungen – sogenannte Verbrennungen
ersten Grades und Grad IIa – heilen folgenlos in kurzer Zeit ab. Man
erkennt sie an einer Rötung und gegebenenfalls leichten Blasenbildung.
Bei tiefgehenden Brandverletzungen – Grad IIb und III – sind die zur
Wiederherstellung benötigten Gewebsschichten beschädigt oder zerstört.
Die Haut kann sich nicht regenerieren und bildet als Ersatzgewebe
Narben. Hauttransplantationen ermöglichen und beschleunigen den
Heilungsprozess, doch an den Grenzen zur unverletzten Haut entstehen
auch hier Narben. Diese sind oft wulstig, erhaben, gerötet und jucken
stark. „Das liegt daran, dass in der Wachstumsphase die Zellaktivität
des kindlichen Organismus deutlich erhöht ist. Dies führt zu einer
Überproduktion von Bindegewebe während der Wundheilung“, führt
DGKCH-Mitglied Professor Rothe aus. „Manchmal bildet der Körper gar
Wucherungen über die ursprünglichen Grenzen der Wunde hinaus, sogenannte
Keloide“.
Narben hinterlassen Spuren an Haut und Seele. Insbesondere sichtbare
Narben führen zu Ausgrenzung und Schamgefühl bei den Kindern sowie zu
körperlichen Funktionseinschränkungen. Denn Narben wachsen nicht mit,
wenn das Kind größer wird. Sitzen sie beispielsweise über Gelenken,
schränken sie die Beweglichkeit ein und behindern das Wachstum. Im
schlimmsten Fall versteifen Gelenke. „Solche narbenbedingten
Versteifungen – Kontrakturen – müssen wir dann operieren und chirurgisch
nachkorrigieren“, berichtet die Expertin aus ihrem Klinikalltag und
ergänzt: „Je jünger das Kind zum Verletzungszeitpunkt ist, desto mehr
Operationen während der Wachstumsphase können nötig sein.“
Doch Eltern und Kinder können dazu beitragen, dass es nicht so weit
kommt. Frühe Narbenpflege verringert das Risiko von wulstigen –
hypertrophen – Narben und Versteifungen. Dazu muss das neu gebildete
Gewebe von Anfang an mit Übungen bewegt und gedehnt werden. Arzt und
Physiotherapeut leiten Eltern und Patienten dabei an. Ausgiebige
Narbenpflege hilft, das kosmetische Erscheinungsbild zu verbessern. Dazu
gehören zum Beispiel tägliche Massagen und rückfettende Cremes.
„Dadurch richten sich die Kollagenfasern der Haut gleichmäßig aus, was
zu weicheren und flacheren Narben führt“, erklärt Professor Rothe. Damit
sich keine dicken Narben bilden, müssen die Patienten mit großflächigen
Verletzungen außerdem über etwa zwei Jahre einen fest sitzenden
Kompressionsanzug, der wie lange Unterwäsche aussieht, tragen.
Zusätzlich können Silikonpflaster oder -gele die Narben weicher machen.
Wichtig sei auch, die ehemals verbrannte Haut und das Narbengewebe
mindestens sechs Monate vor Sonnenlicht zu schützen.
Trotz aller Möglichkeiten von Hauttransplantationen, Hautersatz bis hin
zu modernen Wundversorgungsprodukten lassen sich Narben bis heute nicht
vollständig vermeiden, bedauert DGKCH-Expertin Professor Rothe. „Das
kosmetische Ergebnis lässt sich jedoch mit Narbenmassage, Spezial-Cremes
und unter Umständen professioneller Nachoperation deutlich verbessern“,
sagt sie.
Quelle: Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie vom 28.11.2012