Hilfesystem für Kinder mit Autismus-Spektrum-Störungen
Neue Studie zeigt Unterstützungsbedarf bei der Koordination der Hilfen
- Kinder mit Autismus-Spektrum-Störungen werden oft von einem komplexen Hilfesystem unterstützt.
- Neue Studie der Praxis für Kinder- und Jugendhilfe Iris Schneider beleuchtet die Hilfen aus Sicht betroffener Eltern.
- Eltern werden mit der Koordination der Hilfen oft allein gelassen – mit negativen Folgen für die betroffenen Kinder.
Siegburg, 14.3.2023. Kinder und Jugendliche mit Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) weisen vielschichtige und tiefgreifende Beeinträchtigungen im sprachlichen, sozialen und kommunikativen Bereich auf. Häufig haben sie zusätzlich weitere Erkrankungen, die einer Therapie bedürfen. Folglich werden sie und ihre Eltern von vielen verschiedenen Institutionen, Einrichtungen und Personen unterstützt. Da es oft keinen Koordinator gibt, obliegt diese Aufgabe in der Regel den Eltern. Das wiederum wirkt sich negativ auf den Erfolg der Maßnahmen aus und überfordert die Eltern, so ein zentrales Ergebnis einer neuen Studie der Praxis für Kinder- und Jugendhilfe Iris Schneider.
Eine Autismustherapie ist wegen der Komplexität des Krankheitsbilds eingebettet in ein Netzwerk unterschiedlicher Hilfen. Hierzu gehören Expertinnen und Experten aus den Bereichen Ergotherapie, Logopädie, Heilpädagogik, Medizin, Psychotherapie und häufig auch eine Inklusionskraft, die zur Unterstützung im Kita- oder Schulalltag zur Verfügung steht. „Erst durch einen gezielten inhaltlichen und organisatorischen interdisziplinären Austausch greifen die Hilfen ineinander und der Nutzen der verschiedenen Hilfen kann sich optimal entfalten“, erklärt Iris Schneider, Geschäftsführerin der Praxis für Kinder- und Jugendhilfe in Siegburg, die über langjährige praktische Erfahrung bei der Therapie von Kindern und Jugendlichen mit ASS verfügt.
Große Unzufriedenheit mit Koordination der Akteure im Hilfssystem
Im Rahmen einer Studie hat die Praxis Iris Schneider betroffene Eltern befragt. Das Ergebnis: Die Eltern sind mit dem Austausch zwischen Autismustherapeut*innen, Inklusionsbegleitung und Lehrer*innen beziehungsweise Erzieher*innen nicht zufrieden. Besonders unzufrieden sind die Eltern mit der interdisziplinären Abstimmung von Zielen und Interventionen im Hilfesystem. Da es in vielen Fällen von professioneller Seite niemanden gibt, der diese Hilfen koordiniert, bewerkstelligen die Eltern diese Aufgabe oft selbst – obwohl sie durch ihr Kind auch betroffen sind und Unterstützung bräuchten. Zudem erfordert die Rolle des Koordinators Fachkenntnisse, über welche die Eltern in den seltensten Fällen verfügen.
„Wir sehen eine große Unzufriedenheit der Eltern mit der Koordination des Hilfesystems. Die organisatorische und inhaltliche Abstimmung der Hilfen sollte aus unserer Sicht dringend als dezidierte Rolle definiert und mit entsprechenden zeitlichen und finanziellen Mitteln ausgestattet werden“, resümiert Iris Schneider.
Für die Studie wurden ausschließlich Eltern von Kindern und Jugendlichen befragt, die eine Autismustherapie als Leistung der Eingliederungshilfe erhalten. Im ersten Teil der Studie werden soziodemografische Daten erhoben, die Aufschluss über die Zusammensetzung der Gruppe, die vorliegenden Beeinträchtigungen und die Zusammensetzung der individuellen Hilfesysteme geben. Der zweite Teil der Untersuchung beschäftigt sich mit der Einbettung der autismustherapeutischen Leistung in das jeweilige Hilfesystem des Kindes oder des Jugendlichen. Insbesondere auf den Austausch zwischen Autismustherapeut*innen und anderen Hilfen sowie den Einbezug der Eltern in die Autismustherapie wird genauer eingegangen. Wünsche der Betroffenen werden mit der aktuellen Realität in der Eingliederungshilfe abgeglichen und Entwicklungsfelder aufgezeigt.
Die Studie „Autismustherapie für Kinder und Jugendliche als Teil eines komplexen Hilfesystems“ steht auf der Website der Praxis unter https://www.praxis-iris-schneider.de/ zum Download bereit. Zudem kann sie in gedruckter Form angefordert werden bei