
Immer wieder: Streit um das Betreuungsgeld
Die Diskussion um das Betreuungsgeld reißt nicht ab. Wie die Parteien argumentieren, wissen wir im Wesentlichen. Aber zwischen einzelnen Organisationen gibt es ebenfalls völlig unterschiedliche Einschätzungen. So argumentiert Paula Honkanen-Schoberth, Bundesgeschäftsführerin des Deutschen Kinderschutzbundes, das Geld solle besser zur Bekämpfung der Kinderarmut eingesetzt werden. Damit meint der Deutsche Kinderschutzbund auch eine Kindergrundsicherung, eine Abschaffung von Kita-Gebühren und eine bessere Ausstattung der Kita mit Fachkräften. Bildungsgutscheine hält Frau Honkanen-Schoberth für problematisch, weil damit erwerbslose Eltern "unter Generalverdacht" gestellt werden (Deutscher Kinderschutzbund e.V. vom 26.11.2009, zitiert im Newsletter 337 der Liga für das Kind). Darüber hinaus hat sich der Kinderschutzbund gemeinsam mit 15 weiteren Verbänden (darunter GEW, VAMV, Pro Familia, Deutscher Frauenrat) gegen das Betreuungsgeld ausgesprochen. Man kann also sagen, dass die Fachöffentlichkeit dagegen ist.
Offener Brief vom 02.10.2009
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Nicht so der Familienbund der Katholiken. Er weist darauf hin, dass vergleichbare Erfahrungen mit dem Landeserziehungsgeld vorliegen. Demnach haben diejenigen Bundesländer, die Eltern von Kleinkindern ein Landeserziehungsgeld zahlen, die besten deutschen PISA-Ergebnisse. Dies sind in der Bundesrepublik die Länder Bayern, Baden-Württemberg, Sachsen und Thüringen. Im innerdeutschen Vergleich lagen diese Bundesländer in der PISA-Studie 2006 auf den ersten vier Plätzen. Und noch ein wichtiges Argument: Auch der PISA-Sieger Finnland zahlt den Eltern Geld für die heimische Betreuung von Kleinkindern (Quelle: Newsletter 337 der Liga für das Kind).
Unser Kommentar: Diese Ergebnisse können nicht allein herangezogen werden, um den Wert oder Unwert des Betreuungsgeldes zu beurteilen. Entscheidend für den Wert des Betreuungsgeldes ist die finanzielle und soziale Situation der Famiien. Dort, wo das Geld ein Zubrot ist, kann es mit dafür sorgen, dass Eltern ihren Kindern mehr Zeit widmen. In Familien jedoch, in denen Zeit ohnehin knapp ist oder aber Erwerbslosigkeit und vielleicht auch Hoffnungslosigkeit herrscht, besteht die Gefahr, dass die Kinder zu wenige Anregungen erhalten und von daher in einer Krippe weitaus besser aufgehoben sind. Zu vermuten ist, dass die guten PISA-Ergebnisse nichts, aber auch gar nichts mit dem Landesbetreuungsgeld zu tun haben.