
Indiens Schande
Das ist die Überschrift eines Artikels im heutigen Tagesspiegel. Was ist damit gemeint? Ist das eine neue Form von Rassismus?
Oh nein. In Indien werden massenhaft weibliche Föten ermordet, weil die Eltern männliche Nachkommen bevorzugen. Das weiß man (siehe https://www.socialnet.de/rezensionen/10289.php). Die Folgen sind allerdings nochmals für Frauen eine Bedrohung, denn es gibt inzwischen einen großen Frauenmangel. Im indischen Bundesstaat Haryana kommen 830 Frauen auf 1000 Männer. Und wie wehren sich die Männer gegen die Folgen der Morde an weiblichen Föten? Sie verschleppen und vergewaltigen junge Mädchen, und zwar massenhaft. In einem Fall hat sich der Vater eines vergewaltigten Mädchens, in einem anderen Falle das vergewaltigte Mädchen selbst umgebracht.
Die Chefin der Kongresspartei, Sonia Gandhi, prangert die Massenvergewaltigungen an und fordert heftige Strafen. Eine Gruppe fordert die Herabsenkung des Heiratsalters, damit junge Männer "nicht herumstreunen" - aber dadurch wird der von den Indern selbst verursachte Frauenmangel nicht beseitigt. Die Frauenministerin des Bundesstaates, Krishna Tirath, weist daher solche Ideen als "lächerlich" zurück. Man müsse nun über Frauenrechte und Bildung diskutieren, meint sie.
In der Tat. Nur so lassen sich weitere Morde an weiblichen Föten vermeiden. Ob die Gewalttätigkeit der wütenden Männer mit gutem Zureden eingedämmt werden kann, wird sich zeigen.