
Interreligiöse Bildung in Kitas verbessern
Jedes achte Kind in einer deutschen Kindertagesstätte stammt aus einer muslimischen Familie; in Ballungsgebieten sind es wesentlich mehr. Viele Defizite in Sachen interreligiöser Bildung in Deutschlands Kitas diagnostiziert eine von der Stiftung Ravensburger Verlag finanzierte und begleitete religionspädagogische Studie. Aus den repräsentativen Daten entwickelte das Forschungsteam der Universität Tübingen einen Katalog von Empfehlungen für die Praxis. Diese wurden bei einer Fachtagung, die Stiftung und Wissenschaftler in Zusammenarbeit mit dem baden-württembergischen Ministerium für Kultus, Jugend und Sport in Stuttgart veranstalteten, vorgestellt und diskutiert. An der Tagung nahmen mehr als 200 Verantwortliche aus Kita-Trägerorganisationen, Bildungs-, Sozial- und Jugend-Politik teil.
Wenn Schinkenbrot und Gummibärchen tabu sind
Das breit angelegte bundesweite Forschungs- und Entwicklungsprojekt ermittelte erstmals repräsentative Daten zur interreligiösen und interkulturellen Situation in deutschen Kitas. Das Wissenschaftlerteam an der Universität Tübingen befragte deutschlandweit über 2.800 Erzieher/innen an 487 Kitas, interviewte Eltern und Kinder und entwickelte Empfehlungen für Praxis und Politik. Den Ergebnissen der Studie zufolge findet in den Kindergärten in Deutschland interreligiöse und interkulturelle Bildung nicht in der notwendigen Verbreitung statt, wobei interkulturelle Bildung deutlich anerkannter ist als interreligiöse Bildung. In der repräsentativen Erzieher/innenbefragung gaben 84 Prozent an, in ihrer Gruppe Kinder mit Migrationshintergrund zu betreuen; mit Blick auf verschiedene Religionszugehörigkeiten waren es 77 Prozent. 58 Prozent der Erzieher/innen berichteten, dass Kita-Kinder aus religiösen Gründen oft bestimmte Lebensmittel nicht essen dürfen.
Bildungspolitik muss reagieren
"Nicht nur in Ballungsgebieten, auch in ländlichen Regionen steigt das Bewusstsein, in einer multireligiösen und multikulturellen Welt zu leben. Das verlangt von den Menschen Respekt füreinander, Akzeptanz der Vielfalt und vor allem Toleranz. Die frühkindliche Erziehung und Bildung kann einen maßgeblichen Beitrag dazu leisten." Mit diesen Worten eröffnete Stiftungsvorsitzende Dorothee Hess-Maier die Stuttgarter Fachtagung. Konfessionelle und auch kommunale Kitas stünden vor neuen Anforderungen interreligiöser und interkultureller Erziehung. Die aus den Forschungsergebnissen resultierenden Empfehlungen richteten sich auch an die Bildungspolitik; die Orientierungs- und Bildungspläne müssten auf die Empfehlungen reagieren, sie ergänzen und bekannt machen. "Die Umsetzung für die Praxis muss mit allen politischen Möglichkeiten unterstützt und beim anstehenden Ausbau der Einrichtungen konsequent berücksichtigt werden", so der Appell der Stiftungsvorsitzenden.
Quelle und weitere Informationen: http://bildungsklick.de/pm/84437/abraham-moses-jesus-interreligioese-und-interkulturelle-erziehung-in-kitas-verbessern/