Studentin im Hörsaal

Interview: Gut vorbereitet in den Erzieherinnenberuf

01.01.2018 Kommentare (1)

Nina Neumann (37), schloss gerade ihre Ausbildung zur staatlich anerkannten Erzieherin an der FDFP (Freie Duale Fachschule für Pädagogik) in Karlsruhe ab. Im Interview mit Dr. Lisa Jares, Chefredakteurin von ErzieherIn.de, berichtet sie darüber.

Wie sieht Ihr Werdegang aus, der Sie an die FDFP in Karlsruhe führte?

Nina Neumann: Ich habe schon immer gerne mit Kindern gearbeitet. Aus diesem Grund entschied ich mich nach meinem Abitur für ein Lehramtsstudium für den Schulzweig Haupt- und Realschule. Zwei Praktika und die Arbeit als Vertretungskraft in einer integrativen Gesamtschule während des Studiums bestärkten mich in meinem Berufswunsch.

Als ich jedoch in diesem Zeitraum meinen jetzigen Freund kennenlernte, und er nach zweieinhalb Jahren für seine Promotion nach Karlsruhe wechseln wollte, musste ich bezüglich meines beruflichen Werdegangs umdenken. Da für uns beide keine Fernbeziehung in Frage kam, habe ich in meinem Heimatort alle Zelte abgebrochen und bin ihm nach Karlsruhe gefolgt.

Mein Studium wollte ich nicht mehr abschließen, da mein zukünftiger Arbeitsstandort völlig ungewiss war. Das ist ja der Nachteil am Beruf einer Lehrerin: Ich wäre für meine Berufstätigkeit an das Bundesland gebunden gewesen, in dem ich mein Studium absolvierte. Ich machte mir daher Gedanken, welchen Beruf ich stattdessen ergreifen könnte. Er sollte meiner Leidenschaft für die Arbeit mit Kindern gerecht werden und mir Freiheit bei der Wahl meines Arbeitsortes bieten. Diese Flexibilität war uns beiden wichtig, da die berufliche Zukunft meines Freundes nach seiner Promotion in den Sternen stand. Das In- und Ausland kamen für uns gleichermaßen in Frage.

Mit diesen Ansprüchen und Vorstellungen kam ich auf den Beruf der Erzieherin. Bei einer Recherche im Internet bin ich auf die FDFP in Karlsruhe gestoßen. Ich bewarb mich und wurde genommen. Um alle Einstellungsvoraussetzungen zu erfüllen, absolvierte ich im Vorfeld ein sechswöchiges Praktikum in einem Kindergarten.

Warum haben Sie sich für die FDFP in Karlsruhe entschieden?

Nina Neumann: Das Angebot der FDFP hat mich besonders durch die praxisintegrierte Form der Ausbildung angesprochen. Der stetige Wechsel von Theorie und Praxis hörte sich für mich spannend und „entzerrend“ an.

Ein weiterer Aspekt der für mich für die Ausbildung an der FDFP gesprochen hat, war das Ausbildungsgehalt, das sich in den drei Jahren der Ausbildung staffelt. Ausschlaggebend für die Ausbildung war für mich zudem das Lernkonzept der FDFP. Nachdem meine eigene Schulzeit schon ein paar Jahre zurück lag, hatte ich ein wenig Bedenken mich an ein typisches Schul- und Lernsystem zu gewöhnen. An der FDFP gibt es zwar einen festen Stundenplan für jede Theoriephase. Es sind jedoch ergänzend Blended-learning-Einheiten intergiert, in denen die Schüler eigenständig und eigenverantwortlich die anzufertigen Lernprojekte wie Hausarbeiten, Mind-Maps, Wanddokumentationen u. ä. erarbeiten können. Auf diese Weise kann sich jeder sein Lernen und Arbeiten selber einteilen.   

Worin sehen Sie die Vorteile der praxisintegrierten Ausbildung (kurz PIA)?

Nina Neumann: Durch die in der Regel ca. dreimonatigen Praxisphasen erleben die Fachschülerinnen und Fachschüler den Berufsalltag von Anfang an intensiv mit. So können sie sehr schnell feststellen, ob sie den passenden Beruf für sich gewählt haben. Außerdem hilft es, theoretisch Gelerntes gleich in der Praxis anwenden und erproben zu können. Umgekehrt ist es gut, Erfahrungen aus der Praxis mit in die nächste Theoriephase zu nehmen und sie dort theoretisch zu unterfüttern. Die FDFP arbeitet mit längeren Theorie- und Praxisböcken. Ich fand es vorteilhaft, dadurch bei der Sache bleiben und Projekte ohne Unterbrechung durchführen zu können. Andere PIA-Fachschulen organisieren den Theorie- und Praxiswechsel teilweise anders. Sie unterrichten an einzelnen Tagen in der Woche.  Für PIA sprechen natürlich auch das Ausbildungsgehalt, das es von Beginn an gibt, und die verkürzte Ausbildungszeit von drei Jahren. 

Wie gestalten sich die Phasen von Theorie und Praxis im Verlauf der Ausbildung?

Nina Neumann: Theorie und Praxis wechseln sich an der FDFP ungefähr in einem dreimonatigen Rhythmus ab. Das zieht sich – bis auf jeweils eine längere Theorie- und Praxisphase von sechs Monaten - durch die gesamte Ausbildungszeit.

Zum Ende jeder Phase hat jeder Fachschüler bzw. jede Fachschülerin ein sogenanntes Übergangsgespräch mit dem Bezugsdozenten bzw. der Bezugsdozentin und der Praxisanleiterin bzw. dem Praxisanleiter. In diesem Gespräch werden wichtige Informationen, besondere Ereignisse, Lernfortschritte und Vorhaben der Fachschülerin oder des Fachschülers im Bezug auf die anstehende Phase besprochen. Der ständige Austausch dientder Verknüpfung zwischen den wechselnden Phasen.

Wo absolvierten Sie Ihre Praxisphasen? Und was war bis dato hier die prägendste Erfahrung für Sie? 

Nina Neumann: Als Fachschüler bzw. Fachschülerin der FDFP bekommen Sie zu Beginn der Ausbildung eine feste Praxisstelle zugeteilt, die Sie gleich am Anfang durch zwei Schnuppertage kennenlernen. An diesen Tagen bekommen Sie einen Einblick in den Tagesablauf, lernen die Kinder und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Einrichtung kennen. Meine Praxisstelle war die Kita Südstadtstrolche in der Südstadt von Karlsruhe.

In meinen Praxisphasen gab es sehr viele prägende und beeindruckende Erfahrungen. Jedoch sind die Momente mit den Kindern, in denen sie entscheidende Entwicklungsschritte machen oder Erfolgserlebnisse genießen, besonders beeindruckend. Die ersten Schritte oder die ersten Worte bei den Kleinkindern sind jedes Mal sehr bewegende Momente für mich, die mich nachhaltig emotional berühren und weiterhin faszinieren.   

Wo sehen Sie sich beruflich in der Zukunft?

Nina Neumann: Meine Ausbildung war im September dieses Jahres zu Ende und ich werde meinem Beruf als Erzieherin treu bleiben. Durch die praxisintegrierte Ausbildung habe ich sehr schnell gemerkt, dass ich die richtige Berufswahl getroffen habe. Der Beruf der Erzieherin ist mein absoluter Traumberuf. Ich werde auf jeden Fall weiterhin mit Kindern in der Altersgruppe von 0,5 bis sechs Jahren arbeiten.

Ich bin sehr froh und dankbar dafür, dass ich direkt nach meiner Ausbildung bei den Südstadtstrolchen übernommen wurde. Das ermöglichte mir einen übergangslosen Start in meinen Beruf als Erzieherin, da mir die Kinder, die Eltern, die Einrichtung mit dem Tagesablauf und den Strukturen bereits vertraut waren. 

Leider werde ich jedoch zum Ende des Jahres die Südstadtstrolche und auch Konzept-e verlassen, da mein Freund nun eine Stelle im Allgäu hat, und ich ihm nachziehen werde. Ich würde sehr gerne bei Konzept-e bleiben, aber in der Nähe befindet sich keine Einrichtung des Trägers.

Was würden Sie Menschen die sich auf dem zweiten Bildungsweg für die Ausbildung zur Erzieherin/zum Erzieher interessieren, raten?

Nina Neumann: Ich finde es wichtig, sich vorab genau über die Anforderungen des Berufes zu informieren. Für Menschen die später in den Beruf einsteigen ist es besonders wichtig, die eigene körperliche und seelische Belastbarkeit richtig einzuschätzen. Wer Erzieherin oder Erzieher wird, sollte mit sich selbst im Reinen sein, die Bedürfnissen von Kindern gut kennen und mit Ruhe und Geduld darauf eingehen können. Wichtig finde ich es auch, neugierig und offen gegenüber Ideen und Anregungen zu sein, denn der Beruf entwickelt sich stetig weiter. Auch das macht ihn so spannend.

Was wünschen Sie sich für den Beruf der Erzieherin/des Erziehers für die Zukunft?

Nina Neumann: Ich wünsche mir eine größere gesellschaftliche Anerkennung, die sich nicht nur in den Köpfen der Menschen verankert, sondern auch in der Gehaltseinstufung. Dafür ist es wichtig der Öffentlichkeit einen besseren Einblick in den Beruf der Erzieherin bzw. des Erziehers zu geben. Durch mehr Transparenz würde das Bewusstsein für dessen Bedeutung zunehmen.

 

Nina Neumann

Nina Neumann ist 37 Jahre alt und schloss gerade ihre praxisintegrierte Ausbildung zur staatlich anerkannten Erzieherin an der FDFP in Karlsruhe ab.

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Kommentare (1)

Patricia 10 Januar 2018, 08:13

War auch Quereinsteigerin und habe mich z.B. bewusst gegen ein Studium entschieden... Ich halte es auch für wichtig, die Öffentlichkeit mehr zu informieren, v.a. auch über die fundierte Ausbildung und das komplexen Anforderungsprofil, für welches die Ausbildung (in Bayern zumindest) absolut qualifizierend ist! Es ist jede/r Erzieher/in gefragt, Gelegenheiten dazu zu ergreifen sich öffentlich zu präsentieren und präsent zu sein. Auch die Fachakademien und Fachschulen und der Bundesverband Soziale Arbeit sollten dazu beitragen.

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