
KidsRight: Es zeichnet sich ein alarmierender Bildungsrückstand für syrische Flüchtlingskinder ab
KidsRights, eine internationale Stiftung, die sich für die Rechte von Kindern einsetzt, hat heute einen neuen Bericht über die Bildungschancen für geflüchtete Kinder aus Syrien veröffentlicht. Demnach zeichnet sich für syrische Kinder, die in benachbarten Aufnahmeländern leben, eine alarmierende Verschlechterung ihrer Zugangschancen zu Bildung ab. Schockierende 43 Prozent aller aus Syrien geflüchteten Kinder im schulpflichtigen Alter, die in der Türkei, dem Libanon, Jordanien, Irak und Ägypten leben, haben keinen Zugang zu Bildung. Im Jahr 2016 waren es noch 36 Prozent. Diese und weitere Erkenntnisse ergeben sich aus Forschungsarbeiten, die zum ersten Mal über die lokale und einzelstaatliche Ebene hinaus, regional übergreifende Kenntnisse aus der sich negativ entwickelnden Bildungssituation von aus Syrien geflüchteten Kindern ziehen. KidsRights wird den Bericht mit dem Titel „The growing educational gap for Syr ian refugee children“ heute im Rahmen des Zweiten Gipfeltreffens der Laureates and Leaders for Children 2018 in Amman, Jordanien, im Beisein zahlreicher politischer Führungskräfte und Nobelpreisträger vorstellen.
Der Bericht bezeichnet die zunehmende Verarmung geflüchteter Familien und hartnäckige bürokratische Hindernisse für den Zugang zu Bildung als Hauptursachen des Bildungsrückstands. Besonders erwähnt KidsRights dabei die restriktive Politik der Aufnahmeländer, die Eltern daran hindert, Arbeitsgenehmigungen zu erhalten. Das belastet Eltern zusätzlich, die für den Kauf von Schulmaterial oder das Fahrgeld zur Schule aufkommen müssen. Darüber hinaus zwingen diese Restriktionen Kinder häufig, die Schule zu verlassen und illegal schlecht bezahlte Arbeiten anzunehmen. Auf Grundlage einer Reihe von Befragungen unter jugendlichen Geflüchteten weist KidsRights außerdem darauf hin, dass auch andere Faktoren, wie die Sicherheitslage, körperliche Strafen und die Diskriminierung an Schulen Bildungsbarrieren darstellen.
Internationale Geberländer und die Regierungen der Aufnahmeländer haben die während der ersten Geberkonferenz „Supporting Syria and the Region“ in London 2016 gemeinsam vereinbarten Ziele massiv verfehlt und zugesagte Mittel sind ausgeblieben. Statt dem vereinbarten umfangreichen Zugang zu Bildung bis Ende des Jahres 2017, stehen aus Syrien geflüchtete Kinder einem verschärften Bildungsrückstand gegenüber. Alleine für das Jahr 2018 und das Jahr 2019 fehlen den Vereinten Nationen 603 Mio. US$ für die grundlegende Ausbildungsunterstützung geflüchteter syrischer Kinder. Grund dafür ist die Untätigkeit internationaler Geldgeber, die in vielen Fällen entweder ihre Versprechen nicht eingelöst oder die finanziellen Mittel zu spät überwiesen haben. Auch in Bezug auf die Gelder für Aufnahmeländer haben KidsRights und weitere NGOs nachdrücklich auf mangelnde Transparenz hingewiesen.< br /> Die internationalen Geldgeber sowie Regierungen der Aufnahmeländer kommen im April zur zweiten Geberkonferenz für Syrien in Brüssel zusammen. Einige Nobelpreisträger haben in Jordanien Besorgnis über die wachsende Bildungslücke geäußert. Gleichzeitig haben sie an die internationale Gemeinschaft appelliert, die von den Vereinten Nationen dringend benötigten finanziellen Mittel bereitzustellen. Marc Dullaert, der Gründer und Vorsitzende der Stiftung KidsRights betont auch, dass ein größerer Teil des Budgets für humanitäre Hilfe in die Bildung fließen muss, die bereits seit Jahren zu den am stärksten unterfinanzierten Bereichen gehört. „Der erfolgreiche Wiederaufbau Syriens nach dem Konflikt durch eine junge Generation Syrer steht und fällt mit der Qualität des Bildungszugangs, den wir ihnen gewähren können“, so Marc Dullaert.
Der Preisträger des International Children‘s Peace Prize 2017, Mohamad Al Jounde, der für KidsRights während des Gipfeltreffens in Jordanien sprechen wird, spricht heute über die sich verschlechternde Bildungssituation vor dem Hintergrund eigener Erfahrungen. Mohamad, ein syrischer Jugendlicher, der als Kind mit seiner Familie aus Syrien in den Libanon floh, ist ein inspirierendes Beispiel für die entscheidende Bedeutung des Zugangs zu Bildung. Wie tausende andere syrische Flüchtlingskinder konnte auch Mohamad nicht in die Schule gehen. So ergriff er die Initiative, den Kindern selbst Zugang zu Bildung zu verschaffen und baute in einem Flüchtlingscamp eine Schule. Diese Schule besuchen heute 200 Kinder. Zunehmende Unterfinanzierung und weitere Hindernisse werden dazu führen, dass immer weniger positive Initiativen für Bildungsangebote ergriffen werden. Daher ist die internationale Spendergemeinschaft es Mohamad und einer ganzen Gener ation syrischer Flüchtlingskinder schuldig, ihrer Verpflichtung nachzukommen und umfassenden Zugang zu Bildung sicherzustellen.
Quelle: Pressemitteilung der KidsRights Foundation vom 27.3.2018