mehrere Kinder

Kita- Fachkräfteverbände fordern, Scheindebatten einzustellen und strukturelle Probleme im Kita-System zu beseitigen

01.11.2022 Kommentare (1)

Aus Sicht der deutschen Kita-Fachkräfteverbände ist die Debatte um ein Kita-Pflichtjahr für Vorschulkinder eine reine Scheindebatte, denn nahezu jedes Kind hat bereits eine Kita besucht, bevor es in die Schule kommt. 

Bei der berechtigten Frage, warum die Leistungen der Grundschüler*innen seit Jahren schwächer werden und auf einem inakzeptablen Niveau liegen, müssen die Kitas mit in den Blick genommen werden. Wissenschaft und Fachpraxis weisen seit Jahren auf die schlechte personelle und oft auch räumliche Ausstattung unserer Kindertageseinrichtungen hin. Förderung, Bildung und bedürfnisorientierte Betreuung sind unter diesen Bedingungen nur eingeschränkt leistbar. 

Die ersten Lebensjahre legen den Grundstein der Bildungsbiografie. Wenn KiTa-Kinder mehr verwahrt als gebildet und gefördert werden, gefährdet das die kindliche Entwicklung. Auch am vieldiskutierten Thema der alltagsintegrierten Sprachförderung wird das Dilemma deutlich. Spracherwerb braucht Interaktion. Nur wenn ausreichend Zeit für persönliche Zuwendung und sprachliche Begleitung vorhanden ist, entwickeln sich Aussprache, Wortschatz und Grammatik altersgerecht. Es ist selbst beim Bund unumstritten, dass die Sprachkitas ein voller Erfolg waren. Trotzdem soll das Programm eingestellt werden, anstatt zukünftig allen Kitas zusätzliche Mittel für sprachliche Förderung zur Verfügung zu stellen. 

Kinder, die mit sprachlichen, motorischen, sozialen oder emotionalen Defiziten eingeschult werden, haben es nicht leicht, diese Rückstände aufzuholen.

Wir brauchen deshalb kein Kita-Pflichtjahr, sondern eine bessere Kita-Qualität. Die dafür personellen und räumlichen Mindestanforderungen liegen seit Jahren auf den Tischen oder in den Schubladen der Ministerien. Umgesetzt wurden sie bisher in keinem Bundesland. 

Unsere Gesellschaft sollte sich intensiv mit der Frage beschäftigen, warum die Leistungen der Grundschüler seit Jahren schlechter werden, obwohl Kita-Kinder immer jünger und die Betreuungszeiten länger werden. Wären unsere Kitas hochwertige Bildungseinrichtungen, müssten wir gegenteilige Effekte sehen.

Quelle: Kita-Fachkräfteverband e.V. Bremen Niedersachsen

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Kommentare (1)

Dr. Erika Butzmann 20 Dezember 2022, 18:36

Der erste Grund ist, dass es in der Krippe keine Bildung gibt, da in dieser Zeit nur durch die sichere Bindung an die Eltern die biologischen Antriebe der Erkundungsbereitschaft, der Nachahmung, des Spielens, der Neugierde und des schöpferischen Empfindens wirksam werden und nicht in der Gruppenbetreuung, wo zu viele Reize und die permanenten Trennungs- und Verlassenheitsängste in den ersten zwei Jahren Bildung verhindern. Wären diese Fachkräfte frei für die Ü3 Kinder, könnte da auch Bildung stattfinden. Die prekäre Situation in den Kitas verschlimmert die Situation noch.

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