mehrere Kinder

Kita- Fachkräfteverbände: Offener Brief an Ministerin Karin Prien

15.05.2025 Kommentare (1)

Sehr geehrte Frau Bundesministerin Prien,

die Kita-Fachkräfteverbände der Bundesländer beglückwünschen Sie zu Ihrem neuen Amt und wünschen Ihnen viel Kraft für die vor Ihnen liegenden Aufgaben. Wir begrüßen die Zusammenlegung von Familien- und Bildungsministerium und stimmen Ihnen als Vertreter*innen der Kita-Praxis aus vollem Herzen zu, dass Bildung von der Geburt an entlang der gesamten Bildungskette gedacht werden muss. Wir teilen Ihre Überzeugung und erleben täglich in unseren Einrichtungen vor Ort, dass der wesentliche Schlüssel für mehr Bildungsgerechtigkeit in der frühkindlichen Bildung liegt.

Bisher scheiterte der Bund daran, eine verbindliche kindgerechte Kita-Qualität für alle Bundesländer festzuschreiben und damit gleiche Bildungschancen für Deutschlands Kita-Kinder, unabhängig ihres Wohnortes zu schaffen.

Bis heute erfüllt kein Bundesland die fachlich unumstrittenen personellen und räumlichen Mindestanforderungen an eine gute Kita-Qualität:

Personalschlüssel:

  • 1:3 für Kindergruppen von 1-3 Jahren
  • 1:3,75 für Kindergruppen von 1-6 Jahren
  • 1:4,9 für Kindergruppen von 2-6 Jahren
  • 1:7,5 für Kindergruppen von 3-6 Jahren

Räumlichkeiten:

  • Mindestens 6qm pro Kind in pädagogisch genutzten Innenräumen und 10-15qm pro Kind im Außengelände.

Die Kita-Fachkräfteverbände sehen mit Sorge, dass der politische Fokus in den kommenden Jahren laut Koalitionsvertrag auf der Diagnostik bezüglich Sprachförderbedarf und einem verpflichtendem Kita-Jahr vor der Einschulung liegt, statt auf Verbesserungen der personellen und räumlichen Gegebenheiten. Frühkindliche Bildung braucht keine starren Lehrpläne und vorgegebene Curricula, sondern Zeit und Raum, um sich Kindern intensiv zuwenden zu können, ihre Ideen und Fragen aufzugreifen und mit ihnen die Welt zu erforschen, zu entdecken und zu gestalten. Effektives nachhaltiges Lernen und eine gesunde Persönlichkeitsentwicklung basieren in den ersten Lebensjahren auf engen vertrauensvollen Beziehungen. Eine Verwahrung der Kinder oder gleichgeschaltete Lernprogramme, die allen Kindern übergestülpt werden, widersprechen einer kindgerechten Frühpädagogik im Sinne der Kinderrechte und Demokratieerziehung. Unter den aktuellen Rahmenbedingungen werden wir den Kindern nicht gerecht. Gute frühpädagogische Arbeit und eine dem Entwicklungsstand angemessene Betreuung, Begleitung und Förderung der Kinder sind nur eingeschränkt leistbar. Ohne angemessene personelle und räumliche Ausstattung können deutsche Kitas keine hochwertigen Bildungseinrichtungen sein.

Wir fordern, dass Bund, Länder und Kommunen das Kita-System gemeinsam auf ein stabiles qualitativ hochwertiges Fundament stellen. Bleibt dieses Fundament auch zukünftig schwach und brüchig, können weitere Bildungseinrichtungen nicht darauf aufbauen.

Solange Bund, Länder und Kommunen sich gegenseitig die finanzielle Verantwortung zuschieben, anstatt die notwendigen Mittel für den so wichtigen Beginn der Bildungskette zur Verfügung zu stellen, wird Deutschland das Ziel der Bildungsgerechtigkeit weiterhin verfehlen. Ein Baustein für Verbesserungen im Kita-System ist eine höhere und dauerhafte finanzielle Beteiligung des Bundes. Auch wenn Bildung Ländersache ist, hat der Bund die Aufgabe, für gleichwertige Lebensverhältnisse, Bildungsgerechtigkeit und eine gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu sorgen.

Sehr geehrte Frau Prien, Kitas sind das erste Glied der Bildungskette. Beziehen Sie uns als Vertreter*innen der Kita-Praxis mit ein, bevor Sie politische Entscheidungen treffen. Wir sind Experten und Expertinnen des Kita-Alltags und möchten mit Ihnen ins Gespräch über Kita-Qualität und die Grundlagen einer kindgerechten frühpädagogischen Arbeit kommen.

Mit freundlichen Grüßen,

im Auftrag der Kita-Fachkräfteverbände in Deutschland


Quelle: Kita- Fachkräfteverbände


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Kommentare (1)

Christiane Reiche 02 Juni 2025, 06:52

Ich stimme dem Inhalt des Artikels absolut zu und möchte zusätzlich einfügen, dass die unterschiedlichen Weiterbildungen mit Augenmaß zu betrachten sind. Hier ist ein Umdenken notwendig, denn wenn eine Erzieherin 2500 Stunden Ausbildung absolviert und eine sozialpädagogische Assistentin 1500 Stunden, kann eine Quereinsteigerin oder ein Quereinsteiger mit max. 600 Stunden nicht das gleiche Gehalt erhalten sondern muss ihre/seine Kenntnisse umfänglich in der Praxis erwerben und eine langfristige Anleitung ist nicht vorgesehen. Das Team mag vielfältig sei, aber dann mit gleichen Ausbildungsstunden, damit eine pädagogische BASIS für die Kinder zielführend erfolgen kann.

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