Kita-Fachkräfteverband Niedersachsen- Bremen e.V. zu den Vorschlägen von Frau Aulepp zur Behebung des Personalmangels in den Kitas
Als Kita-Fachkräfteverband Niedersachsen - Bremen e.V. haben wir den Vorschlag einer Gesetzesänderung zur Bekämpfung von Personalmangel in den Kitas innerhalb Bremens zur Kenntnis genommen und beziehen wie folgt Stellung:
Wir als Verband lehnen die Vorschläge der Senatorin entschieden ab!
Die Maßnahme fachfremde oder geeignete Personen in Form von „Gärtner“ oder „Musiker“ in die Kitas zu holen sehen wir kritisch, da der Vorschlag bereits jetzt zu Unmut bei den bestehenden pädagogischen Fachkräften innerhalb unseres Berufsverbandes führt. Er stellt eine Dequalifizierung unseres Berufes dar. Kinder werden nicht nur 4 Stunden am Tag, sondern im Durchschnitt 6-8h/Tag in einer Fremdbetreuung untergebracht. Die Eltern geben uns ihr Bestes Gut und möchten auch verstanden wissen, dass dieses nicht nur gut betreut, sondern auch gefördert wird. Sollte nur noch eine Fachkraft anwesend sein, so kann eine Förderung nicht mehr zielgerichtet stattfinden.
Frau Aulepp möchte sich an das Model von Niedersachsen anpassen, jedoch wird es in Niedersachsen ganz anders umgesetzt. Eine geeignete Person kommt in Ausnahmefällen, wie z.B. bei Erkrankung des Fachpersonals zum Tragen und wird nicht standardisiert und sie ist zeitlich begrenzt.
Leider müssen wir der Realität ins Auge sehen. Es wurde jahrelang versäumt eine Ausbildungsoffensive seitens der Landesregierung auf den Weg zu bringen. Daher sollte die Finanzierung und damit auch Plätze für eine Praxisintegrierte Ausbildung durch den Senat ausgebaut bzw. erweitert werden.
Weiterhin sind wir der Meinung, dass den sozialpädagogische Assistenten/Assistentinnen eine Art Nachprüfung für den Abschluss zum/-r Erzieher:in angeboten werden könnte, welcher zusätzlich die Berufserfahrung der Assistenten berücksichtigt. Zu bedenken geben wir, dass gerade in der pädagogischen Arbeit inhaltlich derzeit ein großer Paradigmenwechsel stattfindet:
Bedürfnisorientierung und Bindungs- und Beziehungsarbeit sowie institutioneller Kinderschutz und Kinderrechte gewinnen immer mehr an Bedeutung. Es muss sichergestellt werden, dass die Reflektion dieses Paradigmenwechsels Inhalt einer Weiterbildungsmaßnahme auch für Assistenzkräfte ist.
Eine Entlastung der pädagogischen Fachkräfte durch die Deckelung der Randzeiten mit zwei pädagogischen Assistenzkräften sehen wir bei der momentanen Situation als gerechtfertigt an. Mit Blick auf Niedersachsen zeigt sich, dass in vielen Kitas die Randzeiten bereits mit Assistenzkräften ausgestattet sind. In Bremen wie in Niedersachsen sehen wir diese Entwicklung als notgedrungene temporäre Übergangslösung unter Inkaufnahme von Qualitätsverlusten in der frühkindlichen Bildung. Einrichtungen der Kindertagesbetreuung sind Bildungseinrichtungen, die die Bildungsbiografie von Kindern prägen. Mindestens in der Kernzeit muss der Bildungsauftrag im Mittelpunkt stehen. Hierzu müssen fachliche und zeitliche Ressourcen geschaffen werden.
In der jetzigen Situation ist es bereits mehr als kritisch, aber wie wird es, wenn wie nur noch gering qualifizierte Personen einsetzen?
Besonders im Bereich der Krippe betrachten wir das als äußerst kritisch. Kinder im U3 Bereich benötigen viel Bindungs- und Beziehungsarbeit. Weiterhin sollte bei der ganzen Debatte der erhöhte Förderbedarf und die erhöhte Begleitung der Familien durch die Fachkräfte nicht vergessen werden. Dazu benötigt es adäquate und qualifiziertes Fachpersonal. Assistenzkräfte können diese Erwartung die schlichtweg nicht erfüllen. Viel mehr kann diese Ausgangslage in Verbindung mit geringem Ausbildungsniveau zu einer Überforderung führen und unprofessionelles pädagogisches Handeln wahrscheinlicher machen – zulasten des Kinderschutzes. Die Kinder sollen geschützt werden, jedoch wird dies gern vergessen, wenn es um die Betreuung der Kinder geht. Doch Kitas sind mehr als Betreuungseinrichtungen. Kitas sind Bildungseinrichtungen und keine Verwahranstalten!
Anforderungen an die Fachkräfte und Assistenzkräfte haben zugenommen. Dies spüren die zukünftigen Fachkräfte während der Ausbildung und entscheiden sich stellenweise gegen das Arbeitsfeld, so die Aussage einzelner Berufsschulen. Hinzu kommt, dass vermehrt die Auszubildenden mit psychischen Belastungen zu kämpfen haben und durch die hohen Ansprüche und die Mehrbelastung noch mehr gefordert werden. Es sollte vielmehr über eine Entlastung durch Hauswirtschaftskräfte oder eine Entlastung der Leitung durch Veraltungskräfte bedacht werden. Damit kann das Personal am Kind arbeiten und muss nicht noch nebenbei die Tätigkeiten einer Hauswirtschaftskraft übernehmen bzw. die Leitung sich der Teamentwicklung widmen kann. Zusätzlich würde der Senat dadurch den Empfehlungen des Bundes aus der Gesamtstrategie für Fachkräfte in Kitas und Ganztag Rechnung tragen.
Wir vom Kita-Fachkräfteverband stellen fest, dass der Fachkräftemangel ein Versäumnis der Politik ist. Die Absenkung der Qualität wird nicht zur Lösung führen. In dem Entwurf sind, wenn überhaupt, nur belange berufstätiger Eltern besänftigt, mit dem die Argumentation für Gruppenschließungen entkräftet werden sollen. Vielmehr sollte der Ausbau von Kitaplätzen zunächst minimiert und das System stabilisiert werden.
Quelle: Kita-Fachkräfteverband Niedersachsen- Bremen e.V.
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