
Kita-Studie: Hamburg behält die Rote Laterne bei der Krippenbetreuung und muss deutlich mehr Personal in Kitas einsetzen
Der Landeselternausschuss für Kindertagesbetreuung (LEA) fordert, in Hamburger Kindertagesstätten deutlich mehr Erzieher pro Kind einzusetzen. Vor dem Hintergrund der aktuellen Studie der Bertelsmann-Stiftung zur frühkindlichen Bildung kritisiert LEA-Vorstandsmitglied Björn Staschen: "Auch diesmal ist Hamburg das Krippen-Schlusslicht im Westen: So wenig Erzieher pro Kind arbeiten in keinem anderen westdeutschen Bundesland. Hamburg hat es nicht geschafft die Rote Laterne in der Krippenbetreuung loszuwerden."
LEA Vorstandsmitglied Angelika Bock ergänzt: "Ja, es gab in den letzten Jahren Verbesserungen, aber trotzdem liegt Hamburg noch um einiges hinter den Empfehlungen der Bertelsmann-Stiftung für ein kindgerechtes Betreuungsverhältnis."
"Es darf nicht vergessen werden, dass die Realität in den Kitas auch nicht die ermittelten Werte widerspiegelt", wirft LEA Vorstandsmitglied Tobias Joneit ein und fährt fort: "Vor allem wenn wir an die Kita Alltag denken. Erzieher und Erzieherinnen müssen etwa ein Viertel ihrer Zeit für die Arbeit neben der eigentlichen Arbeit am Kind aufwenden. Zeit für Elterngespräche, Zeit für Dokumentation, Zeit für Fortbildungen usw."
"Es ist für Hamburger Eltern schwer zu ertragen, dass Kinder unter 3 Jahren in keinem anderen westdeutschen Bundesland so schlecht betreut werden wie in der Hansestadt", so Angelika Bock. "Die Betreuung und Erziehung unserer Kinder ist eine gemeinschaftliche Aufgabe, die die gesamte Gesellschaft finanzieren muss."
"Hamburg muss nun das Tempo erhöhen und schneller Personal anstellen als bisher geplant", sagt LEA-Vorstandsmitglied Björn Staschen. "Die bereits vom SPD-Senat beschlossenen und von rot-grün leicht verbesserten Korrekturen am Personalschlüssel ziehen sich zum Teil über zehn Jahre hin und werden der kritischen Situation in Hamburgs Krippen-, aber auch Elementargruppen nicht gerecht."
Die Bertelsmann-Stiftung hat errechnet, dass in den Krippengruppen in Hamburg eine Vollzeitkraft etwas mehr als fünf Ganztagskinder (1:5,1) betreut. Damit ist Hamburg weit entfernt vom Personalschlüssel, den die Bertelsmann Stiftung empfiehlt (1:3). Nicht ganz so katastrophal sieht es im Elementarbereich aus, aber auch hier weicht das ermittelte Verhältnis (1:8,7) weit von den Empfehlungen (1:7,5) ab. Der LEA weist zudem darauf hin, dass es sich bei den Zahlen der Studie nur um rechnerische Größen handelt. "Durch Krankheit, Urlaub oder in Randzeiten sind die Personalschlüssel in manchen Kitas noch einmal deutlich schlechter", kritisiert Bock. Für die Qualität von frühkindlicher Bildung ist es von entscheidender Bedeutung, wie viele Kinder eine Erzieherin zu betreuen hat. Bessere Personalschlüssel ermöglichen nach Studien mehr bildungsanregende Interaktionen und Aktivitäten für die Kinder. Zudem hat sich gezeigt, dass bei vergleichsweise guten Personalschlüsseln Kinder ihre sprachlichkognitiven und sozialen Fähigkeiten besser entwickeln.
Der Landeselternausschuss Kindertagesbetreuung Hamburg (LEA) ist ein von den Hamburger Kita-Eltern demokratisch gewähltes Gremium von Elternvertretern der über 1.000 Einrichtungen der Kindertagesbetreuung aus allen 7 Hamburger Bezirken (Bezirkselternausschüsse) und damit die legitime Interessenvertretung der über 106.000 Kinder im Hamburger Kita-Gutschein-System, GBS Einrichtungen und deren Eltern. Der LEA ist der Ansprechpartner für Kita-Träger, GBS-Standorte, Behörden, Bürgerschaft, Senat und Öffentlichkeit in allen Fragen der Kinderbetreuung.
Ansprechpartner: Landeselternausschuss Kindertagesbetreuung Hamburg
Quelle: bildungsklick