Kitafachkräfte stark und sicher für den herausfordernden Arbeitsalltag machen – von Anfang an!
Inhalt- Die Situation aus Sicht des St.-Ursula-Berufskollegs
- Konsequenzen
- Was wünschen sich die Fachkräfte?
- Die Idee
- PECE – Positive Erziehung, chancenreiche Entwicklung
- Ausblick
Ein interdisziplinäres Erasmus+ Projekt zur Erprobung einer digitalen Fortbildung für Studierende der Fachschule für Sozialpädagogik und Fachkräfte in Einrichtungen der frühkindlichen Bildung
Der Artikel beschreibt aktuelle Beobachtungen zum Erziehungsverhalten angehender Kitafachkräfte in Bezug auf ihre Handlungssicherheit, Arbeitszufriedenheit sowie auf den Kinderschutz in den frühkindlichen Bildungseinrichtungen. Als Antwort auf die nicht selten gerade bei berufsjungen Erzieher:innen erkennbaren Unsicherheiten und Unzufriedenheiten im Umgang mit (herausfordernden) Erziehungssituationen wird im Rahmen einer ERASMUS+ Partnerschaft (D/NL) das evidenzbasierte, digitale Programm PECE – Positive Erziehung, chancenreiche Entwicklung – von Studierenden, Lehrkräften sowie (regionalen und europäischen) Ausbilder:innen erprobt. Dabei wird es auf Wirksamkeit, Anwendbarkeit und Brauchbarkeit in Ausbildung und Praxis in den Blick genommen. Alle genannten Bezugsgruppen werden – so die Hypothese – durch PECE Online in ihrem fachtheoretischen und praktischen Erziehungshandeln gestärkt und gewinnen an Sicherheit in der Förderung wichtiger Kompetenzen und Entwicklungsbereiche der Kinder sowie im Umgang mit herausforderndem Verhalten. Es geht also um die Erweiterung und Stärkung der Kompetenzen aller an der (professionellen) Erziehung beteiligten Berufsgruppen. Im europäischen Dialog - hier insbesondere orientiert an den best-practice-experiences niederländischer Kolleg:innen, die das PECE-Programm bereits verbreitet erfolgreich einsetzen – werden verschiedene Möglichkeiten der Fortbildung angeboten sowie über Möglichkeiten der Implementierung in Ausbildung und im Arbeitsfeld diskutiert.
Die Situation aus Sicht des St.-Ursula-Berufskollegs
Studierende der Fachschule für Sozialpädagogik in den unterschiedlichen Ausbildungsformen (konsekutiv oder praxisintegriert) bringen eine ausgeprägte Motivation für ihre Ausbildung bzw. den Beruf mit und zeigen ein großes Interesse an allen Themen- und Fragestellungen zur Erziehung und Bildung von Kindern. In Visionen ihrer künftigen Erzieher:innenrolle formulieren sie häufig, dass sie den Kindern eine verlässliche und vertrauensvolle Bezugsperson sind, die diesen mit Empathie und Wertschätzung begegnet. Zu ihren Ängsten und Befürchtungen formulieren sie oft die Sorge, sich nicht „durchsetzen“ oder nicht angemessen auf herausforderndes Verhalten reagieren zu können. Dass diese Sorge begründet ist, erleben wir regelmäßig in der Praxis der berufsjungen Fachkräfte. Insbesondere in Bezug auf Kinder, die vordergründig nicht problemlos kooperieren (wie z.B. das „aufmüpfige“, „selbstbestimmte“, „anhängliche“ oder das „verhaltensoriginelle“ Kind) zeigen sie Berührungsängste. Verständlich, dass aus dieser Perspektive heraus der Kontakt eher gemieden oder sogar mit überbordender Strenge reagiert wird. Unter anderem in Bezug auf solche konflikthaften Situationen sollte unsere Ausbildung Methoden anbieten, pädagogisch handlungsfähig zu bleiben.
Zu diesem professionellen Erziehungshandeln gehören sowohl das theoretische als auch das konkrete Handlungswissen und –können. Das eine bedingt das andere. Nicht selten beobachten wir, dass erlernte Theorien in der Praxis nicht umgesetzt werden können. Eigene biografische Erziehungserfahrungen, das Alter der Auszubildenden und die damit verbundenen Unsicherheiten, stark theoretisch orientierter Unterricht, personelle Engpässe in den Praxiseinrichtungen, fehlende positive Modelle in der Praxisanleitung und dann noch das häufig beklagte immer herausfordernder werdende Verhalten der Kinder sorgen dafür, dass Fachkräfte trotz Ausbildung Unsicherheiten empfinden und beklagen.
So geht es uns mit diesem Projekt primär darum, Erzieher:innen Handlungssicherheit zu geben, damit sie sicher und kompetent in Erziehungssituationen agieren können. Darüber hinaus sollen sie lernen, sich bei Bedarf professionell von ggf. tradierten, ungünstig zu bewertenden Verhaltensmustern von Kolleg:innen zu distanzieren bzw. diese nicht unreflektiert zu übernehmen. Zielperspektive für dieses Projekt bleibt, die eingangs beschriebene Anfangsmotivation der angehenden Erzieher:innen zu erhalten, unbedingt genau diesen Beruf ergreifen zu wollen, weil man Kinder in ihrer Entwicklung unterstützen und begleiten kann und eng im Team arbeitet.
Ein standardisiertes Setting und ein evidenzbasiertes Programm gewährleisten Qualität und Zufriedenheit der Mitarbeiter:innen, so unsere Überzeugung.
Belastungen im Arbeitsalltag der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung
Ein Blick in aktuelle Berichte über die Belastungen im Arbeitsalltag bestätigt die Erfahrungen an Fachschulen. Zu DER zentralen Stressquelle in frühkindlichen Bildungseinrichtungen gehört nach den Ergebnissen der AQUA-Studie[1], der STEGE-Studie[2] sowie den Erkenntnissen von Jungbauer und Ehlen[3] die mangelhafte Personalausstattung in vielen Einrichtungen, einhergehend mit zu großen Gruppen, einem unzureichendem Betreuungsschlüssel, einem hohen Zeitdruck und die Vielzahl an Aufgaben und Anforderungen. Wir können mit Sicherheit davon ausgehen, dass diese Stressquellen in den Jahren während und nach der Covid-19-Pandemie eklatant zugenommen haben. So wird aus dem „Kita-Personalcheck“ zitiert, es habe während der Corona-Pandemie „eine deutliche Steigerung der Arbeitsbelastung und veränderte Arbeitsinhalte gegeben. [4] Außerdem seien es die gestiegenen Anforderungen (z.B. vielschichtige Förderung, Dokumentation) sowie die physischen Belastungen wie Dauerpräsenz und Lärm, die zu den bedeutsamen Problemen der Erzieher:innen beitragen. Auch in der AQUA-Studie kommt man zu dem Ergebnis, dass der Umgang mit herausforderndem kindlichen Verhalten maßgeblich sei. Eine geringe Zufriedenheit mit der Zusammenarbeit im Team sowie mit der Erziehungspartnerschaft mit den Eltern (besonders im Umgang mit Konflikten) wird hier assoziiert mit Burnout-Symptomen und führt zum Ausfall von Personal.
Konsequenzen
Dass sich aus diesen Belastungen Konsequenzen in Quantität (hoher Krankenstand, Personalmangel, Nachwuchssorgen) und Qualität (Umgang mit den Kindern im Alltag) der frühkindlichen Bildungseinrichtungen ergeben, liegt auf der Hand. Diese Belastungen haben Konsequenzen für folgende Bereiche:
- Individuell: Gesundheit, Zufriedenheit
- Psychosomatisch bedingte Beschwerden wie Verspannungen und Kopfschmerzen
- Psychische Erkrankungen
- Unterdrückung eigener Stimmungen
- Diskrepanz zwischen eigenem Anspruch und realisiertem Verhalten
- Im Kontakt mit den Kindern
- Keine ausreichende Zeit für die Kinder (Angabe von 60% der Fachkräfte)
- Eingeschränkte Kommunikation und Responsivität (genervt sein, barsch antworten, ungeduldig werden, wenn Aufforderungen von Kindern nicht umgesetzt werden)[5]
- In der Einrichtung
- Fehlzeiten
- Spannungen im Team
- hohe Fluktuation (dadurch weniger Zusammenhalt und Teamgefühl)
Die hier aufgeführten Belastungen mit den in gewisser Weise logischen Konsequenzen bestätigen unsere Beobachtungen in der Praxis der Ausbildung. So werden zum Beispiel bestimmte Kinder oder Kindergruppen von Aktivitäten ausgeschlossen, erst recht im Rahmen der Praxisbesuche. Warum? Aus der Sorge heraus, die Fachkräfte könnten mit diesen `nicht umgehen´ und dies könnte sich negativ auf die Bewertung seitens des Lehrpersonals auswirken. Unabhängig von den Praxisbesuchen sagen viele Fachkräfte, dass sie unter nervlicher Anspannung manchmal gar nicht zufrieden seien mit ihrem Verhalten gegenüber den Kindern. Diese und andere genannte Belastungen wie Stress, Anspannung und Unsicherheit führen nicht selten auch bei den Auszubildenden und berufsjungen Fachkräften zu Fehlzeiten, obwohl man bei diesen eigentlich aufgrund ihres Alters (im Durchschnitt) eine höhere Belastbarkeit vermuten würde. Nicht selten beobachten wir dann auch ein schnelles Schwinden der anfänglichen Motivation an und in der Ausbildung. Statt durch eigene Ideen und Verhaltensweisen einen positiven Einfluss auszuüben, übernehmen die angehenden Erzieher:innen das Verhalten – nicht selten die Einstellung – ihrer Modelle, also ihrer berufserfahrenen Kolleg:innen. Das ist in vielen Fällen ein guter Lerneffekt - wenn sie auf liebevolle und zugewandte, fachlich gut aufgestellte Kolleg:innen treffen. Manchmal ist es aber auch ein negativer Punkt - wenn sie auf ausgebrannte und nicht responsive Kolleg:innen treffen.
Das Arbeiten unter Einfluss dieser Konsequenzen muss auf Dauer mürbe machen und führt sicher nicht dazu, dass Kinder in den Einrichtungen auf gelassene und souveräne Erwachsene treffen, die sie liebevoll an die Hand nehmen und auf ihrem Weg begleiten können.
Was wünschen sich die Fachkräfte?
Top 10 der wichtigsten Arbeitsbedingungen[6] (in der Rangfolge nach Wichtigkeit sortiert):
- Ausreichend Zeit für gute pädagogische Arbeit
- Gutes Betriebsklima insgesamt
- Gutes Verhältnis zu den Kolleg:innen
- Selbstständiges und eigenverantwortliches Arbeiten
- Gerechte und leistungsbezogene Bezahlung
- Persönliche Identifikation mit der Aufgabe
- Identifikation mit dem pädagogischen Konzept der Einrichtung
- Angemessene Zahl von Kindern in der eigenen Zuständigkeit
- Produktive Teamsitzungen
- Gutes Verhältnis zu den Vorgesetzten
Die Idee
Mithilfe eines evidenzbasierten Programmes, das komfortabel in der Anwendung ist und den Schwerpunkt auf die Entwicklung und Umsetzung positiver Handlungsweisen legt, soll den angehenden Fachkräften Unterstützung für mehr Handlungssicherheit in ihrem Arbeitsalltag angeboten werden. Diese bezieht sich sowohl auf die angehenden Erzieher:innen des St.-Ursula-Berufskollegs als auch auf kooperierende Einrichtungen, die in Zukunft mit einem solchen Programm arbeiten und schließlich maßgeblich an der Ausbildung beteiligt sind.
Allseits bekannt und häufig thematisiert ist der Umstand, dass Unsicherheit und Überforderung im Kitaarbeitsalltag gravierende Folgen haben können: Dauerhaft unsichere und überforderte Fachkräfte werden eher grenzverletzendes Verhalten zeigen, wenig responsiv sein und auf Dauer vermutlich krank werden oder die Einrichtung wechseln. Hier kann es hilfreich sein, den Fachkräften im Alltag Handlungsempfehlungen an die Hand zu geben, wie eine partizipative und zugewandte Umgebung für die Kinder geschaffen wird, wie sie sensibel werden für herausfordernde Situationen und mit welchen Strategien sie diesen begegnen können. Darüber hinaus ist es immens wichtig, im Team „eine Sprache“ zu sprechen (so sollten z.B. alle das Gleiche meinen, wenn sie davon sprechen, die Beziehung zu den Kindern zu stärken) und sich gezielt auszutauschen und zu unterstützen. Die erlebte Unterstützung bietet Rückhalt und Sicherheit und beugt dem „Einzelkämpfer“-Gefühl vor. Eine gelebte Feedback-Kultur und ein unterstützender Dialog sind die Grundlage persönlichen Wachstums und der fachlichen Weiterentwicklung. All das sind Aspekte, die am Ende die Motivation an diesem vielseitigen Beruf aufrechterhalten.
Kurz gesagt: Folgende Punkte sollen mit diesem Projekt erreicht werden:
- Die Qualität der Ausbildung mittels eines evidenzbasierten Angebotes steigern
- Den (jungen) Erzieher:innen Handlungssicherheit geben, damit sie sich wohl in ihrem Job/ihrer Einrichtung fühlen und tradierte Verhaltensmuster nicht unreflektiert übernehmen müssen (Routinen, Verhalten, das sich in den Einrichtungen etabliert hat)
- Theorie/Praxis – Verbund ermöglichen (konkrete Handlungsstrategien vermitteln, die auf theoretischen Erkenntnissen basieren)
- Den Austausch innerhalb der Einrichtungen sinnvoll anregen und als Unterstützungselement etablieren
Darüber hinaus soll ein Anreiz geschaffen werden, über den Tellerrand zu schauen, Praxiserfahrungen zu bündeln und sich im europäischen Ausland und untereinander vernetzen zu können.
PECE – Positive Erziehung, chancenreiche Entwicklung
Die Wahl fiel auf das Online-Programm „PECE – Positive Erziehung, chancenreiche Entwicklung“, welches zunächst mit einer Gruppe Studierender am St.-Ursula-Berufskolleg durchlaufen wurde und später durch Lehrkräfte und Projektpartner:innen auf seinen Nutzen geprüft und diskutiert wurde. PECE Online war bis dato nur in englischer Sprache verfügbar, ist seit kurzem aber auch in deutscher Sprache erhältlich. Die Möglichkeit, in der Darstellung und Übersetzung auf die gewonnen Praxiserfahrungen zu reagieren, wurde auf beiden Seiten (Programmanbieter und Tester) hoch geschätzt.
Das Programm zur positiven frühkindlichen Erziehung, Bildung und Betreuung PECE - Positive Erziehung, chancenreiche Entwicklung ist ein professionelles Lernprogramm, das auf den gleichen Grundlagen wie das weltweit anerkannte Triple P – Positive Parenting Program beruht. PECE zielt darauf ab, pädagogische Fachkräfte (frühe Kindheit und Vorschulbereich) zu unterstützen und ihnen Instrumente an die Hand zu geben, mit denen sie einen positiven Einfluss auf die Entwicklung der Kinder in ihrer Obhut nehmen können. Dies fördert die Entwicklung, die soziale Kompetenz und die Selbstkontrolle der Kinder und verbessert die Beziehung zwischen Fachkräften und Kindern sowie die Kommunikation im Team sowie mit Eltern.
PECE Online besteht aus vier digitalen Modulen, die sich mit folgenden Bereichen befassen:
In diesen vier Modulen werden konkrete Handlungsweisen erarbeitet und durch Übungen verfestigt. Es werden Strategien vorgestellt, die die notwendigen positiven Grundvoraussetzungen für eine liebevolle und das Lernen unterstützende Umgebung schaffen. Themen wie: Eine gute Beziehung aufbauen, Kinder beim Lernen unterstützen und auch der Umgang mit herausforderndem Verhalten und Situationen werden in den einzelnen Modulen ausführlich behandelt.
Fachkräfte können PECE Online selbstständig an einem internetfähigen Gerät im eigenen Rhythmus erarbeiten. Jedes Modul benötigt ca. eine Stunde und regt mit vielfältigen Methoden (Videos, Aufgaben, Notizen etc.) zur Mitarbeit an. Präsentiert werden verschiedene Settings der frühkindlichen Bildung, Erziehung und Betreuung aus unterschiedlichen Ländern der Welt.
Es gibt drei Möglichkeiten, auf das PECE-Programm zuzugreifen:
- Persönliches PECE: Fachkräfte absolvieren die vier Online-Module des PECE-Programms, um ihre Fähigkeiten zu verbessern, auf die individuellen Bedürfnisse von Kindern im Gruppenkontext einzugehen.
- Team PECE: Mitarbeitende in leitenden oder beratenden Funktionen werden zu PECE-Coaches ausgebildet, um die Fachkräfte in der Einrichtung bei der Durchführung des persönlichen PECE-Programms zu unterstützen.
- Integriertes PECE: Zusätzlich zu Team PECE können Einrichtungen für Eltern Triple P anbieten, um die Konsistenz von Erziehungsfertigkeiten zwischen Fachkräften und Eltern zu fördern.
Die Partnerschaft zwischen dem St.-Ursula-Berufskolleg (SUBK), ERASMUS+ und der Families Foundation
Zunächst wurde der Einsatz der digitalen Fortbildung im Rahmen des Unterrichts mit Studierenden der praxisintegrierten Ausbildung in der Oberstufe erprobt. Die folgenden Zitate stammen aus diesem Pilotprojekt:
Im nächsten Schritt galt es, die Finanzierung durch ERASMUS+ zu sichern und Mitstreitende zu gewinnen. Durch eine Förderung durch ERASMUS+ wurde es möglich, Zugänge zu PECE Online kostenfrei zur Verfügung zu stellen, den internationalen Austausch zu fördern und den Praxispartner:innen Einblicke in niederländische Erziehungspraxis zu gewähren. Darüber hinaus kann ein nachhaltiger Einsatz des Programms am SUBK und in beteiligten Einrichtungen gesichert werden, indem eine Fortbildung zum PECE Coach angeboten wird.
Den Initiatoren war von Anfang an klar, dass es von Vorteil ist, von den „best-practice-experiences“ der Niederländer zu lernen. Ein großer Träger frühkindlicher Bildungseinrichtungen in Amsterdam und Umgebung arbeitet bereits seit 2021 sehr erfolgreich mit dem Programm PECE. Kooperierende Einrichtungen und das Kollegium am SUBK wurden eingeladen und umfassend informiert. Am SUBK bildete sich eine Gruppe interessierter Lehrkräfte und aus verschiedenen kooperierenden Einrichtungen meldete sich ebenfalls Interesse. Berücksichtigt wurden hauptsächlich Einrichtungen, in denen die Studierenden ihre Praxiserfahrungen sammeln können.
Alle Interessierten bekamen Zugang zu PECE Online und machten sich mit den Inhalten vertraut. Im September 2022 fand in Hilversum/NL ein mehrtägiger Workshop statt, an dem diese Gruppe teilnahm. Gastgeber war die Families Foundation, eine Organisation, die in den Niederlanden die Implementierung evidenzbasierter Familienprogramme unterstützt. Im Workshop bekamen die Teilnehmenden Gelegenheit, in niederländischen Einrichtungen zu hospitieren und das Gesehene in Bezug auf die eigene Arbeit und auf PECE zu reflektieren. Darüber hinaus setzten sie sich intensiv mit den Elementen des Programms auseinander und diskutierten diese kritisch. Resultierend aus dieser ersten Gruppe und dem Einbezug weiterer Einrichtungen formierte sich in 2023 eine weitere Gruppe, die im September 2023 erneut nach Hilversum gereist ist, um dort gemeinsam mit einigen Fachkräften aus niederländischen Einrichtungen an einer PECE Coach Fortbildung teilzunehmen. PECE Coaches werden nach der Akkreditierung in der Lage sein, andere Fachkräfte rund um PECE Online zu coachen und stellen somit ein weiteres Element der Unterstützung dar: Sie unterstützen ihre Coachees im Rahmen von Praxisübungen bei der Umsetzung von Erziehungsfertigkeiten aus PECE Online und helfen ihnen, die selbstgewählten Ziele im Umgang mit den Kindern zu verfolgen. Weitere Fachkräfte, die PECE Online durchlaufen, werden also sinnvoll bei der Umsetzung unterstützt und können Fragen stellen und gemeinsam über die Umsetzung reflektieren. Durch das gemeinsame Üben wird die Verwendung einer gemeinsamen Sprache verfestigt, Begrifflichkeiten werden von allen gleich verstanden und das Teamgefühl wächst durch Übung und gemeinsame inhaltliche Arbeit.
Die Fortbildung zum PECE Coach wurde von der australischen Professorin und Kindheitsforscherin Dr. Shawna Lee geleitet. Shawna unterrichtet in den Studiengängen Bachelor of Child Development und Early Childhood Parent Programs. Sie hat einen Doktortitel in pädagogischer Psychologie und einen Master in frühkindlichen Studien. Shawnas Fachwissen und Leidenschaft gilt den Bereichen psychische Gesundheit von Kindern, Inklusion und Familienunterstützung.
Die einzelnen Elemente des Projektes werden begleitend evaluiert:
1. Digitale Befragung der PECE Online Teilnehmenden zu drei verschiedenen Zeitpunkten (vor dem Programm, direkt danach und einige Zeit später, wenn die Coachings stattgefunden haben) mit Unterstützung der Katholischen Fachhochschule Köln
2. PECE Online enthält eine Befragung, die sich auf die Zuversichtswerte der Teilnehmenden fokussiert, Daten sollen ausgewertet werden
3. Die Fortbildung zum PECE Coach wird standardmäßig ebenfalls durch Fragebögen hinsichtlich Durchführung, Inhalt und Passung evaluiert.
Ausblick
Nach der Fortbildung wird es Gelegenheit geben, das Erlernte zu reflektieren und die anstehende Umsetzung in den beteiligten Einrichtungen zu planen. Durch die Finanzierung durch ERASMUS+ ist es möglich, jedem Coach mehrere Zugänge zu PECE Online für seine Coachees (z.B. anzulernende Kolleg:innen) zur Verfügung zu stellen.
PECE Online wird im kommenden Schuljahr am St.-Ursula-Berufskolleg als Kurs für Studierende in Ausbildung und im Berufspraktikum angeboten und durch Lehrkräfte, die zu PECE Coaches geworden sind, begleitet.
Darüber hinaus werden die kooperierenden Einrichtungen PECE Online für ihre Mitarbeitenden einsetzen, sodass die Inhalte und Methoden aus dem Programm einem noch größeren Kreis von Fachkräften zugänglich gemacht werden. Beteiligt sind hier verschiedene Kindertagesstätten und eine OGS im Grundschulbereich.
Überlegungen für eine langfristige Verankerung über das ERASMUS+ Projekt hinaus stehen noch an und werden sicher von den noch zu machenden Erfahrungen abhängig sein. Im ERASMUS+ Partnerschaftsprojekt sind entsprechende Veranstaltungen im Curriculum eingeplant .
Die Beteiligten freuen sich über diese neue Möglichkeit, Fachkräfte im Bereich der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung evidenzbasiert unterstützen zu können.
Man darf gespannt sein…
[1] http://www.aqua-studie.de/Dokumente/AQUA_Endbericht.pdf
[2] https://www.unfallkasse-nrw.de/fileadmin/server/download/PDF_2013/studie_stege.pdf
[3] https://katho-nrw.de/fileadmin/media/hochschule/Lehrende/Jungbauer_Johannes/Abschlussbericht_Erzieherinnenstudie__1_.pdf
[4] https://www.nifbe.de/infoservice/aktuelles/2016-kitas-in-der-krise-was-sich-jetzt-veraendern-muss vgl. auch: https://www.ssoar.info/ssoar/bitstream/handle/document/86270/ssoar-2021-meyer_et_al-Alltag_padagogischer_Fachkrafte_in_Kindertageseinrichtungen.pdf?sequence=1&isAllowed=y&lnkname=ssoar-2021-meyer_et_al-Alltag_padagogischer_Fachkrafte_in_Kindertageseinrichtungen.pdf
[5] Vgl. Astrid Boll, Regina Remsperger-Kehm: Verletzendes Verhalten in Kitas. Eine Explorationsstudie zu Formen, Umgangsweisen, Ursachen und Handlungserfordernissen aus der Perspektive der Fachkräfte
[6]AQUA - Arbeitsplatz und Qualität in Kitas: Ergebnisse einer bundesweiten Befragung