Kompetenzen und Verantwortung von LeiterInnen
Kindertageseinrichtungen werden in Folge der Perspektive wirtschaftlicher Effizienz und der Trägervielfalt bzw. -konkurrenz zu wirtschaftlichen Unternehmen. Darüber hinaus werden an alle ErzieherInnen heute Anforderungen gestellt, die vor einigen Jahren noch nicht selbstverständlich waren (siehe Ausbildung und Studium). Auf diese Weise hat die Position der Leitung an Bedeutung und Verantwortung gewonnnen. Es müssen aber auch eine Vielzahl von neuen Wissensbeständen und Kompetenzen erworben werden, um den Anforderungen gerecht zu werden. Dies führt dazu, dass Träger auch in der Einrichtungsleitung die Weiterbildung groß schreiben müssen.
Wie wird man Leiterin oder Leiter? Dieser Frage werden wir mit Interviews in den nächsten Wochen nachgehen und die Ergebnisse Ihnen hier zugänglich machen. Denn die Wege sind vermutlich vielfältig.
Welches Wissen, welche Kompetenzen erforderlich sind, wird in Weiterbildungen, in einzelnen Modulen von Bachelorstudiengängen, aber auch schon in speziellen Studiengängen für LeiterInnen vermittelt. Als Beispiel für ein Modul, das aus mehreren Lehrveranstaltungen besteht, seien hier die Qualifikationsziele der Hochschule Neubrandenburg im Modul Leitungs- und Managementkompetenz im Studiengang Early Education zitiert (http://www.hs-nb.de/fileadmin/SBE/Early_Edu/Studiengang/Modulbeschreibung_EE.pdf). Im Gegensatz zu früheren Beschreibungen der Inhalte von Lehrveranstaltungen sind in Modulen die zu erwerbenden Kompetenzen der Studierenden die Richtschnur, an der sich die Inhalte zu orientieren haben.
Außerdem können Sie aus zwei Power-Point-Präsentationen von Prof. Dr. Stefanie Schulze von der Hochschule Neubrandenburg, ersehen, welche Anforderungen an die „Manager“ von Kitas - denn nichts anderes sind die LeiterInnen - gestellt werden. Kenntnisse zu „Grundlagen des Managements“ und „Qualitätsmanagement“ sollten Kita-LeiterInnen ebenso wie andere Leitungskräfte im sozialen Bereich beherrschen.
„Inhalte
Auch Kindertagesstätten haben sich in der Moderne zunehmend zu Dienstleistungsunternehmen entwickelt in denen rechtliches-, betriebswirtschaftliches, organisatorisches-, Personalführungs- und Managementwissen unverzichtbar ist. In Lehrveranstaltungen zu diesem Modul geht es um die Aneignung des für das Berufsfeld notwendigen Wissens, sowie um die Erarbeitung von Sichtweisen, um aus den Perspektiven von verschiedenen Positionsinhabern und Interessengruppen (Kinder, Trägervertretern, Jugendämtern, Eltern, Politiker) denken zu können und das Handeln daran zu bemessen und zu orientieren. Das Ziel ist, die Komplexität des Berufsfeldes durch die Perspektivenaufnahme zu ordnen und sich dadurch zu eigenem verantwortlichen Handeln zu befähigen.
Qualifikationsziel
Fach- und Theoriekompetenz
Die Studierenden setzen sich auf der Basis ihrer Praxiserfahrungen und Analysen unterschiedlicher pädagogischer Konzeptionen sowie ihrer Kenntnisse des Sozialraumes mit wesentlichen Bereichen der Organisation von Kindereinrichtungen auseinander:
- den Trägerbesonderheiten aus öffentlicher, freiverbandlicher Selbsthilfe und privatwirtschaftlicher Sicht,
- dem Organisationsgeflecht von der kommunalen über die Landkreis-, Landes-, Bundes- bis zu den europäischen Gestaltungsebenen,
- dem sozialrechtlichen Leistungsdreieck in seiner Bedeutung für eine zukunftsfähige Kinderlebensgestaltung,
- den möglichen Formen von Finanzierung von Bildung, Erziehung und Betreuung,
- den rechtlichen Bedingungen,
- Zeit-, Raum- und Personalorganisation pädagogischer Prozesse, sowie ihrer Evaluation und Darstellung in Sozialberichterstattung und Öffentlichkeitsarbeit,
- den sinnvollen Formen der Qualitätsbilanzierungen und Qualitätsentwicklungen und ihrer Bedeutung für eine, auch volkswirtschaftliche,Wertschätzung öffentlich verantworteter Kinderlebensgestaltung.
Die Studierenden erwerben grundlegende Kenntnisse internationaler Beispiele (best practice), um die eigene berufliche Form der Organisation einordnen und einschätzen zu können und alternative Organisationsformen denken und gestalten zu können. Die Studierenden entwickeln Organisationsalternativen, die ihren beruflichen, professionellen und den regionalen Bedingungen entsprechen: Selbsthilfe, Selbständigkeit, neue Formen der Zusammenarbeit mit Grundschulen, Sport-, Kultur- und anderen Sozial und Jugendhilfeeinrichtungen.
Im Zentrum dieses Moduls stehen die organisatorischen, personalbezogenen, ressourcen- (Geld, Zeit, Raum, Recht) bezogenen Methoden, mit denen die Studierenden ihr berufliches Handeln im gesellschaftlichen Umfeld einordnen und dieses mitgestalten können. Dazu gehören Methoden der Öffentlichkeitsarbeit, des Berichtswesens und der fachpolitischen Vertretung des Berufsfeldes gegenüber Eltern, kommunalen Ämtern, der lokalen Berichterstattung sowie wesentlicher Bereiche der Politik. Außerdem erarbeiten die Studierenden praxisnahe Wege der Qualitätsdokumentation und der Darstellung für ein nichtpädagogisches Umfeld. Dazu gehört die Fähigkeit die soziale, gesellschaftliche und ökonomische Bedeutung des Bildungs- und Erziehungsberufsfeldes argumentieren und vermitteln zu können.Lernkompetenz
Die Studierenden erarbeiten grundlegende Kompetenzen dazu, Kindereinrichtungen als lernende Organisationen zu verstehen und selbst lernend zu gestalten. Dabei werden die Lernprozesse nach innen (Selbstorganisation, kollegiale Zusammenarbeit, Zeit- Raum- und Personalgestaltung) und nach außen (Öffentlichkeit, Träger, Politik) unterschieden.
Sozialkompetenz
Die Studierenden entwickeln die Motivation, die sozialen Fähigkeiten, die Bereitschaft und das know how eine Kindereinrichtung zu organisieren, sie personell und finanziell zu denken und zu gestalten und auf diese Weise die Bildungs- und Sozialmanagementperspektive einzunehmen.
Fächerübergreifende Kompetenzen
Da die rechtlichen, organisationstheoretischen, ökonomischen und politisch-öffentlichen Sichtweisen und Positionen in der Perspektive von Leitung und Bildungs- und Sozialmanagement für das Berufsfeld Erziehung, Bildung und Betreuung in Kindertageseinrichtungen situations- und regionsbezogen konkretisiert werden, ist disziplin- und fächerübergreifendes Arbeiten konstitutiv.
Im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit geht es darum, pädagogischen Laien bildungsbezogene Prozesse und pädagogisches Handeln zu vermitteln. Auch dieses erfordert fächerübergreifende Kompetenzen und die Transformation von Fachwissen in kontextbezogenes Allgemeinwissen. Bildungs- und Sozialmanagementhandeln erfordert darüber hinaus die personellen-, rganisatorischen- und Realisierungsbedingungen, um gute Bildungs- und Erziehungsarbeit denken und entwickeln zu können. Dies bedingt fächerübergreifendes Zusammendenken und die Ausgestaltung von kontinuierlichen und wiederkehrenden pädagogischen Prozessen in professioneller Qualität.“
Prof. Dr. Stefanie Schulze, Hochschule Neubrandenburg:
Grundlagen des Managements in sozialen Arbeitsfeldern und Organisationen
(PDF-Datei, 818 kb)
Prof. Dr. Stefanie Schulze, Hochschule Neubrandenburg:
Qualitätsmanagement
(PDF-Datei, 689 kb)