zwei U3 Kinder

Kritische Anmerkungen zur Inklusion

Hilde von Balluseck

13.04.2014 Kommentare (1)

In seinem heutigen Kommentar im Tagesspiegel, der "Gleich ist nicht gerecht" überschrieben ist, wirft Harald Martenstein einen kritischen Blick auf die Forderung nach Inklusion um jeden Preis. Er erwähnt eine Mutter in Baden-Württemberg, die darum kämpft, dass ihr stark geistig behindertes Kind auf das Gymnasium gehen darf. Das Gymnasium wird nun angefeindet, weil es die Aufnahme des Kindes abgelehnt hat. Dazu Martenstein:

"Jahrelang habe ich von Bildungspolitikern den vernünftigen Satz gehört, dass Kinder möglichst individuell gefördert werden sollen. Die Menschen sind verschieden, der eine braucht dies, die andere braucht jenes. Unter der neuen Parole „Inklusion“ wird diese Erkenntnis nun weggewischt wie ein lästiger Staubfleck.

Wenn die Lehrer es mit Klassen zu tun haben, in denen ein geistig behindertes Kind neben einem hörbehinderten Kind und neben einem hochbegabten Kind sitzt – wie sollen die Lehrer das eigentlich schaffen? Es ginge nur, indem in jeder Klasse künftig drei oder vier Lehrer unterrichten, kein Staat der Welt könnte das finanzieren."

Aber es geht ja nicht nur um die Finanzierung, sondern um die Frage, unter welchen Umständen Kinder mit und ohne Behinderungen am meisten Freude am Lernen haben. Und da ist schon die Frage, ob nicht ein Miteinander in einer relativ homogenen Umgebung mehr Spaß macht als ein Lernen mit Kindern, die immer überlegen sind. Nochmal ein Zitat aus Martensteins Kommentar:

"In Karlsruhe hat man seit einigen Jahren Erfahrung mit einem Schüler gesammelt, der ebenfalls unter dem Down-Syndrom leidet und ein Gymnasium besucht. Die Lehrer dort sagen: Wir schaden dem Kind, indem wir es im Mathe-Unterricht herumsitzen lassen. Wenn das Kind auf einer Sonderschule wäre, würde es Dinge lernen, die es im Leben brauchen kann. Wie koche ich ein Essen? Wie lese ich einen Fahrplan, wie kaufe ich ein?"

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Kommentare (1)

j. boldt 10 Mai 2014, 15:48

Die Debatten um die Inklusion sind völlig überflüssig, denn es wurde international gesetzlich verabschiedet. Die Frage taucht nur auf, wann sie endlich richtig umgesetzt wird? Natürlich geht dies nicht ohne Schulassistenten und ein entsprechend barrierefreies Umfeld. Die Pädagogen sind doch vorhanden, die Schulgebäude auch, also liegt es doch nahe, diese vernünftig einzuteilen. Es ist höchste Zeit bereits in den KiTas damit anzufangen, denn die soziale Haltung und das soziale Engagement ist für kleine Kinder das Normalste auf der Welt. Sie sind unvoreingenommen und nehmen Rücksicht auf die Handicaps anderer Kinder. Erst durch diese Normalität kann sich der Inklusionsgedanke umsetzen lassen. Jedoch habe ich den Eindruck, dass einige Einrichtungen bzw. Träger Angst haben, keine Fördermittel mehr zu erhalten und vor dem Aus stehen. Noch immer bilden diese Einrichtungen förmlich „Inselstaaten“ in unserem Land. Und die allergrößten Probleme hat unsere Gesellschaft mit der Inklusion, es ist noch nicht in ihren Köpfen angekommen, was „sozial“ ist. Unsere Gesellschaft ist so egoistisch geworden. Sie schiebt alles beiseite, was unangenehm ist, wie unser Rentner, Pflegebedürftige oder eben Menschen mit Behinderungen. Da ich selbst im sozialen Bereich arbeite, kann ich nur sagen, dass die Gesellschaft gar nicht begreift, wie wertvoll und schön diese soziale Arbeit ist. Anstatt Anderen im Fernsehen beim Geldverdienen zuzuschauen, sollten sie lieber ihre Zeit nutzen und aktiv ihren Mitmenschen Zeit widmen. Das Füreinander dasein, dass ist Inklusion.

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