Kritische Anmerkungen zur Inklusion
In seinem heutigen Kommentar im Tagesspiegel, der "Gleich ist nicht gerecht" überschrieben ist, wirft Harald Martenstein einen kritischen Blick auf die Forderung nach Inklusion um jeden Preis. Er erwähnt eine Mutter in Baden-Württemberg, die darum kämpft, dass ihr stark geistig behindertes Kind auf das Gymnasium gehen darf. Das Gymnasium wird nun angefeindet, weil es die Aufnahme des Kindes abgelehnt hat. Dazu Martenstein:
"Jahrelang habe ich von Bildungspolitikern den vernünftigen Satz gehört, dass Kinder möglichst individuell gefördert werden sollen. Die Menschen sind verschieden, der eine braucht dies, die andere braucht jenes. Unter der neuen Parole „Inklusion“ wird diese Erkenntnis nun weggewischt wie ein lästiger Staubfleck.
Wenn die Lehrer es mit Klassen zu tun haben, in denen ein geistig behindertes Kind neben einem hörbehinderten Kind und neben einem hochbegabten Kind sitzt – wie sollen die Lehrer das eigentlich schaffen? Es ginge nur, indem in jeder Klasse künftig drei oder vier Lehrer unterrichten, kein Staat der Welt könnte das finanzieren."
Aber es geht ja nicht nur um die Finanzierung, sondern um die Frage, unter welchen Umständen Kinder mit und ohne Behinderungen am meisten Freude am Lernen haben. Und da ist schon die Frage, ob nicht ein Miteinander in einer relativ homogenen Umgebung mehr Spaß macht als ein Lernen mit Kindern, die immer überlegen sind. Nochmal ein Zitat aus Martensteins Kommentar:
"In Karlsruhe hat man seit einigen Jahren Erfahrung mit einem Schüler gesammelt, der ebenfalls unter dem Down-Syndrom leidet und ein Gymnasium besucht. Die Lehrer dort sagen: Wir schaden dem Kind, indem wir es im Mathe-Unterricht herumsitzen lassen. Wenn das Kind auf einer Sonderschule wäre, würde es Dinge lernen, die es im Leben brauchen kann. Wie koche ich ein Essen? Wie lese ich einen Fahrplan, wie kaufe ich ein?"
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