Kulturelle und religiöse Vielfalt als pädagogische Chance in Kindertageseinrichtungen
Kulturelle und religiöse Vielfalt prägt unsere Bildungseinrichtungen auf vielfältige Weise und wurde in den letzten Jahren zu einem intensiv diskutierten Thema im Bereich der frühkindlichen Bildung. Die Sozialisationsherausforderungen, die sich durch vielfältige kulturelle Hintergründe und religiöse Überzeugungen ergeben, können Kindern Raum bieten sich selbst wahrzunehmen, die Einzigartigkeit des Anderen zu entdecken und gemeinsam Kompetenzen zu entwickeln. Religiöse und weltanschauliche Überzeugungen zeigen sich vor diesem Hintergrund als eine elementare Bildungsaufgabe und -chance für den frühkindlichen Bereich: Kinder, Eltern, Fachkräfte und Träger begegnen dem Phänomen Religion und Religionen in vielfältigen Zusammenhängen und sind in unterschiedlichen Kontexten dazu aufgefordert, eine Haltung zu gesellschaftlichen, kulturellen und religiösen Fragen, die teilweise in einem engen wechselseitigen Bezug stehen, zu entwickeln. Kulturelle und religiöse Vorstellungen, Erfahrungen und Fragen beschäftigen Kinder unterschiedlicher Herkunft, da sie in vielfältigen lebensweltlichen Zusammenh.ngen und Erfahrungen vorkommen und die Kinder in ihrem Nachdenken anregen. Die kindlichen Vorstellungen entwickeln sich dabei besonders intensiv durch die Interaktion mit anderen Kindern und Bezugspersonen und in der individuellen Deutungsarbeit. Kindertageseinrichtungen haben dementsprechend die Aufgabe, kulturelle und religiöse Vielfalt bewusst wahrzunehmen und durch eine gezielte Annahme konstruktiv zu fördern. Diese Förderung benötigt einen pluralitätsfähigen Ansatz kultureller und religiöser Bildung, der von der Lebenswelt der Kinder ausgeht und gleichzeitig die Vielfalt weltanschaulicher und religiöser Überzeugungen im Blick hat. Kulturelle und religiöse Bildung soll also zum einen die Identitätsentwicklung jedes einzelnen Kindes fördern und zum anderen Kinder dazu befähigen, sich mit anderen Überzeugungen auseinanderzusetzten – so werden Kinder als aktive Konstrukteure betrachtet und in ihren Konstruktionen bewusst unterstützt und gefördert. Vor diesem Hintergrund hat gerade die Kindertageseinrichtung die Aufgabe, die Begegnung zwischen Kindern mit verschiedenen kulturellen und religiösen Hintergründen bewusst zu initiieren.
Quelle: Zeitschrift frühe Kindheit, Ausgabe 3-18, S. 6-13