Männer in Kitas: Fortschritt oder Idealisierung?
- Ein Streitgespräch -
Dass die pädagogischen Fachkräfte zum allergrößten Teil weiblich sind, wird zurzeit von vielen Seiten aus unterschiedlichen Gründen kritisiert. Es sollen Männer ausgebildet und als Erzieher eingestellt werden. Dafür werden sogar spezielle Konditionen überlegt, wie z.B. in Brandenburg (wir berichteten darüber). Die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hat sich das Thema auf die Fahne geschrieben und finanziert eine Koordinationsstelle, die sich der Aufgabe tatkräftig annimmt. Mehrere Tagungen befassten sich mit der Frage, warum Männer in Kitas erforderlich und wie sie für diese Ausbildung und Tätigkeit zu gewinnen sind.
Die genannten Bestrebungen werden nicht nur mit Begeisterung aufgenommen – es gibt auch kritische Stimmen. Um den NutzerInnen unseres Portals eine eigene Meinungsbildung zu ermöglichen, haben wir zwei Fachkräfte mit unterschiedlichen Überzeugungen für ein Interview gewinnen können.
Prof. Dr. Heidi Keller ist Professorin für Psychologie, Fachgebiet Entwicklung und Kultur, an der Universität Osnabrück und Leiterin der Forschungsstelle Entwicklung, Lernen und Kultur des Niedersächsischen Instituts für Frühkindliche Bildung Entwicklung. Sie steht dem Thema eher skeptisch gegenüber.
Dr. Tim Rohrman kommt von der Entwicklungspsychologie und hat über Geschlechtertrennung in der Kindheit und in der Kita promoviert. Er ist Gründer und Leiter des Instituts Wechselspiel - Institut für Pädagogik und Psychologie. Nach einer Tätigkeit im Projekt Männer in der pädagogischen Arbeit mit Kindern ist er jetzt Mitarbeiter in der Koordinationsstelle Männer in Kitas an der Katholischen Hochschule für Sozialwesen Berlin.
ErzieherIn.de:
Was spricht unter dem Gesichtspunkt der Geschlechtergerechtigkeit für und was gegen eine Beteiligung von Männern an der frühpädagogischen Basisarbeit in Kitas?
Heidi Keller:
Wir müssen uns entscheiden, aus welcher Perspektive wir gesellschaftliche Situationen betrachten wollen – und in dem hier zur Debatte stehenden Zusammenhang nehme ich die Perspektive der Kinder ein. Geschlechtergerechtigkeit ist, glaube ich, kein Wert, der für Kinder in der Kita wichtig ist – da geht es eher darum, dass genügend Personen als Ansprechpartner zur Verfügung stehen.
Wenn aber jetzt offensichtlich mehr Männer in der Kita politisch gewollt sind, stellen sich verschiedene Fragen:
- Welche Rollenbilder wollen wir in unserer Gesellschaft propagieren, nachdem wir doch viel politischen Willen in das Gender Mainstreaming investiert haben?
- Wissen wir denn, welches Rollenbild die Männer vertreten, die sich für den Erzieherberuf interessieren?
- Die Entwicklung von Geschlechtsidentität und die Entwicklung von Geschlechtsrollenbildern sind zwei verschiedene, wenn auch miteinander zusammenhängende Entwicklungsbereiche. Natürlich vermitteln auch Frauen männliche Rollenbilder. In den 70er Jahren hat man sich schon für die Geschlechtsidentitätsentwicklung von Jungen aus Scheidungsfamilien bzw. alleinerziehenden Familien interessiert – und herausgefunden, dass die Jungen am stärksten männlich identifiziert waren, die aus „Frauen – Familien“ kamen.
Im Übrigen ist die Behauptung, Erzieher seien besonders für Söhne von alleinerziehenden Müttern wesentlich, eine zynische Überhöhung des sozialpolitischen Versagens gegenüber dieser Familienform.
Tim Rohrmann:
Die Aussage, dass Geschlechtergerechtigkeit für Kinder in der Kita nicht wichtig sei, finde ich erstaunlich. Kinder nehmen z.B. sehr wohl als ungerecht wahr, wenn ein Bereich im Kindergarten nur von Jungen „besetzt“ wird oder wenn Erzieherinnen mit Jungen mehr „schimpfen“ als mit Mädchen. Die Kindergartenzeit ist für die Entwicklung von Geschlechtsidentität und geschlechtsbezogenen Einstellungen eine entscheidende Lebensphase.
Dazu gehören natürlich auch Fragen der Geschlechtergerechtigkeit und Chancengleichheit, aber auch der Blick von Kindern auf die Erziehenden als Männer und Frauen. Alle vorliegenden Untersuchungen berichten übereinstimmend, dass Kinder ganz überwiegend sehr positiv auf Männer im Kindergarten reagieren, selbst wenn es nur Praktikanten sind. Aus Sicht der Kinder sind Männer in jedem Fall bedeutsam.
Über das Rollenbild von männlichen Erziehern wissen wir aus Praxisberichten und wissenschaftlichen Untersuchungen inzwischen recht viel. Dabei deutet nichts darauf hin, dass die Rollenbilder von Männern stärker geschlechtstypisch sind als die der weiblichen Kolleginnen. Eher ist das Gegenteil der Fall, weil schon die Entscheidung für einen traditionell als „weiblich“ angesehen Beruf eine gewisse Distanz zu traditioneller „Männlichkeit“ voraussetzt. Dass in der Praxis oft geschlechtsstereotype Aufteilungen zu beobachten sind, wenn Männer ins Team kommen, liegt nicht nur an den Männern, sondern oft an den weiblichen Kolleginnen, die von männlichen Kollegen die Übernahme typisch „männlicher“ Aktivitäten und Aufgaben erwarten.
Die schlichte Aussage, dass Erzieher im Kindergarten besonders für Söhne alleinerziehender Mütter wesentlich sind, sehe ich wie Frau Keller skeptisch, zumal gerade diese Jungen oft Grund haben, Männern zunächst etwas misstrauisch entgegen zu treten. Dies widerspricht aber nicht der grundsätzlichen Aussage, dass gute Erfahrungen mit Männern für Jungen auf dem Weg zum Mann-Sein wichtig sind.
ErzieherIn.de:
Wie notwendig sind Männer in der Frühpädagogik für die Sozialisation von Jungen und Mädchen?
Heidi Keller:
Diese Frage muss differenzierter gestellt werden. Sprechen wir von Geschlechtsidentitätsentwicklung, kognitiver Entwicklung, sozial-emotionaler Entwicklung? Was die kognitive Entwicklung angeht, so gibt es inzwischen Untersuchungen aus der Schule, die zeigen, dass Kinder gleich viel lernen, und zwar Jungen und Mädchen, egal ob die Lehrer männlich oder weiblich sind.
Aus der wissenschaftlichen Perspektive ist es außerdem fraglich, ob und wie man Aussagen über den Einfluss von höchst unterschiedlichen Menschen allein aufgrund ihrer Geschlechtszugehörigkeit machen kann. Die Tatsache „Mann“ oder „Frau“ ist es doch nicht, die eine Professionalisierung in der Frühpädagogik bewirkt. In erster Linie kommt es auf die Persönlichkeiten der ErzieherInnen und deren fundierte Ausbildung an, egal ob es sich um Männer oder Frauen handelt. Und wenn wir schon Defizite in der Kita benennen, dann sind es andere Bedarfe, die gedeckt werden müssen:
- Es werden dringendst Erzieherinnen – und gerne auch Erzieher - mit anderen Muttersprachen als Deutsch in Kitas gebraucht.
- Die Aus- und Weiterbildung muss verbessert werden.
- Es muss mehr Vollzeitstellen geben und die Bezahlung sollte der verantwortungsvollen Aufgabe angemessen sein.
Was will man dann also mit Männern in der Kita erreichen?
Tim Rohrmann:
Die Geschlechterforschung der letzten Jahrzehnte hat die große Bedeutung geschlechtsbezogener Faktoren für die frühkindliche Sozialisation vielfach belegt, aber auch gezeigt, dass es hier keine einfachen Antworten gibt. Die Bedeutung der geschlechtsbezogenen Entwicklung wird im Niedersächsischen Orientierungsplan ausdrücklich formuliert: „Mädchen und Jungen müssen ihre eigene Geschlechtsidentität entwickeln können, ohne durch stereotype Sichtweisen und Zuschreibungen in ihren Erfahrungsmöglichkeiten eingeschränkt zu werden“ (S. 10). „Jedes Kind erfährt in der Kindergruppe, dass Jungen und Mädchen alle Erfahrungsfelder in gleicher Weise offen stehen und dass eingrenzende Geschlechtsrollenmuster überwunden werden können (S. 36). Dazu gehört unter anderem die Erfahrung, dass Kinderbetreuung nicht nur „weiblich“ ist, sondern auch Männer im Alltag für sie da sind. Der Orientierungsplan fordert daher konsequent: „Wünschenswert ist es, männliche Bezugspersonen in den Kita-Alltag einzubinden“ (ebenda).
Natürlich ist, wie eine Kollegin es einmal pointiert formulierte, „Mann-Sein an sich ja kein Qualitätsmerkmal“. Für eine Professionalisierung der Frühpädagogik sind Fragen des Geschlechts allerdings durchaus von Bedeutung – für Männer und Frauen gleichermaßen. Ein wesentliches Element dabei ist aus meiner Sicht der Dialog der Geschlechter, was einschließt, dass Kinder einen solchen Dialog erleben können. Dafür müssen aber Männer überhaupt erst einmal im Alltag vorhanden sein.
Die weiteren Forderungen kann ich nur unterstützen. Fort- und Weiterbildung ist wesentlich, gerade wenn mehr Männer in die Kita kommen, damit geschlechterstereotype Muster dadurch nicht verstärkt werden. Gerade der Mangel an Vollzeitstellen hält insbesondere Männer davon ab, sich für das Arbeitsfeld Kindertageseinrichtungen zu entscheiden. Und es braucht dringend mehr Erzieherinnen und Erzieher mit Migrationshintergrund.
ErzieherIn.de:
Halten Sie die Umschulung von erwerbslosen Männern für eine gute Methode, um männliche Erzieher für die Frühpädagogik zu gewinnen?
Heidi Keller:
Nein, ich halte das für keine gute Idee. Als Erstes wäre doch wohl zu untersuchen, warum, wie die WIFF festgestellt hat, die Hälfte der ausgebildeten ErzieherInnen überhaupt nicht den Beruf aufnehmen. Hier ist Forschungsbedarf dringend notwendig! Was ist die Motivation von Menschen, die ErzieherIn werden wollen, warum gehen sie aus dem Beruf raus – warum eine neue Gruppe unmotiviert in dieses nur diffus bekannte Feld hineindrücken?
Bei der Umschulung von langzeitarbeitslosen Männern ist die Frage, welche Motivation diese Männer haben, in den Erzieherberuf einzusteigen. Die Kita darf keine Spielwiese für Sinn suchende Männer sein. Und was ist mit den langzeitarbeitslosen Frauen? Bekommen sie nur aufgrund ihres Geschlechts nicht die gleiche Chance, in einen pädagogischen Beruf umzuschulen?
Tim Rohrmann:
Wir wissen aus den vorliegenden Untersuchungen, dass ein großer Teil der männlichen Erzieher so genannte „Quereinsteiger“ sind, die erst auf Umwegen in das Arbeitsfeld gekommen sind. Oft sind sie als Jugendliche oder junge Männer nicht auf die Idee gekommen oder sogar davon abgehalten worden, eine Ausbildung im pädagogischen Bereich zu beginnen.
Seit die Idee einer Umschulungsmaßnahme durch die Medien geht, gibt es täglich Anfragen von Männern, die sich dafür interessieren – keineswegs nur Arbeitslose. Diese Männer sind alles andere als unmotiviert, sondern suchen für sich eine neue Perspektive, und dafür ist eine erwachsenengerechte und fundierte Qualifizierung eine hervorragende Idee.
Dennoch muss natürlich die Untersuchung der Motivation und der persönlichen Eignung eine wichtige Ausgangsvoraussetzung für eine Teilnahme an einer solchen Qualifizierung sein. Umschulungen als Pflichtprogramm für Arbeitslose, die sich gar nicht für eine Arbeit in der Kita interessieren, wären nicht nur unsinnig, sondern auch verantwortungslos den Kindern und KollegInnen gegenüber.
ErzieherIn.de:
Sind Männer im Kita-Alltag für die ErzieherInnen eine Bereicherung? Wenn ja, warum?
Heidi Keller:
Das ist sicher auch individuell zu beantworten - es kann bereichernd oder auch störend sein – das hängt von der Person des Erziehers, vom Team und seiner Gruppendynamik ab. Warum Männer generell eine Bereicherung für die Professionalisierung des ErzieherInnenberufs sein sollen, die wir anstreben, ist mir jedoch nicht ersichtlich.
Tim Rohrmann:
Kitas sollten die Vielfalt der Lebenswelten von Kindern wiederspiegeln. Und dazu gehören auch Männer – und zwar möglichst unterschiedliche Männer. Die repräsentative Studie von Cremers, Krabel & Calmbach (2010) belegt nachdrücklich, dass die ganz überwiegende Mehrheit der Eltern, Kolleginnen und Kita-Träger männliche Fachkräfte grundsätzlich als bereichernd einschätzt.
Heidi Keller:
Vielfalt wird aber nicht durch Geschlechterdichotomisierung hergestellt!
ErzieherIn.de:
Welche Schwierigkeiten ergeben sich durch die Einbindung einer männlichen Fachkraft in ein weiblich dominiertes Berufsfeld und können diese bewältigt werden?
Heidi Keller:
Ich sehe da durchaus auch eine Gefahr: Wahrscheinlich erleben wir dann bald das gleiche Phänomen wie in den Grundschulen – dass nämlich die wenigen Männer in den Kitas die Leitungspositionen übernehmen. Ist das die angestrebte Geschlechtergerechtigkeit: Staatliche Programme mit viel Geld, um die beruflichen Aufstiegschancen von Frauen zu verschlechtern?
Tim Rohrmann:
Der Vergleich mit der Grundschule hinkt. Hier sinkt der Männeranteil seit Jahren, und das gilt auch für Leitungspositionen, die früher zumindest in Westdeutschland eine klare Männerdomäne waren. Aktuell steigt in Grundschulen nur der Anteil männlicher Putzkräfte.
Dennoch ist die Befürchtung nicht grundsätzlich unberechtigt, sich Männer eher von Kita-Ausbildungsgängen und Qualifizierungsprogrammen angesprochen fühlen, die in Richtung Leitung und Management zielen. Qualifizierungsprogramme sollten daher darauf abzielen, Männer tatsächlich für die pädagogische Arbeit mit Kindern zu gewinnen.
Wichtiger scheint mir jedoch ein anderer Punkt. Gemeinsame Erziehung durch Frauen und Männer ist eine Herausforderung, weil geschlechtstypische Unterschiede aufeinander prallen können oder plötzlich Dinge, die vorher „klar“ waren, nun von Frauen und Männern ausgehandelt werden müssen. Solche Störungen und Irritationen können bereichernd sein, allerdings nur, wenn eine Auseinandersetzung damit möglich ist und ggf. auch fachlich begleitet wird.
ErzieherIn.de:
Was bedeutet die Werbung für mehr männliche Fachkräfte in der Frühpädagogik für den Status und die Anerkennung der Arbeit von ErzieherInnen?
Heidi Keller:
Meiner Meinung nach beinhaltet diese Werbung eine Abwertung, wo – hoffen wir mal unbeabsichtigt - Vorurteile reaktiviert werden, z.B. dass Kinder nicht gut groß werden können, wenn nicht auch ein paar Männer Windeln wechseln und Tränen trocknen. Und wenn nun die Väter das zuhause nicht machen? Schaffen wir dann ein innerfamiliäres Konfliktfeld? Und diskriminieren wir nicht alle Alleinerziehenden, die die Windeln alleine wechseln und die Tränen alleine trocknen? An solchen kleinen Denkspielen sieht man wie unreflektiert das Ganze gehandhabt wird.
Tim Rohrmann:
Bei allen Bemühungen, den Männeranteil in Kitas zu erhöhen, dürfen wir natürlich nicht vergessen, was Frauen in diesem Arbeitsbereich seit Jahren leisten. Sich gegen männliche Fachkräfte zu wenden, weil in der öffentlichen und politischen Diskussion zuweilen recht platt argumentiert wird, hieße jedoch das Kind mit dem Bade auszuschütten. Es geht weder um eine Abwertung von Erzieherinnen noch um eine Diskriminierung von Alleinerziehenden, sondern für erweiterte Perspektiven für beide Geschlechter. Männer und Frauen in der Elementarpädagogik sind sich einig darin, dass die gesellschaftliche Wertschätzung für ihre Arbeit verbessert werden muss und dies sich auch in besseren Rahmenbedingungen und Gehältern wiederspiegeln sollte.
ErzieherIn.de:
Wir sehen einem Fachkräftemangel in der Frühpädagogik entgegen, insbesondere durch den Aufbau von Krippen in den westlichen Bundesländern, aber auch durch die Altersstruktur des frühpädagogischen Personals. Glauben Sie, dass die Werbung für mehr Männer in Kitas dieses Problem beheben kann?
Heidi Keller:
Nein, das glaube ich nicht, weil es nicht dazu kommen wird, dass große Mengen von Männern aus eigener Motivation in die Kitas drängen. Es gibt evolvierte Verhaltensdispositionen, die sich auch in Neigungen und Interessen niederschlagen. Männer haben im Durchschnitt eine geringere Neigung, sich mit Babys und Kleinkindern zu beschäftigen. Das haben weder die neuen Väter, Elternzeitregelungen, noch Männer in Kitas in großem Stil auf den Kopf gestellt.
Tim Rohrmann:
Mehr Männer für eine Tätigkeit in Kindertageseinrichtungen zu bringen ist ein langfristiges Projekt, kein Schnellprogramm zur Behebung des anstehenden Fachkräftemangels. Die Fähigkeit zum Umgang mit kleinen Kindern ist allerdings keine Disposition, sondern wird wesentlich durch „learning by doing“ erworben, wie nicht zuletzt die Säuglingsforschung in den letzten Jahrzehnten beeindruckend gezeigt hat.
ErzieherIn.de:
Glauben Sie, dass durch die aktuelle Familienpolitik, den neuen Väterhype und die Kampagne für Mehr Männer in Kitas hier etwas in Bewegung kommt? Es gibt schließlich inzwischen durchaus Männer, die anders mit Kleinkindern umgehen als noch vor einigen Jahrzehnten.
Heidi Keller:
Das sind erfreuliche Entwicklungen, aber mit Sicherheit nicht flächendeckend und schichtübergreifend.
Ich bin aber auch der Meinung, dass man ideologische und politische Fragen und Entscheidungen als solche betrachten muss – „Männer in Kitas“ ist ein politisches Programm, und zwar eines, das die Gefahr der Entwertung der weiblichen Arbeit in Kitas birgt.
Tim Rohrmann:
Die genannten Entwicklungen sind meiner Ansicht nicht nur bedeutsam, sondern tatsächlich überall aufzufinden und nicht nur Privileg einer kleinen Gruppe. Die neuen Elternzeitregelungen haben in der Praxis dazu geführt, dass Männer mehr im Kindergarten anzutreffen sind, regelmäßig ihre Kinder bringen und abholen und – ein neuer Trend – zunehmend häufiger sogar die Eingewöhnung in die Krippe übernehmen (wenn sie die letzten beiden „Papa-Monate“ nehmen). Mein Eindruck ist, dass Kindertageseinrichtungen der gesellschaftlichen Entwicklung zur Einbeziehung von Vätern in die Erziehung gerade eher hinterher laufen. „Mehr Männer in Kitas“ steht daher gleichstellungspolitisch absolut auf der Tagesordnung.
ErzieherIn.de: Frau Keller, Herr Rohrmann, ich danke Ihnen für dieses Interview.
Das Interview führte Hilde von Balluseck.
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