viele Hände im Sand, die aufeinander ausgerichtet sind

MAGIC CLEANING im Personalzimmer der Kita

Angelika Mauel

13.12.2021 | Fachkommentar Kommentare (0)

 

„WIE RICHTIGES AUFRÄUMEN IHR LEBEN VERÄNDERT“

So lautet der Untertitel des Bestsellers „MAGIC CLEANING“ von Marie Kondo, der so gar nicht an die Personalzimmer der Krippen und Kitas denken lässt. Diese sehen weder steril noch so aus, als müssten sie entrümpelt werden. Nach jedem Arbeitstag werden sie „ordentlich genug“ für die Reinigungskräfte  zurückgelassen. Überall herrscht eine von Nützlichkeit geprägte Grundordnung und lässt erkennen, wie bescheiden unsere Berufsgruppe ist. Viele Wünsche werden kaum noch geäußert. Sie sind altbekannt: Mehr gute Fachkräfte werden gebraucht, kleinere Gruppen, mehr Platz und mehr Zeit für die Kinder.

Ein weit verbreiteter Herzenswunsch: Sobald die Betreuungsbedingungen ganz besonders viel zu wünschen lassen, hoffen ErzieherInnen auf Unterstützung und wollen „die Eltern mit ins Boot holen“. - Aber diese sind auch oft am Limit und wollen nicht unbedingt sehen, was „aus dem Ruder gelaufen ist.“   

(Aus)Brennen für den Traumberuf?

Im Advent „brennt“ in so manchem Personalraum eine LED-Kerze auf einem Deko-Teller. Die Fenster sind geschmückt, Eltern und Träger spendieren  Süßes und dennoch kommt im zweiten Winter der Pandemie keine Adventsstimmung auf.

Ist die Kita eigentlich „unser zweites Zuhause“? Oder ist es angesichts von Corona manchmal zum Davonlaufen? In manchen Konzeptionen ist zu lesen, dass eine Kita für Kinder ein zweites Zuhause wäre oder sein solle – aber die meisten ErzieherInnen, finden, dass es nur ihre Aufgabe ist, Kinder familienergänzend zu betreuen und sie möchten nicht zu Überstunden gedrängt werden. Weder die eigenen Hausschuhe in der Kita noch die Schließschränke für (fast alle) Angestellten sorgen dafür, dass ErzieherInnen sich an ihrem Arbeitsort wie zu Hause fühlen. Und dann gibt es noch einen entscheidenden Punkt: Wäre die Kita unser Zuhause, würden wir einiges ganz anders machen!

Nur ein Beispiel: Der schlechte Luft verbreitende Kopierer käme in den Keller und auf dem freien Platz stünde ein Relaxsessel oder zumindest eine bequeme Sitzgelegenheit und ein Massagegürtel mit rotierenden Kugeln und zuschaltbarer Infrarotwärme. - Sehr hilfreich bei Verspannungen und Rückenproblemen.

Wir lächeln, wenn Kitakinder angesichts des Sofas im Personalzimmer, der Dusche im Wickelraum und der Waschmaschine im Keller meinen, wir würden gemeinsam wie eine Familie in der Kita wohnen. Kinder sind der Grund, warum ErzieherInnen ihren Beruf lieben. Aber sie sind leider nicht der Grund dafür, alles bleiben zu lassen, was ihnen und uns nichts bringt. 

Im Dezember kann „das Perso“ kein Thema sein

Ja, ich weiß. Das war schon immer so. Bevor die Feiertage endlich da sind, steigt die Erschöpfung. Alle Jahre wieder, und wegen Corona sind viele schon früher noch erschöpfter „als es sonst üblich war.“ Dabei haben wir doch so viel über Entspannung und Salutogenese gelernt... Und in den Regalen des Personalzimmers oder im Materialraum lagert Rat und Anregung: Nicht nur Bücher und Arbeitsmappen. Es gibt auch Schatzkarten, Glückskarten, Inspirationskarten oder Teamkurse auf schmucken Pappkarten. Mit Tipps, um verschiedene Charaktere jeden Tag eine gute Tat vollbringen zu lassen. Jede, die eine Aufgabe erhalten hat, soll einer anderen Gutes tun. So sorgt im Frauenteam immer eine für eine andere, und alle machen sich selbst damit angeblich auch eine Freude. Parole: Noch bewusster nett sein! Gehobene Mundwinkel sollen bereits die eigene Stimmung bessern, haben Wissenschaftler herausgefunden. Und die Katze beißt sich selbstverständlich in den Schwanz. Aber bitte im Team bloß keine ironische Bemerkung zu einem ach so wohltuenden Procedere machen. Sie könnte neuerdings als „toxisch“ bezeichnet werden. - Oder gerade jetzt wirklich verstanden werden! 

Tabula rasa machen

Die aus dem Lateinischen übernommene Wortverbindung „Tabula rasa“ bedeutet wörtlich übersetzt „abgeschabte Tafel“ (Quelle), meint also eine geklärte und wieder beschreibbare Schreibtafel. Im Deutschen ist eine Tabula rasa eine Situation, in der alles bisher Gewesene getilgt und somit ein unbelasteter (Neu-)Beginn möglich ist. 

In den mit entbehrlichen Konsumartikeln materiell überversorgten Industrienationen trachten Erwachsene danach, weniger Besitz anzuhäufen. Was lange nicht benutzt wurde, wird verschenkt oder „konsequent entsorgt“. Ein sinnvoller Trend auch für Kitas.

Ältere Jahrgänge erinnern sich noch an die Diskussionen, die Renate Zimmers „Schafft die Stühle ab!“ (Quelle) ausgelöste hat. Schwere Schreibtische der ErzieherInnen und Kindermobiliar wurden mit Begeisterung aus den Gruppenräumen geschleppt, um Kindern mehr Bewegungsspielraum zu geben und sie aus Möbeln Häuser bauen zu lassen. Doch als die Mittagsschließzeit abgeschafft und Tische und Stühle für das gemeinsame Mittagessen gebraucht wurden, waren die Räume nach wenigen Jahren überfüllter als zuvor.

Spielzeugfrei!

Neue Ideen kamen: Damit Kinder wieder lernen, ohne Spielsachen kreativ zu sein und mehr miteinander reden, wurden spielzeugfreie Tage, Wochen oder auch Monate eingeführt.

Schon vorher vermieden ErzieherInnen es, private Spielzeugspenden anzunehmen. Die XXL-Spielzimmer waren bereits reichhaltig ausgestattet. Als die Fachpresse über erste Aktionen von ErzieherInnen berichtete, die „es gewagt hatten“, etablierte sich „Spielzeugfrei“. In verschiedenen Ausprägungen hat es sich durchgesetzt, und in mancher Kita fiebern vor allem Jungen der spielzeugfreien Woche entgegen. 

Nachdem einige gravierende Veränderungen sich nach den Erfahrungen vieler ErzieherInnen bei Kindern bewährt haben, ist es nur ein kleiner Schritt zur Überlegung, ob es für uns nicht auch sinnvoll ist, über Wochen oder Monate auf manches zu verzichten. Zum Beispiel auf Fachbücher, Arbeitsmappen und die diversen auszufüllenden Bögen...

Nach „Spielzeugfrei“ kommt „Fachbuchfrei“?

So wie bei den Kindern das freie Spiel befriedigender und phantasievoller wird, könnten auch unsere Gedanken an einem freien Tisch und vor leer geräumten Regalen beflügelt werden. Frei nach dem Motto: Ein Leben ohne unpassenden Input und zu befüllende Aktenordner ist möglich und lebenswert! - Früher ging es doch auch! Die Leitung allein war für den Bürokram zuständig. ErzieherInnen und KinderpflegerInnen hatten nicht viel mehr zu nun, als die Anwesenheitsliste im Gruppenbuch zu führen und einzutragen, welches Kind nach einer Verwundung ein Pflaster oder einen Verband bekommen hat.

Schon seit einigen Jahren führt Stress im Gruppenalltag und das „Sahnehäubchen“ Dokumentationspflichten dazu, dass manchmal vom Gruppenalltag überforderte ErzieherInnen eine Vorliebe für sorgsam im Dienst erstellte Bildungsdokumentationen haben. Schreiben und Bilder einkleben bieten einen Anlass, sich länger aus dem lauten Gruppenalltag zurückzuziehen. - Mit der Folge, dass PraktikantInnen in der Kernzeit immer wieder allein Kinder betreuen. Sind sie Naturtalente, erlangen sie schnell eine auffällig hohe Beliebtheit bei Kindern. Und es gibt sie, diese lebendigen Beweise dafür, dass die Inhalte von Büchern nicht die unerlässliche Grundvoraussetzung für pädagogisches Arbeiten sind! - Nur schade, dass es heute fast überall an der Zeit für die Betreuung der Auszubildenden mangelt! Berufserfahrene Kräfte könnten vieles weitergeben, was in Büchern nicht vermittelt wird. Stattdessen dokumentieren sie – und haben weniger Zeit für ihre Auszubildenden und die Kinder.  

Einige Fragen zur Coronaschließzeit

Ist es nicht ungerecht: Während der Corona-Schließzeit wurden selbstverständlich unhygienisch gewordene Dinge aussortiert. Von eingespeichelten Pappbüchern und fast auseinander fallenden Bilderbüchern oder Sachbüchern der Kinder fiel die Trennung nicht schwer. Jaaahrelang ungelesene Fachbücher im elaborierten Stil aber bleiben... Ein kurzes Anlesen motivierte nicht zum Weiterlesen. - Fehlte Fachkräften wirklich nur die Zeit für die Lektüre? Über manches Geschriebene können pragmatisch und eigenständig denkende Menschen in Kitas, ob mit oder ohne Ausbildung, nur den Kopf schütteln.  Seufzendes Kopfschütteln aber ist ein stilles und genervtes Nein!  

Nehmen wir die Dinge zur Abwechslung mal in unsere Hand

Nach Marie Kondo soll man für ein „Magic Cleaning“ jeden Gegenstand einmal bewusst in die Hand nehmen und spüren ob er einen glücklich macht. In diesem Sinne: Prüfen wir, was Herz und Hirn uns zu sagen haben, sobald wir die Inhalte von Büchern auf uns wirken lassen. Ein bisschen „Wegräumen“ soll nicht reichen nach der bekannten Aufräumspezialistin. Erst eine weit reichende Trennung von Besitz und den mit ihm verbundenen Einstellungen wirke befreiend.     

"Sie müssen wissen, wie Sie die Zone der proximalen Entwicklung optimal gestalten können, so dass es dem Kind gelingt, seinen nächsten Entwicklungsschritt selbst zu tun." Es liegt am Stil, nicht nur an einzelnen Aussagen, des Buchs „Vom Kleinsein zum Einstein“ (Quelle), dass kein Funke der Begeisterung überspringt. Zwei Vorworte lösen bei mir Gereiztheit aus. Der Titel und die Tatsache, dass das Spiel der Kinder im Werk kein wesentliches Thema ist, helfen mir, mich schnell zu entscheiden. Trotzdem blättere ich weiter. Die Buchstaben s-p-i-e-l finden sich hauptsächlich versteckt im Wort „beispielsweise“ und ab und zu liest man als  obligatorische Ergänzung zu Förderung das Attribut „spielerisch“. Wie viele im Team wären für eine „Befreiung“? Wer möchte das Buch mit nach Hause nehmen?  

Diesen verschachtelten Satz aus einem von hochrangigen Bundes- und Landespolitikern gelobten und mit Fördergeldern bedachten Programm verstehe ich nicht. Bislang konnte ihn mir auch niemand erklären. „Die geringe Spezifität einer Reihe von Risikobedingungen ermöglicht es, durch Maßnahmen, die sich auf diese Risikobedingungen und auf die Prävention von aggressiv-dissozialem Verhalten beziehen, auch langfristig im weiteren Entwicklungsverlauf Probleme durch Substanzkonsum zu reduzieren!" (Seite 89 des Theoriebuchs von Papilio, zweite Auflage) Da der  Satz vom Verlag am Rand eigens mit einem Ausrufezeichen versehen wurde, muss es sich um einen besonders wichtigen Satz handeln.

Andere Textstellen des Programms  dagegen sind überdeutlich. Stilblüten wie „flüsterte Felix Paula laut mampfend ins Ohr“ oder „der Regen prasselte außen aufs Dach...“ sind in „Paula im Koboldland“ zu lesen (Quelle). Auf dem Rückdeckel des Buchs steht: „Gefördert vom Bundesministerium, für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.“ Aus diesem Buch hat Kristina Schröder Kindern im Bundesfamilienministerium vorgelesen. - Nachdem ich alle Materialien des Programms vor Jahren vollständig gelesen oder angehört habe, frage ich mich, warum so viele Landes- und Bundesminister dieses altbackene Programm gelobt und gefördert haben, warum „Papilio“ mittlerweile sogar an einigen Erzieherfachschulen vermittelt wird?! -  Ob Kristina Schröder eine der Stellen vorgelesen hat, an denen das „Fräulein Pädagogibold“ erwähnt wird? Auf amtlichen Formularen der Bundesrepublik taucht die Bezeichnung „Fräulein“ seit 1971 nicht mehr auf. „Fräulein bedeutet seit Anfang des 20. Jahrhunderts: weiblich, berufstätig und schlecht bezahlt.“ (Quelle) – Aha.

„KLIK – Konflikte lösen im Kindergarten“ steht in einer Auflage von Beltz (Quelle) oder einer von Cornelsen (Quelle) noch in zahlreichen Personalzimmern. Das Foto eines Schmetterlings auf einer ausgestreckten Hand und darunter ein harmonisches Colourblocking wirken ansprechend. Laut Verlagsangaben zum Buch stellt dieses „eine bestens gelungene Synthese aus Theorie und Praxis dar mit dem Ergebnis eines anschaulichen und lebendigen Trainings, das sie nur durchzulesen und anzuwenden brauchen. Die Erarbeitung und Umsetzung, die so viel kostbare Zeit benötigen würde, ist also bereits geschehen.“  - In der ersten Sitzung soll die Handpuppe „Smiley“ (Knotenpuppe aus einem gelben Tuch) als Gefühlsexperte von der Trainerin eingeführt werden. 

Die von uns zu übernehmenden „Gespräche“ mit den Kindern sind simpel und leicht  zu behalten. „Ich habe euch heute drei Gefühle mitgebracht. Schauen wir einmal, ob ihr die kennt?“ Smiley verschwindet kurz hinter dem Rücken der Trainerin und kommt wieder hervor: „Juhuuuuu! Mir geht’s super! Juchuu! (lacht) Das ist richtig toll! So witzig!“

In der zweiten Sitzung erläutert die Trainerin genannte Fachkraft die Funktion des so genannten Regelwächters und übernimmt zunächst selbst seine Rolle. - In einer Rezensionen auf socialnet wurde das gemeinsam mit Fachkräften aus der Praxis entwickelte Buch gelobt (Quelle) – Und es gibt noch mehr Bücher, die uns „vorschreiben“ möchten, was wir konkret zu Kindern sagen sollen.  

Träger möchten gewisse Programme in all ihren Kitas „implementieren“

Doch so wie sich Kochkunst entwickelt, weil der Koch Ideen und feine Geschmacksnerven hat, so kann sich Erziehungskunst nur entwickeln, wenn die PädagogInnen nicht durch Arbeitsüberlastung und  Dokumentationspflichten daran gehindert werden, auf Kinder wirklich einzugehen. Sensibilität und weisungsgebundenes Funktionieren passen zusammen wie... Teller leer essen und schönes Wetter.

Soziales Lernen mit Kindern

Es ist bereichernd, dass Kinder im Alltag immer wieder dafür sorgen, dass bei Erwachsenen Erinnerungen an die eigene Kindheit auftauchen, von denen sie nicht gedacht hätten, dass sie in ihnen geschlummert haben. Eine Art Psychotherapie durch das Leben ... Liegt es daran, dass ErzieherInnen selbst enorm vielen Reizen ausgesetzt sind und deshalb „ihre Kinder“ vor Reizüberflutung schützen wollen? Es gab eine Phase, da waren Phantasie- und Traumreisen angesagt. Klangschalen wurden angeschafft,  während der Mittagszeit Mandalas gemalt. Im Hintergrund leise Musik. - Ein Versuch, dem „zu viel an Lautstärke“ etwas entgegenzusetzen.

„Alle Kinder liegen still, weil ich mal pausieren will!“ Manchmal haben ErzieherInnen einen trockenen Humor und machen herbe Witze. „Ich freue mich auf meine Mandala-Pause mit den Kindern. Irgendwer braucht doch immer Ruhe.“ - Stimmt.   

„Soziales Lernen mit Kindern“ (Quelle) ist ein Buchtitel, aus dem Verlag, der seine „Fachbilderbücher zur Kinderanimation“ traditionell mit ganz besonders vielen „Lachmundkindern“ ausgestattet hat. Ökotopia-Bücher gehören in den Regalen der Kitas zu denen mit erkennbaren Gebrauchsspuren. Die einen lieben sie, andere verballhornen den Namen des Verlags zu „Ökodoofia“. Und ich habe mich gefragt, wie diese geballte kunterbunte Heiterkeit von „Bilderbuchkindern“ auf ErzieherInnen gewirkt haben muss, wenn gerade mal wieder viele käsig aussehende, kränkelnde und an den Eltern klammernde Kinder abgegeben wurden. Muss es nicht deprimierend gewesen sein, zu sehen, dass man in der eigenen Gruppe mehr Kinder hatte, die traurig, trotzig, wütend und manchmal auch untröstlich waren? Kann dieser Kontrast zwischen einem fiktiven Kinderparadies und der Realität vielleicht sogar dazu geführt haben, dass Erzieherinnen sich als Versagerinnen gefühlt haben? Sind darum Themen wie Resilienz und die Förderung der emotionalen und sozialen Kompetenzen für ErzieherInnen wichtiger als andere geworden?

Erfreulicherweise gibt es mittlerweile zahlreiche Bücher, in denen Fotos ein differenzierteres Bild von Kindern in Kitas vermitteln (Auch bei Ökotopia). Doch an überdeutlichen Anregungen im Stil von Anweisungen für Fachkräfte herrscht generell kein Mangel. - „Kindermentaltraining“ lautet ein Buchtitel (Quelle). Zum Mentaltraining gehörende Affirmationskarten sind auch im Angebot. Auf der Bildungsmesse didacta habe ich sie durchgelesen. Sehen wir uns als „Trainerinnen“ der Kinder an? Liegt es an den Bildungsplänen, dass Verlage Bücher publizieren, die zu pseudo-therapeutischen Auftritten verleiten? (Vermutlich habe ich auf der vergangenen didacta in Köln einige Male leise und kopfschüttelnd geseufzt,)

Leider fehlte immer wieder die Zeit für „alles auf den Tisch“!

Schon vor Corona fehlte die Zeit dafür, unsere Fachliteratur nach der Devise - „alles auf den Tisch“, einmal zu besprechen. Sie reichte mancherorts nur, um den Buchbestand lediglich zu zählen oder eine Zahl einzutragen. Zur Einschätzung der Qualität der Einrichtung hieß es schon mal: „Für jedes Fachbuch einen Punkt.“ Dabei gibt es Fachbücher, die mehr Punkte oder Sterne verdienen – und andere, für die es Punktabzug geben müsste.  

Weil bald Weihnachten ist, verzichte ich auf Quellenangaben. Aber bitte glaubt mir, dass es einiges zu beanstanden gibt. Sogar Sicherheitsstandards werden in Fachbüchern für unsere Berufsgruppe missachtet. Und mit „Hilfe“  fragwürdiger Fachliteratur schaffen manche Auszubildende die praktischen Prüfungen, die sie früher nicht bestanden hätten.  

2022: Keine ideale Zeit für Tabula rasa in den Kitas

Selbstverständlich hat die Pandemie auch viele Eltern enorm belastet und ein Ende der Sorgen ist nicht in Sicht. Angesichts der besonders hoch angestiegenen Inzidenzen, dürfen die Kita-Helfer endlich wieder kommen (Quelle) und es wird nach weiteren Not-Lösungen gesucht. Und die aufgeschobenen Tarifverhandlungen für den Sozial- und Erziehungsdienst sollen geführt werden. Bloß wie?

Besondere Relaxsessel für ErzieherInnen und die Kita-Helfer werden so schnell nicht angeschafft werden. Dabei wären sie ihr Geld wert. Doch wer hätte schon Zeit, sich lange genug durchwalken zu lassen? Und obwohl ein Aquarium anstelle eines Bücherregals im Personalzimmer wohltuend belebend wirken könnte, bleiben die Bücher, ungeachtet ihrer Qualität.

Da viele wahrlich kein Goldstandard sind, auch wenn sie noch so sehr gepriesen werden,  dürfen ErzieherInnen, stolz darauf sein, wenn sie im Inneren eine Art „Mistdetektor“ entwickelt haben. Eigenständiges Denken und verantwortungsbewusstes Handeln werden immer wichtiger. Ich mag gar nicht daran denken, was Corona noch alles nach sich zieht... Das (meiner Meinung nach überschätzte) „Kaffee- und Basteltantenimage“  ist ein Klacks gegen vieles, was seit Beginn der Pandemie  auf den Schreibtischen von Kindergartenleitungen landete oder was uns als Fachlektüre zugemutet wurde und wird.

Alles Gute für die letzten Arbeitstage im Jahr, frohe Weihnachten und bitte stellt 2022 klar, wo die Grenzen eurer Belastbarkeit sind.

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