Mit Junghund Ares in der Waldkita: Natur erleben & Sozialkompetenz fördern bei den Waldwichteln
Tiere bereichern pädagogische Arbeit in Kindertagesstätten, da sie Empathie, Verantwortung und Achtsamkeit fördern. Besonders im Kontext eines Waldkindergartens entfaltet die Begegnung zwischen Kindern und Tieren ihr volles Potenzial. Der Beitrag schildert erste Erfahrungen mit dem Junghund Ares in der Waldkita Waldwichtel Kulmbach (www.kindertagesstaettewaldwichtelkulmbach.com) und zeigt anhand eines Interviews mit der Kita-Leitung auf, welche Chancen sich für eine regelmäßige Integration tiergestützter Pädagogik ergeben.
Einleitung
Die pädagogische Arbeit im Waldkindergarten lebt von der engen Verbindung zwischen Kindern und Natur. Die tägliche Auseinandersetzung mit Jahreszeiten, Wetter, Pflanzen und Tieren eröffnet Lernräume, die sich kaum in Innenräumen nachbilden lassen. In dieser Umgebung liegt es nahe, Tiere gezielt in die pädagogische Arbeit einzubeziehen. Ein Hund – achtsam eingeführt und begleitet – kann Kindern helfen, Verantwortung zu übernehmen, Gefühle wahrzunehmen und Rücksichtnahme zu üben.
Die Waldkita Waldwichtel Kulmbach bietet dafür ein ideales Umfeld. Auf ihrem Waldplatz erleben Kinder Natur in ihrer ganzen Vielfalt. Hier durfte ich meinen Junghund Ares, einen aufgeweckten Borador-Rüden, das erste Mal mitbringen. Schon beim Ankommen war spürbar, wie groß die Neugier der Kinder war.
Erste Erfahrungen mit Ares in der Waldkita
Die Kinder versammelten sich neugierig und stellten viele Fragen: Wie alt ist Ares? Was frisst er? Kann er schon Kunststücke? Statt vorschnell in Aktion zu gehen, nahmen wir uns Zeit, über seine Bedürfnisse zu sprechen. Gemeinsam legten wir Regeln fest, die nicht als Einschränkung, sondern als gemeinsame Verantwortung verstanden wurden.
Im Wald entstand sofort eine besondere Dynamik. Ares konnte auf natürliche Weise schnuppern, die Umgebung erkunden und auf Geräusche reagieren – eine Erfahrung, die die Kinder aufmerksam verfolgten. Sie lernten, feine Signale zu deuten: Wann ist Ares neugierig? Wann wirkt er unsicher? Wann zieht er sich zurück?
Besonders eindrücklich war ein kleines Suchspiel: Die Kinder versteckten Leckerlis, die Ares anschließend erschnüffelte. Dabei erlebten sie unmittelbar, wie sensibel ein Hund mit seiner Nase arbeitet, und unterstützten ihn begeistert. In diesen Momenten entstand ein starkes Gemeinschaftsgefühl: Die Kinder fieberten zusammen, jubelten gemeinsam und waren stolz, Teil dieses Erlebnisses zu sein.
Gerade die Waldumgebung erwies sich als ideal. Der natürliche Raum ermöglichte es, Ares ohne künstliche Ablenkungen einzuführen. Gleichzeitig bot er den Kindern vielfältige Sinneseindrücke – raschelnde Blätter, Vogelstimmen, wechselnde Lichtverhältnisse – die mit der Begegnung zum Hund eine besondere Intensität erhielten. Wald und Tier wurden so zu komplementären Erfahrungsräumen, die das Lernen auf natürliche Weise vertieften.
Interview mit Frau Nicole Müller (Leitung der Waldkita Waldwichtel Kulmbach)
Frage: Frau Müller, wie haben Sie den ersten Besuch von Ares in Ihrer Einrichtung erlebt?
Antwort: Es war ein ganz besonderer Tag. Die Kinder waren voller Begeisterung und zugleich sehr achtsam. Sie haben sofort verstanden, dass Ares ein eigenes Wesen ist, das Ruhe braucht und auf unsere Rücksicht angewiesen ist. Mich hat beeindruckt, wie schnell die Kinder eine Balance aus Neugier und Respekt gefunden haben.
Frage: Welche pädagogischen Chancen sehen Sie in der Arbeit mit Hunden im Waldkindergarten?
Antwort: Tiere sind für Kinder echte Brückenbauer. Wir haben erlebt, dass gerade zurückhaltende Kinder plötzlich auftauen, wenn Ares in der Nähe ist. Es entsteht ein Zugang, den wir in dieser Form nur mit Tieren schaffen können. Der Wald verstärkt diesen Effekt noch: Hier passen Hund und Kind wunderbar zusammen, weil beide neugierig, bewegungsfreudig und im besten Sinne „forschend“ sind. Natur und Tier bilden eine Einheit, die für Kinder eine nachhaltige Lernerfahrung ermöglicht.
Frage: Können Sie sich vorstellen, Ares regelmäßig in den Alltag der Waldkita einzubeziehen?
Antwort: Ja, das können wir uns sehr gut vorstellen. Ein wöchentliches Angebot mit Ares – sei es bei kleinen Suchspielen, Spaziergängen im Wald oder ruhigeren Momenten wie dem Morgenkreis – würde unseren pädagogischen Ansatz sehr bereichern. Wir sehen großes Potenzial darin, die Begegnungen kontinuierlich zu gestalten, damit die Kinder nachhaltig von den positiven Effekten profitieren.
Fazit
Der erste Besuch von Ares in der Waldkita Waldwichtel Kulmbach hat eindrucksvoll gezeigt, wie wertvoll die Verbindung von Tier und Natur für die kindliche Entwicklung ist. Der Wald schafft ideale Bedingungen: Rückzugsmöglichkeiten für den Hund, natürliche Lernanreize für die Kinder und eine Atmosphäre, die Achtsamkeit und Entdeckerfreude gleichermaßen fördert.
Tiergestützte Pädagogik im Waldkindergarten ist mehr als ein zusätzliches Angebot – sie ist eine Erweiterung des pädagogischen Konzepts, die Naturerleben, Empathie und Sozialkompetenz auf einzigartige Weise miteinander verknüpft.
Literaturhinweis
Frick-Baier, M. (2019): Tiergestützte Pädagogik in Kindertagesstätten. Weinheim: Beltz Juventa.
Zur Autorin
Marina Zuber, M.A. ist Sozialwissenschaftlerin, Bildungswissenschaftlerin (B.A.), zertifizierte Wirtschaftsfachwirtin (IHK), Fachkraft für psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen (Apollon Hochschule) sowie Traumafachberaterin (ALH Akademie). Sie arbeitet mit ihrem Junghund Ares im Rahmen der „MUT Praxis – Pädagogik mit HerzPfoten“ an tiergestützten Konzepten für Kitas und Schulen. Ihre Schwerpunkte sind Traumapädagogik, tiergestützte Intervention und die Verbindung von Natur- und Erlebnispädagogik.
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