mehrere Kinder

Online-Umfrage „Kita-Fachkäfte evaluieren das Kita-Zukunftsgesetz“ mit alarmierenden Ergebnissen

1021 rheinland-pfälzische Kita-Fachkräfte nahmen im Zeitraum vom 14.03 -19.04. 2023 an unserer aus 137 Fragen bestehenden Online-Umfrage teil. Die veröffentlichten Ergebnisse beleuchten die Veränderungen des Kita-Alltags nach Einführung des neuen Gesetzes. Evaluiert wurde, wie Kita-Fachkräfte gut 1,5 Jahre nach in Kraft treten des rheinland-pfälzischen Kita-Zukunftsgesetzes ihre Arbeitsbedingungen und die qualitativen Aspekte der pädagogischen Arbeit einschätzen. Auf unserer Homepage www.kitafachkraefteverband-rlp.de finden Sie unter dem Punkt Publikationen die ausführlichen Ergebnisse unserer repräsentativen Befragung (ca.300 Seiten) und die Kurzfassung, welche wir als Pressemappe zur Verfügung stellen. 

Die Ergebnisse zeichnen ein besorgniserregendes Bild und zeigen dringenden Handlungsbedarf auf. 

Hier einige Schlaglichter aus den Umfrageergebnissen: 

  • sagten 93%, dass es ihnen nicht möglich sei, allen Kindern von 2-6 Jahren gute Betreuung und frühkindliche Bildung zu bieten. 
  • fühlten sich 79 % der Teilnehmenden in ihrer Arbeitssituation überfordert. 
  • gaben 81% an, dass sie die Fürsorge- und Aufsichtspflicht nicht allen Kindern gegenüber gewährleisten können. 
  • berichteten 81% (der Leitungen), dass sie ihre Arbeit mit den vorgesehenen Leitungsdeputaten nicht bewältigen können. 
  • waren 88% der Ansicht, dass die Räumlichkeiten ihrer Einrichtung für die zu betreuende Anzahl von Kindern nicht ausreichend sind. 
  • gaben 73% an, dass ihre Einrichtung in den vergangenen 6 Monaten an nicht mehr als 1-2 Tagen personell voll besetzt war. 
  • sagten 25%, dass ihre Einrichtung eine durchgehende Betreuung über sieben Stunden nicht gewährleisten kann. 

Im Bereich der Arbeitsbedingungen, Arbeitsbelastungen und Stressbelastung gibt es laut Umfrage seit der Einführung des Kitagesetzes 2021 keinerlei Verbesserungen. Im Gegenteil, es gehen zum Großteil mit der Umsetzung des Gesetzes ernsthafte Verschlechterungen und Belastungen einher. Die von den Fachkräften berichteten negativen Auswirkungen auf das Kindeswohl und die frühkindliche Bildung sind besonders besorgniserregend. 

Alle rheinland-pfälzischen Kita-Akteure müssen sich aufgrund der Umfrageergebnisse die bange Frage stellen, welche körperlichen und psychischen Entwicklungsrisiken es birgt, wenn junge Kinder in unzureichenden Räumlichkeiten mit überfordertem Personal, das nicht die notwendige Zuwendung geben kann, ihren Tag verbringen. 

Der Kita-Fachkräfteverband RLP fordert: 

  • Das körperliche, seelische und psychische Kindeswohl muss an erster Stelle stehen und ist unter allen Umständen zu gewährleisten. Entwicklungspsychologische Erkenntnisse über elementare Bedürfnisse und entwicklungsförderliche Bedingungen in Bezug auf Kinder im Klein- und Kindergartenalter müssen allen Kita-Akteuren bekannt sein und die Grundlage ihres Handelns bilden. 
  • Gesetzgeber, Kommunen, Träger, Leitungen und Fachkräfte müssen alle Anstrengungen unternehmen, um Arbeits- und Rahmenbedingungen zu etablieren, die nicht zu ständiger Überlastung führen.  
  • Kitaplätze und Öffnungszeiten sind an die vorhandene Personalsituation anzupassen, auch wenn dafür Öffnungszeiten gekürzt werden oder Aufnahmen verschoben werden müssen.  

Wir fordern alle Kita-Akteure auf, ehrlich zu kommunizieren, dass der Rechtsanspruch auf eine durchgehende Betreuung von mindestens sieben Stunden sowie ein Kinderbetreuungsplatz ab einem Jahr in der aktuellen Situation vielerorts nicht garantiert wird. 

Der Gesetzgeber bzw. Kita- Akteure von Bund, Land, Kommunen und freien Trägern müssen unverzüglich mit dem Prozess starten, kindgerechte Rahmenbedingungen nach fachlichen Qualitätsstandards gesetzlich festzuschreiben. Dieser Prozess muss unter Einbeziehung der Kita-Praxis stattfinden. 


Quelle: Verband KiTa-Fachkräfte Rheinland-Pfalz


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Kommentare (2)

Regine wagner 01 Dezember 2023, 22:40

Sie sprechen mir aus der Seele , Frau Butzmann. Immer mehr Kinder bei immer weniger Personal , das ist leider die einzige Antwort auf die schwierige Situation für alle !!! Beteiligten von Seiten der politisch Verantwortlichen. An die jüngsten Kinder denkt man dabei am wenigsten , obwohl sie ja absolut im Mittelpunkt stehen sollten . Dann lieber ein späterer Eintritt in den Kindergartenalltag , wenn die Kinder in ihrer emotionalen Entwicklung bereits stabiler sind .

Dr. Erika Butzmann 20 November 2023, 18:53

Das sind wahrlich genug Gründe, die Forderung, den Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz auszusetzen, an das Familienministerium zu richten. Warum gibt es keinen Zusammenschluss der Kita-Verbände, die das an die Verantwortlichen in der Politik mit Nachdruck herantragen? Die Verbandsleute der Kommunen haben das auch schon formuliert. Das muss doch irgendwann mal Früchte tragen! Denn es geht nicht nur um die übermäßige Belastung des Betreuungspersonals, sondern es geht in erster Linie um die kleinsten, hilflosesten Mitglieder unserer Gesellschaft, die per se schon mit der frühen Krippenbetreuung überfordert sind.

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