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Praxisintegrierte Ausbildung (PIA). Was heißt das?

Constanze Ott

19.09.2012 Kommentare (0)

Immer häufiger geistert der Ausdruck „Erzieherinnen-Notstand“ durch die Presse. Und tatsächlich steigt der Bedarf an qualifizierten pädagogischen Fachkräften. Zum einen gibt es einen höheren Personalbedarf bei der Umsetzung der Bildungspläne, zum anderen wird durch den Ausbau der Betreuungsplätze für Kinder in den ersten drei Lebensjahren mehr pädagogisches Fachpersonal benötigt. Das sind wichtige Impulse dafür gewesen, sich neue Wege und Organisationsformen zu überlegen, um mehr Menschen für den Beruf der Erzieherin zu gewinnen. Das Land Baden-Württemberg geht im Schuljahr 2012/2013 mit dem Modellversuch Praxisintegrierte Ausbildung (PIA) an den Start.

Dabei ist unbestritten, dass die Qualität der Ausbildung gewährleistet sein muss, auch wenn Frauen und Männer auf unterschiedlichen Wegen ausgebildet werden. Es ist viel investiert worden, bis man zum heutigen hohen Standard der Erzieherinnen-Ausbildung gelangt ist. Dahinter darf man nicht zurückgehen.

Wodurch unterscheidet sich PIA?

Der „klassische“ Ausbildungsweg geht über die sogenannte Vollzeitschule (zweijährige Fachschule und anschließendes Anerkennungsjahr). In der neuen Ausbildungsform PIA werden nun alle fachtheoretischen Inhalte und die beiden Praktika im Unter- und Oberkurs sowie dem Anerkennungsjahr verschmolzen, so dass am Ende der Ausbildung die Summe des Unterrichts und der berufspraktischen Ausbildung sozusagen dieselbe Endsumme ergeben wie in der klassischen Ausbildung. In der Regel verbringen die Schülerinnen drei Tage in der Woche in der Schule und zwei Tage in der Kindertageseinrichtung. Es besteht aber auch die Möglichkeit, die Zeiten jeweils zu „verblocken“.

Die hohen Unterrichtsstunden zeigen, dass es sich hierbei nicht um eine Ausbildung nach dem Berufsbildungsgesetz handelt, denn dann wäre nur ein Schulbesuch von eineinhalb Tagen pro Woche vorgesehen. Bei PIA obliegt die Ausbildung der Schule, nicht dem Ausbildungsbetrieb. Der Status der Frauen und Männer in der PIA-Ausbildung ist also der einer Schülerin oder eines Schülers, nicht der einer/eines Auszubildenden. Deshalb ist der Begriff „duale Ausbildung“ in diesem Fall nicht passend.

Neu ist, dass es mit PIA bei der Ausbildung zur Erzieherin eine Ausbildungsvergütung über alle drei Jahre hinweg gibt. Sie liegt im ersten Jahr bei 699 Euro monatlich. Welche Auswirkungen wird die Vergütung auf die Wahrnehmung der Schülerinnen in den Einrichtungen haben? Werden vielleicht (unbewusst) höhere Erwartungen an sie gestellt werden? Das wird sich zeigen …

Eine neue Klientel

Für wen ist die praxisintegrierte Ausbildung nun interessant? An unserer Katholischen Fachschule für Sozialpädagogik in Freiburg haben sich mehrheitlich Frauen und Männer im Alter zwischen zwanzig und dreißig Jahren beworben, die bereits eine andere Ausbildung absolviert haben. Hier liegt ein großes Potenzial der neuen Ausbildungsform, denn der Großteil der Bewerber würde mit der klassischen Vollzeitausbildung nicht in den Beruf kommen. Mit PIA erreichen wir also mehr potenzielle Bewerber.

An unserer Schule starten wir zum Schuljahr 2012/2013 mit einer PIA-Klasse (neben zwei Vollzeitklassen wie bisher). Das war der Wunsch unseres Trägers. Und wir möchten mit dieser Klasse einen qualifizierenden Beitrag zum Umgang mit dem Fachkräftemangel leisten, der einer neuen Klientel einen qualitativ guten Zugang in den Beruf ermöglicht.

Unabhängig von den vorangegangenen Überlegungen und Umsetzungen bleibt festzuhalten, dass – nach heutigem Stand – die Vollzeitausbildung die primäre Ausbildungsform ist und PIA eine zusätzliche Form, die sich „friedlich“ neben der Vollzeitausbildung entwickeln kann und wohl auch wird.

 Constanze Ott

Direktorin der Katholischen Fachschule für Sozialpädagogik Freiburg.

Diesen Beitrag übernehmen wir mit freundlicher Genehmigung der Redaktion aus Welt des Kindes.

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