
Probehandeln als eine Form kindlichen Entwerfens*
Die Schule ist immer noch weitgehend „Buchschule“, primär darauf ausge richtet, anschauliches und begriffliches Denken zu fördern. Die Anerkennung des unverkürzten Handelns fällt schwer, des Handelns in all seinen Spielarten als Lernform, als notwendige Basis für die Entwicklung komplexerer und später relativ selbständiger Denkformen. Selbst in Unterrichts bereichen, die genuin einen sehr starken Handlungsbezug haben, kommt Handeln oft nur einseitig zur Geltung. Ein Blick in Sachunterrichtsbücher macht dies deutlich: „Fahrzeuge bauen“, so die Überschrift; dann folgt so fort: „Man braucht dazu“; also eine Aufzählung von notwendigen Materialien und Hilfsmitteln. Eine Abbildung mit zwei Hinweisen, wie die Bauelemente zu verbinden sind, gibt indirekt eine genauere Zielbestimmung. Weshalb gerade diese Bauweise vorgeschlagen wird, bleibt unbestimmt oder gilt als selbstverständlich. Im Vordergrund steht die Ausführung, das Fertigen; der Lehrer (oder das Buch) gibt dazu den Plan oder das Vorbild. Der Schüler erlebt sich primär als Ausführender eines vorfixierten, für ihn zunächst mehr oder weniger fremden Vorbildes. In einem anderen Sachunterrichtsbuch heißt es nach dem gleichen Muster nach der Überschrift: „Baue einen der rechts abgebildeten Wagen“. Dieses Buch regt aber auch zum testenden Gebrauch des Wagens an und ermuntert, Verbesserungen zu finden; es geht also über die eigentliche Fertigung hinaus und sieht weitere Phasen vor; allerdings gibt es vor der Fertigung nur das Vorbild. Warum fällt es so schwer, das für den Lernprozeß wesentliche Entwerfen und Planen we nigstens anbahnend einzubeziehen?
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