zwei U3 Kinder

Qualität durch Inklusion

Hilde von Balluseck

18.04.2015 Kommentare (1)

Inklusion fördert durch ihre neuen Anforderungen die Qualität der Arbeit in Kindertageseinrichtungen. Zu dieser These haben Regine Schelle und Tina Friederich in der neuen Ausgabe des Diskurs Kindheits- und Jugendforschung die möglichen Auswirkungen von Inklusion analysiert. Dazu haben sie sechs Schlüsselprozesse definiert, die das gesamte Aufgabenfeld von frühpädagogischen Fachkräften beinhalten: Individuelle Bldungs- und Lernprozesse, Kooperative Bildungs- und Lernprozesse, Zusammenarbeit mit Eltern, Zusammenarbeit im Team, Weiterentwicklung von Konzeption und Organisation, Zusammenarbeit im Sozialraum - alle diese Prozesse werden verbessert, wenn Inklusion tatsächlich umgesetzt wird.

Die Autorinnen beschreiben einen weder durch Personalmangel noch durch interne Probleme beeinträchtigten Idealzustand, indem sie für jeden dieser Prozesse ausführen, welchen positiven Einfluss Inklusion - also die Berücksichtigung der heterogenen Bedürfnisse von Kindern - hat. Das alles ist richtig, aber auch trivial: wenn die Rahmenbedingungen stimmen, wird die Arbeit zur Freude und Erfolge müssen nicht mehr erkämpft werden. Die Realität ist leider eine andere.

Umgekehrt wird also ein Schuh draus: Qualität ermöglicht Inklusion. Erst hervorragende Rahmenbedingungen lassen die Idealvorstellungen zur Inklusion Realität werden.

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Kommentare (1)

Regine Schelle, Tina Friederich 09 Juli 2015, 11:27

Sehr geehrte Frau Balluseck,



wir freuen uns über Ihre Rückmeldung zu unserem Beitrag, auch wenn wir Ihre Einschätzung nicht teilen.



Denn inklusive Frühpädagogik meint mehr als, wie Sie anmerken, „die Berücksichtigung der heterogenen Bedürfnisse von Kindern“. Die Umsetzung inklusiver Konzepte ist selbst bei guten Rahmenbedingungen kein Selbstläufer – es ist anstrengende Entwicklungsarbeit auf allen beteiligten Ebenen, die nie abgeschlossen werden kann.

Und deswegen können wir Ihrem Schluss, „Qualität ermöglicht Inklusion“ nicht folgen. Auch wenn die Personalsituation verbessert wird, die Gruppen kleiner werden, die Einrichtungen mehr Mittel zur Verfügung haben – selbst in einem solchen Rahmen kann ausgegrenzt werden, die Kinder an Stereotypen gemessen werden, Eltern aufgrund Ihrer Herkunft stigmatisiert werden etc.

Selbstverständlich sind für Inklusion bestimmte Rahmenbedingungen vonnöten- wie wir in unserem Artikel auch kritisch anmerken. Aber selbst wenn diese fehlen, kann Inklusion im Kleinen beginnen. Viele Einrichtungen haben sich auf den Weg gemacht und berichten von spannenden Ergebnissen (z.B. Dilk/Dupuis 2011).



Aus diesen Gründen ist es eben nicht trivial sondern höchst relevant, Inklusion als Qualitätsentwicklungsprozess zu verstehen, der alle Ebenen systematisch in den Blick nimmt und für alle Kinder Teilhabechancen schafft. Die Umsetzung inklusiver Konzepte bringt nach unserer Überzeugung eine höhere Qualität mit sich. Neben dem rechtlichen Aspekt ist das aus unserer Sicht ein zentraler Grund, sich mit Inklusion in der Kita zu beschäftigen.



Viele Grüße,

Regine Schelle und Tina Friederich

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