Berufsbegleitender Quereinstieg in Berlin - Von der Nichtschülerprüfung wird abgeraten
Die Fachschulausbildung zum Erzieher/zur Erzieherin können QuereinsteigerInnen in Berlin auch berufsbegleitend absolvieren. Sie arbeiten während dieser Zeit bis zu 28 Stunden pro Woche in einer Kita oder einem Hort, die Ausbildung an der Fachschule umfasst zumeist 12 Stunden pro Woche.
Wenn sich der Träger an der Tariftabelle des Öffentlichen Dienstes orientiert verdienen QuereinsteigerInnen im ersten Jahr knapp 1890 Euro monatlich, im zweiten 2080 Euro.
Wer kann über einen solchen Quereinstieg Erzieher/in werden? Der heutige Tagesspiegel, dem wir auch alle anderen Zahlen entnommen haben, beschreibt als Voraussetzung einen Fachhochschulabschluss mit dem Schwerpunkt Sozialpädagogik oder das Abitur mit einem achtwöchigen Praktikum oder einen mittleren Schulabschluss mit beruflicher Vorbildung. So können auch SozialassistentInnen in den Beruf einsteigen.
Eine weitere Möglichkeit des Quereinstiegs ist die Nichtschülerprüfung, d.h. eine Prüfung, die alle Kenntnisse der Fachschulausbildung voraussetzt, ohne dass man eine Fachschule besucht hat. Sie eignet sich jedoch nur "für Leute mit einem breiten pädagogischen Vorwissen, die bereits mehrere Jahre im pädagogischen Bereich gearbeitet haben und praktische und theoretische Kenntnisse besitzen". Die Durchfallquote beträgt 60 Prozent. Am schlimmsten (und nicht nachvollziehbar) - so meine Meinung - ist, dass jemand, der bei dieser Prüfung durchgefallen ist, in Berlin keine Chance mehr hat, die Qualifikation eines Erziehers/einer Erzieherin zu erwerben.
Quelle: Judith Jenner: Der Quereinstieg in die Kita. Tagesspiegel vom 8. Juli 2012, S. K8
Ihre Meinung ist gefragt!
Diskutieren Sie über diesen Beitrag.
Kommentare (4)
Ich finde es bedauerlich, dass Sie in Ihrem Artikel die Nichtschülerprüfung so pauschal ablehnen. Dafür gibt es keinen Grund.
Erstens sind in der Regel auch die sonstigen Rahmenbedingungen falsch dargestellt und zweitens können die inzwischen in Berlin angebotenen Vorbereitungskurse dafür eine wichtige und richtige Hilfe sein.
Zunächst ist festzustellen, dass bestimmte Behauptungen - Vorbereitungskurse seien viel kürzer/schlechter - nicht wirklich hinsichtlich ihres Wahrheitsgehalts überprüft werden können.
FAKT ist, Vorbereitungskurse sind von der Anzahl der Ausbildungsstunden nur geringfügig kürzer als die Fachschulausbildungen.
Ebenso problematisch ist auch die Drohung, dass Nichtschüler nach erfolgloser Wiederholungsprüfung in Berlin KEINE Ausbildung als ErzieherIn mehr absolvieren können. Dies gilt eben nicht nur für Nichtschüler, sondern auch für FACHSCHÜLERInnen!
Fakt ist, mit einer umfassenden Vorbereitung ist die Prüfung zu schaffen. Problematisch ist eher die Tatsache, dass die Prüfung für NichtschülerInnen bewußt schwerer gemacht wird als die Prüfung der Fachschulen. Diese bestimmen die Inhalte IHRER eigenen Prüfung nämlich selbst. Wahrscheinlich wäre es für die Fachschulen überhaupt nicht lustig, wenn DEREN TeilnehmerInnen mal eine Nichtschülerprüfung machen müßten... Leider traut sich der Senat das nicht, Berlin-einheitliche Prüfungen (wie sie übrigens in den meisten Berufen üblich sind - IHK; Handwerkskammer ... etc.) anzuordnen.
Wahrscheinlich würden davon zwar nicht die Prüfungsergebnisse der Nichtschüler besser, aber die Ergebnisse wären dann realistisch.
Es geht ja nicht darum, schlechte ErzieherInnen auszubilden bzw. zuzulassen. Wichtiger ist es, dafür zu sorgen, dass ausgebildete Erzieher tatsächlich über ausreichend Möglichkeiten verfügen, sich regelmäßig weiterzubilden.
Dass man nach nicht bestandener Prüfung „keine“ Chance mehr hat, die Qualifikation eines Erziehers/einer Erzieherin zu erwerben stimmt so nicht. Ist man bei den Nichtschülerprüfungen aufgrund einer oder mehrerer nicht bestandener Teilprüfungen durchgefallen, hat jede(r) Absolvent die Möglichkeit, einmal (!) zu wiederholen. Allerdings nicht die einzelne Teilprüfung, sondern alle Prüfungsleistungen inklusive Facharbeit. Erst wenn dieser zweite Anlauf gescheitert ist, sollte man sich endgültig nach einem neuen Beruf umsehen.
Ich finde dies wichtig hervorzuheben. Nichtschüler/innen, die sich insgesamt fast drei Jahre intensiv mit Pädagogik und Erziehung beschäftigt haben sollten von dieser Möglichkeit Gebrauch machen. Wir bieten beispielsweise 00 wöchige Kurse für NSP- Wiederholer/innen an, die sich mit einem speziellen Coaching auf die zweite Chance vorbereiten. Die gesammelten Erfahrungen des Prüfungsmarathons verschaffen den Wiederholer/innen ein breites Wissen über die Fallstricke auf dem Weg zum Ziel.
Ekkehard Grundmann, pro futura Bildung & soziale Dienste
Hallo Elke,
vielleicht könnten Sie in Brandenburg die zweijährige Ausbildung machen? Diese berechtigt ausschließlich zur Arbeit in der Kita und wurde extra für männliche Quereinsteiger eingerichtet. Aber ich denke, für Frauen müsste das auch finanziert werden.
Alles Gute und freundliche Grüße
Hilde von Balluseck
Ich habe fast 5 Jahre als Betreuunghelferin gearbeitet und bin 48 Jahre alt. Alle Bemühungen eine berufsbegleitende Ausbildung zu bekommen war schier unmöglich. Vom Amt für Grundsicherung aus, wird derzeit nichts anderes Angeboten - was für Möglichkeiten habe ich sonst noch - KEINE - um die staatliche Anerkennung zu bekommen. Also liebe Schulen,Prüfer oder wer sonst noch so negativ über Nichtschüler spricht, viele haben keine andere Chance.