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Skepsis gegenüber neuem modularen Weiterbildungskonzept für Kita-Personal

05.10.2022 Kommentare (1)

Der Verband Kita-Fachkräfte Bayern e.V. verfasste einen Brief an Fr. Scharf und die MitarbeiterInnen des Sozialministeriums, in dem er sich skeptisch gegenüber dem vor Kurzem verkündeten modularen Weiterbildungskonzept für QuereinsteigerInnen in Kindertageseinrichtungen positionierte.

Dem Verband ist, insbesondere im Angesicht des eklatanten Fachkräftemangels bewusst, dass die aktuelle Problematik eine Reaktion erfordert, jedoch ist diese mit dem Hauptaugenmerk der Qualitätssicherung und dem Erhalt einer hohen Fachkompetenz des zukünftigen Fachpersonals zu treffen.

Der Verband kritisiert folgende Punkte am neuen modularen Weiterbildungskonzept, in dem man sich von der Assistenzkraft über die Ergänzungskraft bis hin zur Fachkraft hin qualifizieren kann:

  • Der Umfang der Theoriestunden ist im Vergleich zu den regulären Ausbildungen sehr gering. Konkret: Ergänzungskräfte, die das Modell absolvieren, erfahren nur 10-20% der Unterrichts- einheiten (max. 400h statt ca. 2000h), die KinderpflegerInnen absolvieren, die nach abgeschlossener Ausbildung dieselben Tätigkeiten übernehmen. Bei den Fachkräften, die die Module absolvieren, liege das Verhältnis im Vergleich zu staatlich anerkannten ErzieherInnen bei nicht einmal 12,5% (300h statt 2440h). Der Beruf werde zwar zu einem gewissen Anteil in der Praxis erlernt, Theorieinhalte seien jedoch eine stets notwendige Grundlage, die das Handeln beeinflusse, Reflexion ermögliche und Professionalität sichere. Das Wissen sei unter anderem notwendig, um Bildung und Qualität gewährleisten zu können.

  • Die QuereinsteigerInnen werden bereits während der Qualifizierungsmaßnahme auf den Anstellungsschlüssel angerechnet, obwohl ihnen während dieser Zeit das Wissen und die Erfahrung fehle. Zudem suggeriere dies, dass keine Begleitung einer Praxisanleitung notwendig sei. Dies könne zu Lasten der Qualität führen und Überforderung für die QuereinsteigerInnen ver- ursachen.

  • Für Assistenzkräfte würden die Vorgaben beim Sprachniveau auf B1 statt B2 herunterge- schraubt. Sollten diese Kräfte Umgang mit den Kindern haben, sei jedoch ein hohes Sprachniveau aufgrund der sensiblen Entwicklungsphase im sprachlichen Bereich Voraussetzung. Dies sei beim B1-Level nicht erreicht.

  • Die Ankündigung des Sozialministerium das modulare Weiterbildungskonzept einzuführen, senke die Wertschätzung des Personals, welche eine umfangreiche und langjährige Ausbildung absolviert habe. Es müsse dringend mehr Anerkennung für diese Beschäftigten geben, z.B. durch Möglichkeiten der Weiterbildung und ein höheres Gehalt.Abstriche bei den Qualifikationen werde vor allem im sozialen Berufsfeld gemacht. Es wurde die Frage in den Raum gestellt, ob dem frühkindliche Bildungsbereich in Politik und Gesellschaft immer noch nicht die gleichwertige Wichtigkeit zugesprochen bekomme, wie Schulen.

Darüber hinaus begrüßt der Verband den Einsatz von Assistenzkräften, wenn diese vorwiegend in nicht pädagogischen Aufgabenbereichen eingesetzt werden. Dies würde zu einer großen Entlastung führen. Besser wären an dieser Stelle jedoch Personen mit einer entsprechenden Ausbildung in der Hauswirtschaft oder der Verwaltung.

Auch die Möglichkeit des Quereinstieges muss möglich sein, betont der Verband in seinem Brief. Jedoch sollten diese ebenfalls das Privileg haben, eine qualitativ hochwertige Ausbildung zu absolvieren.

Auch dies ist ein Zeichen von Wertschätzung. Zusätzlich werden Maßnahmen gefordert, wie der Aus- bau von (Teilzeitformen der) regulären Ausbildungen, von Studiengängen und eine Erhöhung der Ver- gütung während der Ausbildung. Zudem wurde ein Konzept für Quereinsteigerinnen aus sozialen, pä- dagogischen und therapeutischen Berufen vorgeschlagen, die die Ausbildung, speziell auf ihre Vorbil- dung abgestimmt auf schnellerem Weg absolvieren könnten.

Am Ende appelliert der Verband, dass das neue Konzept die Problematik des Fachkräftemangels kaum langfristig beheben kann, denn dafür benötigt es bessere Arbeits- und Rahmenbedingungen. „Beste Startchancen für Kinder“, wie Fr. Scharf fordert, seien auch ein Ziel des Verbandes. Deshalb sei man stets offen für eine konstruktive Kooperation mit dem bayerischen Sozialministerium zum Wohle der Kinder und der Beschäftigten im Kita-Bereich.

Quelle: Kita-Fachkräfte Verband Bayern

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Kommentare (1)

Patricia Hawel 05 Oktober 2022, 13:47

Die dargestellten Argumente im Bericht unterstreiche ich sehr! Dazu kommt jedoch noch, dass agierende staatlich anerkannte Erzieher/innen schon unter dem verabschiedeten Fachkräftekatalog leiden! Das sogenannte multiprofessionelle Team bringt nicht das umfassende Fachwissen mit was jedoch für die frühkindlichen Bildung in den Kitas existenziell ist! Erzieher/innen leiten daher nicht nur Auszubildende und pädagogische Fachkräfte an, sondern übernehmen dazu noch die Bildungsarbeit! Dauert dieser Zustand zu lange an folgen Überlastung, Arbeitszeitreduzierung sowie Neuorientierung!
Diese Lage ist dato fast überall zu beobachten! Zudem zeigt die Neuausrichtung der Ausbildung stark auf, dass bisherige Erzieher/innen nicht geschätzt und die Bildungs- sowie Erziehungsarbeit anerkannt wird! Denn wenn das was bisher in vier oder gar fünf Jahren gelernt wurde im Schnelldurchlauf absolviert werden kann kommt der bisherige Beruf einer Abwertung gleich!
Hoffe die Politik erkennt die Entwicklung rechtzeitig bevor dieser besondere Beruf verschwindet!
Den Erzieher/in ist eigentlich kein Beruf den jeder mal schnell lernen kann, sondern eine Berufung

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