Studentin im Hörsaal

Studie belegt: Familien profitieren von Kindertrauerbegleitung

16.10.2020 Kommentare (0)

Der gemeinnützige Verein Trauerland – Zentrum für trauernde Kinder und Jugendliche e.V. hat in Zusammenarbeit mit der hkk Krankenkasse die bundesweit erste Studie zur Überprüfung der Wirksamkeit von personenzentrierter Kindertrauerbegleitung vorgelegt. Die interne Evaluation zeigt auf, dass durch die Trauergruppenbegleitung die Belastungsgefühle der Angehörigen reduziert und die teilnehmenden Kinder gestärkt wurden. Der Verlust eines nahestehenden Menschen bedeutet für Kinder und ihre Familien eine dramatische Veränderung ihrer Lebenssituation, die zu außergewöhnlichen emotionalen, sozialen und häufig auch ökonomischen Belastungen führt. Bei Kindern zeigen sich die Auswirkungen unverarbeiteter Trauer, unterdrückter Gefühle und gleichzeitiger Überforderung häufig in Form psychosomatischer Reaktionen, wie z.B Schlaflosigkeit, Kopf- und Bauchschmerzen oder Erschöpfung. 

Der Bremer Verein Trauerland bietet seit 1999 Kindertrauergruppen, die die Familien in der schweren Zeit der Trauer begleiten. Neben den Kindern finden dort auch die erwachsenen Familienmitglieder in den moderierten, parallel zu den Kindergruppen stattfindenden Angehörigenrunden Unterstützung. Zwischen 2016 und 2018 wurden 32 Familien mit 45 Kindern über den Zeitraum von zwei Jahren zu drei Messzeitpunkten befragt. Die Mehrzahl der erwachsenen Angehörigen gab in der Anfangsbefragung an, dass ihre Kinder „manchmal“ bzw. „häufig“ Verhaltensweisen und Reaktionen wie ängstliches Verhalten, emotionale Labilität und Rückzug zeigten. Nach zwei Jahren gaben nur noch 3,4 Prozent der Erwachsenen an, diese Verhaltensweisen bei ihren Kindern „häufig“ zu beobachten. Dagegen stieg der Anteil der Kinder, die diese Reaktionen „nie“ zeigten, deutlich auf 51 Prozent gegenüber 29 Prozent in der Erstbefragung. Eine positive Veränderung konnte auch im Hinblick auf die Stärken der Kinder festgestellt werden. Während in der Anfangsbefragung nur die Hälfte der Angehörigen Stärken wie z.B. sich gut allein beschäftigen können, seine Interessen verfolgen oder sich seiner Stärken bewusst zu sein, bei ihren Kindern beobachteten, waren es in der Abschlussbefragung 65 Prozent. 

Insgesamt stellten die Erwachsenen fest, dass ihre Kinder nach zwei Jahren die Trauer besser zulassen und über den Verlust sprechen konnten, dass sie sich selbstbewusster fühlten und nicht mehr das Gefühl hatten, allein mit ihrem Schicksal zu sein. Auch die erwachsenen Angehörigen profitierten der Studie zufolge von der regelmäßigen Gruppenbegleitung. Gaben in der Erstbefragung noch 86 Prozent der Angehörigen an, sich momentan belastet zu fühlen, waren es nach zwei Jahren nur noch 46 Prozent. Auch die Gründe für die Belastungsgefühle haben sich im Laufe der Zeit gewandelt. Waren es zunächst vor allem der Umgang mit der eigenen Trauer und der Umgang mit der Trauer des Kindes, die die Angehörigen belasteten, war der am häufigsten genannte Grund für das Belastungsgefühl in der Endbefragung die Alltagsbewältigung von Beruf und Familie sowie die alleinige Verantwortung für das Kind. Die vielfältigen Belastungen Alleinerziehender sind eine Lebensrealität verwitweter Elternteile, die durch die Trauerbegleitung natürlich nicht reduziert werden kann. Allerdings beschrieben 73 Prozent der Teilnehmenden ihre Fähigkeiten zur Alltagsbewältigung in der Abschlussbefragung als „sehr gut“ bzw. „ziemlich gut“. Zu Beginn der Untersuchung waren es nur 18 Prozent. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Begleitung in den Kindertrauergruppen und den parallel stattfindenden Angehörigenrunden zur Stärkung der Familien insgesamt und insbesondere zur Stärkung der Kinder beiträgt. In den Gruppen lernen die Kinder und ihre Angehörigen über Tod und Trauer zu sprechen, was sich positiv auf die Kommunikation innerhalb der Familie auswirkt. Die Gemeinschaft mit Gleichbetroffenen gibt sowohl den Kindern als auch den erwachsenen Angehörigen zusätzlichen Halt. Aktuell führt Trauerland eine dreijährige externe Evaluation durch, die aufgrund einer Projektförderung der SKala-Initiative ermöglicht wird. Die ersten Zwischenergebnisse bestätigen die Resultate der internen Untersuchung.

Quelle: Pressemitteilung von Trauerland – Zentrum für trauernde Kinder und Jugendliche e.V. vom September 2020

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