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Studie der WiFF zu QuereinsteigerInnen

17.09.2012 Kommentare (4)

Mit dem Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz werden ab August 2013 bundesweit mehr als 15.000 Erzieherinnen und Erzieher fehlen – die meisten davon in den Großstädten der westlichen Bundesländer. Mit einer Erhöhung der Ausbildungskapazitäten allein kann der Bedarf nicht gedeckt werden. Manche Bundesländer setzen deshalb auf Modelle des Quereinstiegs. Die Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte (WiFF) hat Vertreterinnen und Vertreter der Länderministerien zu alternativen Qualifizierungsmaßnahmen für den Einstieg in den Erzieherinnenberuf befragt und stellt innovative Projekte einzelner Bundesländer vor.

Teilzeitausbildung versus "Externen"-Prüfung

Ein Weg für den Quereinstieg ist die "Externen"-, "Nichtschüler"- oder "Schulfremden"-Prüfung. Die Vorbereitung kann an einer Fachschule, bei einem privaten Weiterbildungsanbieter oder im Selbststudium erfolgen. Aufgrund der mancherorts niedrigen Erfolgsquote wird sie derzeit kontrovers diskutiert. In Berlin haben nach Schätzungen der Länderministerien im Jahr 2010 nur 28 Prozent der Teilnehmenden die Prüfung bestanden, in Hamburg und Schleswig-Holstein jeweils 50 Prozent. In Baden-Württemberg und Bayern waren in den letzten beiden Jahren knapp 90 Prozent der Prüflinge erfolgreich. Hier wurden spezielle Vorbereitungskurse an Fachschulen eingerichtet. "Für die Vorbereitungskurse zu den ‚Externen‘-Prüfungen fehlen einheitliche Qualitätsstandards. Grundsätzlich sind Externen-Prüfungen aber auch nur in Einzelfällen zu befürworten, zum Beispiel wenn pädagogische Erfahrungen bereits vorhanden sind", sagt Johanna Gebrande, Autorin der WiFF-Studie.

Die befragten Vertreterinnen und Vertreter der Länderministerien stehen "Externen"-Prüfungen ebenfalls kritisch gegenüber. Der knappe zeitliche und inhaltliche Umfang sowie die mangelnde Qualität mancher Vorbereitungskurse, eine geringe Erfolgsquote bei den Prüfungen, wenig Praxisanteile und die Aneignung von Wissen anstelle der Entwicklung von Kompetenzen werden als Gründe genannt. Ein Großteil der Befragten befürwortet eine berufsbegleitende Teilzeitausbildung. Sie verbindet Seminarphasen an der Fachschule mit Praxisphasen in der Kita und bietet im Unterschied zu einer Vollzeitausbildung die Möglichkeit, Geld zu verdienen. In jedem Bundesland – mit Ausnahme des Saarlandes – kann die Ausbildung zur Erzieherin bzw. zum Erzieher in Teilzeit absolviert werden. Allerdings dauert sie in der Regel länger als die Vollzeitausbildung.

Länderspezifische Modelle für den Quereinstieg

In einzelnen Bundesländern gibt es auch verkürzte Qualifizierungswege, die auf bestimmte Berufsgruppen und ihre Bildungsbiografien zugeschnitten sind. So können sich in München Grundschullehrerinnen und -lehrer, für die es keine Stellen gibt, zur pädagogischen Fachkraft in Kitas qualifizieren. Die theoretische Ausbildung am Pädagogischen Institut dauert 30 Tage und wird mit einer Prüfung abgeschlossen; die praktische Ausbildung in einer Kita dauert ein halbes Jahr.

Nordrhein-Westfalen bietet Kinderpflegerinnen und -pflegern sowie Sozialhelferinnen und -helfern mit langjähriger Berufserfahrung eine verkürzte Ausbildung mit staatlicher Anerkennung an. An einer Fachschule für Sozialpädagogik werden 2.400 Unterrichtsstunden besucht. Währenddessen müssen die Teilnehmenden in einer anerkannten sozialpädagogischen Einrichtung mindestens zwei Drittel der wöchentlichen Arbeitszeit beschäftigt sein. Die berufsbegleitende Ausbildung dauert in der Regel zweieinhalb bis drei Jahre und wird mit einer Prüfung an der Fachschule abgeschlossen.

In Brandenburg gibt es eine zweijährige berufsbegleitende Qualifizierungsmaßnahme für Arbeitslose, die einen mittleren Schulabschluss und eine Berufsausbildung abgeschlossen haben. Seminar- und Praxisstunden wechseln sich ab und bereiten ausschließlich auf die Arbeit in Kindertageseinrichtungen vor. Nach Abschluss der Prüfung werden die Absolventinnen und Absolventen zum gleichen Tarif wie staatlich anerkannte Erzieherinnen und Erzieher bezahlt.

Joanna Dudek, Autorin der WiFF-Studie resümiert: "Qualifizierungsmaßnahmen für Quereinsteigende müssen qualitativ so hochwertig sein wie die reguläre Ausbildung. Wichtig ist, dass vorhandene Kompetenzen der Quereinsteigenden anerkannt werden sowie Angebote für spezifische Berufsgruppen konzipiert werden und an deren pädagogischer Vorerfahrung ansetzen, wie zum Beispiel in Nordrhein-Westfalen. Um den Erfolg und die Qualität dieser Modelle zu überprüfen und zu sichern, sind Evaluationen erforderlich."

Die WiFF-Studie "Quereinstiege in den Erzieherinnenberuf" von Joanna Dudek und Johanna Gebrande kann auf dem Webportal der WiFF kostenlos bestellt oder heruntergeladen werden.


Über die Autorinnen

Joanna Dudek ist wissenschaftliche Referentin bei WiFF am Deutschen Jugendinstitut. Ihre Arbeitsschwerpunkte liegen auf der Anschlussfähigkeit und Durchlässigkeit in der Aus- und Weiterbildung von frühpädagogischen Fachkräften.

Johanna Gebrande war von 2010 bis 2011 wissenschaftliche Referentin bei WiFF. Seit 2011 arbeitet sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt "Competencies in Later Life" am Lehrstuhl für Allgemeine Pädagogik und Bildungsforschung der Ludwig-Maximilians-Universität in München.

Wir übernehmen diese Meldung von bildungsklick.de, und weisen auf die Studie von ErzieherIn.de hin, in deutlicher auf die Widersprüche der politischen Strukturen verweist: https://www.erzieherin.de/warum-fallen-quereinsteigerinnen-durch.php

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Kommentare (4)

Hilde von Balluseck 05 November 2012, 15:29

Hallo,

die Auskunft des Arbeitsamtes ist falsch. Männliche Erzieher, auch Quereinsteiger werden händeringend gesucht.

Zunächst mal: Unter http://www.koordination-maennerinkitas.de/index.php?id=525 sollten Sie sich eintragen, weil Männer in Kitas händeringend gesucht werden.

Zu einer Externenprüfung kann ich Ihnen nicht raten wegen der hohen Durchfallquote, siehe https://www.erzieherin.de/warum-fallen-quereinsteigerinnen-durch.html. Bitte schauen Sie dort unter den Angaben zu Schleswig-Holstein, vielleicht finden Sie eine Einrichtung, in der Sie die Ausbildung machen können.

Alles Gute und freundliche Grüße
Hilde von Balluseck



Kevin Peters 05 November 2012, 11:14

Sehr geehrte Damen und Herren,
ich bin ein wenig verwirrt und hoffe hier klare Antworten zu bekommen. Ich bin 23 Jahre alt und komme aus Hamburg. Ich habe eine abgeschlossene Berufsausbildung zum Kfz- Mechatroniker, doch kann ich in diesen Beruf nicht mehr arbeiten. Ich kann mir keinen schöneren Beruf vorstellen, als den des Erziehers. Jetzt hörte ich, man könne die Ausbildung als Quereinsteiger verkürzen. Kann mir jemand sagen wo ich mich noch melden kann um weitere Informationen zu bekommen? Ich war schon beim Arbeitsamt und dort wurde mir zum Beispiel erzählt, dieses Angebot würde nur für Leute gelten die bei Schlecker gearbeitet haben und gekündigt wurden.

Liebe Grüße
Kevin

Hilde von Balluseck 05 Oktober 2012, 09:50

Hallo Frau Haberl,

eigentlich müsste Ihre Kinderpflegeausbildung in Bayern als Mittlerer Schulabschluss anerkannt werden.
Haben Sie schon bei einer Fachschule in Ihrem Umfeld nachgefragt? Sie finden diese nach Postleitzahlen geordnet unter unter http://erzieherin.de/fachschulen.php.

Wenn Sie dort nur Absagen bekommen, würde ich Ihnen raten, sich ans Kultusministerium zu wenden.

Mit freundlichen Grüßen
Hilde von Balluseck

Andrea Haberl 04 Oktober 2012, 19:31

Sehr geehrte Damen und Herren,
ich verstehe nicht warum das man nicht erst auf Kinderpfleger die sich nichts mehr wünschen Erzieherin zu machen , alles mitbringen nur keinen Realschulabschluß haben, nicht an die Erzieherschule lassen. Ich bin seit 22 Jahren Kinderpflegerin , bin 40 Jahre und jeder sagt zu mir Andrea dir fehlt nur der Titel sonst kenne ich meinen Beruf in und auswendig.Die liebe und alles andere was man für den Beruf braucht habe ich. Lebe in Bayern und würde alles für den Titel Erzieherin tun. Brauche bitte bitte Hilfe
Vielen Dank
Andrea Haberl

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