Stumme Kinder - Sprechen lernen durch Lesen mit Lautwörtern
Zunehmend kommen Kinder in meine Praxis, die stumm sind. Diese Kinder haben einige Jahre anstelle der Lautsprache stumme Gebärden gelernt. Manche Kinder sind bereits fünf bis sieben Jahre alt. Dann ist die sensitive Phase für das Erlernen der Lautsprache bereits abgeschlossen und die Muttersprache kann nur noch als Fremdsprache erlernt werden. Prof. W. Jantzen führt die geistige Behinderung vieler Kinder mit Downsyndrom daher auf die Zeitfalle in der rechtzeitigen Entwicklung der Muttersprache zurück.
Beitrag: Stumme Kinder - Sprechen lernen durch Lesen mit Lautwörtern (6,2MB)
Autorin
Dr. Christel Manske
Homepage: http://www.christel-manske-institut.de/de/
Emailadresse: info@christel-manske-institut.de
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Kommentare (1)
Als systemische Familientherapeutin, Bildungswissenschaftlerin der integrativen und inklusiven Bildung wie auch als Mutter eines Kindes, welches durch Christel Manskes Therapie nach nur zwei Sitzungen und angeleiteten Hausaufgaben begann, erste Worte und Lautverbindungen klar und deutlich zu sprechen, kann ich nur empfehlen, diese Methode weiter bekanntzumachen und noch mehr zu praktizieren.
Die Tiefe der theoretischen Grundlagen, basierend auf Klassikern der Kulturhistorischen Schule und durch Manske weiterentwickelt, um diese noch individueller in der Praxis anzuwenden, macht aus dem ganzheitlichen Ansatz Manskes ein unbezahlbares inklusives Bildungskonzept, welches deutschlandweit von der Sprachentwicklung bis zur Schulfähigkeit (und darüber hinaus) sogenannter geistig behinderter Kinder angeboten und eingesetzt werden sollte.
In meiner universitären Forschung u.a. zum Schriftspracherwerb von erwachsenen Menschen mit sog. geistiger Behinderung bestätigt sich nach drei Jahren intensiver Feldforschung langsam aber deutlich, was in diesem Artikel und den weiteren Publikationen Manskes so treffend beschrieben wird: „Lernen können ja alle Leute.“ Diese ersten Erkenntnisse gilt es weiter zu untersuchen!
Dies ist ein wertvoller, lesenswerter Artikel, welcher hoffentlich Lust auf mehr macht, Verantwortliche zu noch mehr Nachdenken und Handeln anregt, neue Forschungsfelder öffnet sowie zeigt: Viele Kinder werden bereits mit Beginn ihrer Geburt in der Entwicklung behindert, weil wir, die wir ihnen den Weg zeigen und diese erziehen/bilden, es oftmals (noch) nicht besser wissen.
Oder um Vygotskij auch an dieser Stelle sprechen zu lassen: „Alle eindeutig psychologischen Besonderheiten des defektiven Kindes sind ihrer Grundlage nach nicht biologischer, sondern sozialer Natur. […] Möglicherweise ist die Zeit nicht mehr fern, da die Pädagogik es als peinlich empfinden wird, von einem defektiven Kind zu sprechen, weil das ein Hinweis darauf sein könnte, es handele sich um einen unüberwindbaren Mangel seiner Natur. […] In unseren Händen liegt es, so zu handeln, dass das gehörlose, das blinde, das schwachsinnige Kind nicht defekt ist. Dann wird auch das Wort selbst verschwinden, das wahrhafte Zeichen für unseren eigenen Defekt.“ (Vygotskij, 1975, Zur Psychologie und Pädagogik der kindlichen Defektivität. In: Die Sonderschule. Jg. 1975. Heft 2.)