mehrere Kinder

Verband für Kitafachkräfte NRW e.V.: Stellungnahme zum Tarifabschluss

24.06.2022 Kommentare (1)

Am 16. Juni hat die ver.di-Bundestarifkommission für den öffentlichen Dienst (BTKöD) der Tarifeinigung für die rund 330.000 Beschäftigten im kommunalen Sozial- und Erziehungsdienst zugestimmt (Quelle: Verhandlungsergebnis angenommen! – ver.di (verdi.de)). Das Ergebnis sehen wir, der Verband für Kitafachkräfte NRW e.V., als einen von vielen notwendigen Schritten in die richtige Richtung, um mittelfristig und nachhaltig die Bedingungen in den Kindertagesstätten zu verbessern. Wertschätzung für den Beruf der pädagogischen Fachkraft in Form von finanzieller Vergütung und zusätzlicher freien Tage bieten kurzfristig eine Aufwertung des Berufsstandes, die oftmals katastrophalen Rahmenbedingungen einer gesamten Kita verändern sich jedoch nicht. 

Die Aufgabe des Verbandes definiert Maren Kremer, 1. Vorsitzende, kurz und knapp: 

 Wir werden nicht aufhören unsere Stimme als Verband zu erheben, um die Politik zum Umdenken zu bewegen! Wir brauchen mehr Personal, und zwar JETZT!“ 

Entlastungstage für die einzelne Fachkraft bedeuten ohne eine gleichzeitige grundlegende Verbesserung des vorgeschriebenen (Mindest-)Personalschlüssels eine dauerhafte Mehrbelastung aller Fachkräfte vor Ort. Im Krankheits-/Urlaubs oder Vertretungsfall wird seitens der Landespolitik - zumindest aktuell - eine geplante vorsätzliche Unterbesetzung und somit die grundsätzliche Gefährdung des Kindeswohls billigend in Kauf genommen. Die Politik, die den Arbeitsauftrag in Form des Kibiz NRW und der Bildungsvereinbarung NRW für alle Kindertagesstätten und pädagogischen Fachkräfte definiert, steht nun mehr denn je in der Pflicht, die erforderlichen Rahmenbedingungen zu schaffen, um pädagogischen Fachkräften eine nachhaltige Umsetzung dieses Bildungs-, Erziehungs-, und Betreuungsauftrages zu ermöglichen.

Dieser Aufgabe muss sich die Politik jedoch keineswegs allein stellen. Die pädagogischen Fachkräfte in den Kindertagesstätten bieten die nötige Expertise, um gewinnbringende praxisorientierte Lösungen für alle Betroffenen - Kinder, Eltern und ErzieherInnen - zu entwickeln. Wir unterstützen daher die Idee des Corona ExpertInnenrates (Quelle:https://www.bundesregierung.de/breg-de/bundesregierung/bundeskanzleramt/corona-expertinnenrat-der-bundesregierung ). Dieser sieht eine “Wiedereinsetzung der interministeriellen Arbeitsgruppe mit Vertretern der Interessen von Kindern und Jugendlichen” vor, deren Empfehlungen in Maßnahmen auf Bundes- und Länderebene münden sollen. Wir fordern in diesem Gremium jedoch nicht nur partizipative Beteiligung, wie es der ExpertInnenrat vorsieht, sondern ein der Politik gleichwertiges Stimmrecht. Die Stimme der pädagogischen Fachkräfte, unsere Stimme aus der Praxis, muss ein fester Bestandteil dieser Gremien sein. 

Gemeinsam - Politik und Fachkräfte - können wir diesen Weg bewältigen. 

Quelle: Verband für Kitafachkräfte NRW e.V.

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Kommentare (1)

Angelika Mauel 24 Juli 2022, 19:28

"Die pädagogischen Fachkräfte in den Kindertagesstätten bieten die nötige Expertise, um gewinnbringende praxisorientierte Lösungen für alle Betroffenen - Kinder, Eltern und ErzieherInnen - zu entwickeln." - Das klingt mir zu vollmundig und erinnert mich außerdem an die Phrasen von Politikern. Die Interessen von Kindern, Eltern und ErzieherInnen sind nur zum Teil identisch. Das Kindeswohl und der Umfang der von den Eltern gewünschten Betreuungszeiten sind oft sogar alles andere als harmonisch aufeinander abgestimmt. Schon Kleinkinder müssen zu "arbeitgeberfreundlichen Zeiten" betreut werden. Egal wie hoch ihr Tagesprofil des Stresshormons Cortisol ansteigt und was seine Erzieherinnen für noch verantwortbar halten.

Wie steht der Verband der Kitafachkräfte in NRW zum Entwurf von verdi für ein "gutes Kita-Gesetz"? Ich vermute, dass die Stimmen aus der Praxis nicht um Rat gefragt wurden. In § 3 heißt es doch glatt "Die maximale Anwesenheit eines Kindes in einer Tageseinrichtung für Kinder soll täglich zehn Stunden nicht überschreiten." - Zehn Stunden!!! Und es sieht alles danach aus, als wäre eine Verkürzung des personalintensiven Rechtsanspruchs auf Betreuung der unter Dreijährigen tabu. Und für welche eine unzulängliche Betreuung der Grundschüler im offenen Ganztag der Grundschulen wurden die qualitativ guten Horte kaputt gespart!

Lösungen, die gewinnbringend für Kinder, Eltern und Erzieher sind, wären wünschenswert. Aber wie sähen sie aus? Provozierend finde ich die Formulierung: Wir brauchen weniger Kinder. Das meine ich sogar ernst, denn sobald die Gruppenstärke wieder minimal erhöht wird und dafür noch einige kurz Angelernte in Krippen und Kitas arbeiten, wird es nicht leiser im Raum, sondern noch etwas lauter. Es werden noch mehr Krankheitserreger ausgetauscht und wenn dann auch mehr Fachkräfte immer wieder ausfallen, wird nichts besser, sondern eher noch "nur" ein bisschen schlechter. Und die Aufsichtspflicht kommt auch oft zu kurz, wenn sich andauernd einer auf den anderen verlässt und im entscheidenden Moment keiner geguckt und aufgepasst hat.

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