
Verband Kita-Fachkräfte Bayern: Wir fordern die Politik auf zu Handeln statt zu Reden
Seit vielen Jahren, man kann schon sagen Jahrzehnten, weisen viele Menschen auf die problematische Situation im frühkindlichen Bildungsbereich hin und machen deutlich, dass es im Kita-Bereich grundlegende Verbesserungen geben muss. Auch unser Verband, bestehend aus Fachkräften aus der unmittelbaren Praxis, weist seit nunmehr zwei Jahren auf die mangelhaften Bedingungen hin. Wir präsentieren uns dabei stets lösungs- und dialogorientiert und versuchen die Abwärtsspirale weiter zu verhindern. Kooperationsangebote unsererseits gab es zur Genüge und wird es auch weiterhin geben.
Doch leider fühlen wir uns von Seiten der Staatsregierung nicht ernst genommen und sehen nur wenige Fortschritte. Seit über einem halben Jahr, seit der Veröffentlichung des modularen Weiterbildungskonzepts und der Experimentierklausel wurde bis auf ein paar Arbeitshilfen und Bewerbungsportale für Kita-Preise, sowie eine viel zu geringe Erhöhung des Basiswertes um 2,8% und die Ankündigung der Weiterführung der Sprach-Kitas gefühlt nichts mehr für Verbesserungen in den Kitas getan. Jedenfalls ist in der Praxis kaum etwas spürbar. Die soeben genannten Maßnahmen reichen nicht aus und verschlechtern unter Umständen die Qualität sogar. Wir brauchen dringend strukturelle Verbesserungen und deutlich mehr Investitionen. Kleine Förderprogramme und Arbeitshilfen sind zu kurz gedacht. Kitas sind schließlich von größter gesamtgesellschaftlicher Bedeutung.
Deshalb appellieren wir an die PolitikerInnen die erfahrenen ExpertInnen aus der Praxis, die Kita- Fachkräfte zu beteiligen, ihnen zuzuhören und vor allem Entscheidungen zu treffen, die ihnen ermöglichen ihre wichtige Arbeit mit einer besseren Qualität zu gewährleisten, denn davon profitieren vor allem die Kinder, die Zukunft des Landes. Floskeln von Fr. Scharf und anderen PolitikerInnen, die wir immer wieder hören sind nur wenig hilfreich und schüren Unmut.
In einem ausführlichen Brief an Fr. Scharf, Hr. Söder und die MitarbeiterInnen des Sozialministeriums gehen wir auf einige Floskeln, die in den letzten Wochen zu hören waren ein und verdeutlichen wie diese in der Praxis ankommen. Im Brief werden zudem relevante Fragen gestellt wie: Ist Ihnen die Situation in vielen Kitas wirklich bewusst? Und damit meinen wir nicht Ihre pressewirksamen Besuche in einzelnen Einrichtungen. Welchen Stellenwert haben unsere Kinder? Geht es hier doch augenscheinlich um Quantität, statt Qualität. Welche Anerkennung und Unterstützung bekommt das pädagogische Personal in Kitas für ihren für die Gesellschaft so relevanten Beruf? Das Land benötigt doch für die Zukunft kompetente Kinder, die das Land weiterbringen. Dafür benötigen wir Kitas, die mit einer guten Qualität die Kinder stärken und für die Zukunft vorbereiten können. Sollte sich jetzt nichts ändern, werden immer mehr Menschen das Berufsfeld verlassen, mehr Kitas geschlossen werden und die Kita-Krise sich noch weiter verschärfen. Durch den Ausbau der Ganztagsangebote für Grundschulkinder wird ohnehin bereits Personal aus dem frühkindlichen Bildungsbereich abgezogen. Die Zeit des „Aussitzens“ ist vorbei. Deshalb fordern wir die PolitikerInnen auf gegenzusteuern. Nicht erst nach der Wahl, sondern JETZT.
Quelle: Verband Kita-Fachkräfte Bayern